Nicht jede Staatsbürgerschaft bietet gleich viele Vorteile – das zeigen nur schon die unterschiedlich langen Warteschlangen bei Passkontrollen an Flughäfen. Die Staatszugehörigkeit hat entscheidenden Einfluss auf die Möglichkeiten, die einem im Leben offen stehen. Die Schweiz gehört zu jenen Staaten, die besonders viele Chancen offerieren: Sie kommt auf Platz acht im «Kochenov Quality of Nationality Index» (QNI) des Beratungsunternehmens Henley & Partners.

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Den Spitzenplatz in der heute veröffentlichten Studie besetzt Deutschland vor Dänemark und Finnland. Werden die einzelnen Mitgliedsländer der Europäischen Union ausgeklammert, rangiert die Schweiz sogar auf Platz drei hinter Norwegen und Island. Die Studienautoren messen den Wert anhand der Wirtschaftskraft (BIP), der gesellschaftlichen Entwicklung gemäss des Human Development Index sowie des Weltfriedenindex. Hinzu kommen die Reise- und Niederlassungsfreiheit, welche die Staatsbürgerschaft bietet.

Bilaterale Verträge in Gefahr

Der Schweizer Platz in den Top Ten ist aber gefährdet: Falls die Schweiz keine Lösung im Konflikt mit der Europäischen Union wegen der Zuwanderung findet, droht ihr ein Absturz in der Rangliste. «Das könnte den Wert der Schweizer Staatsbürgerschaft massiv beschädigen», sagte Studienautor Dimitry Kochenov zu handelszeitung.ch. Heute können Schweizer Bürger dank der Bilateralen Verträge mit der EU in allen Mitgliedsländern leben und arbeiten – dies ist einer der Gründe für den hohen Rang im Index.

Auch ein anderes Land muss um seine gute Rangierung fürchten: Entscheiden sich die Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union, verliert der britische Pass an Glanz: «Grossbritannien würde nach einem Brexit in unserem Index auf den Rang von Argentinien zurückfallen», sagte Kochenov – also von Rang 11 auf Rang 37. «Es ist ein ähnliches Szenario wie bei der Schweiz

Es gibt auch Chancen

Kochenov sieht aber nicht nur Gefahren für die Schweiz. Denn es gibt laut dem Forscher auch einfache Wege, die Klassierung zu verbessern: So gewährt die Schweiz beispielsweise Bürgern des neuen EU-Mitgliedsland Kroatien nur eingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt.  «Die Schweizer vergessen, dass Kroatien im Gegenzug auch ähnliche Vorschriften für die Schweiz macht.» Das Schweizer Vorgehen beschneide die Möglichkeiten der eigenen Bürger.

Ein besserer Rang wäre laut Kochenov auch möglich, wenn die Schweiz weltweit mehr Visa-Vereinbarungen aushandeln würde – etwa mit Russland oder China. «Hier ist die Schweiz vielleicht ein bisschen zu konservativ», so Kochenov.