Ärzte und Ärztinnen stehen häufig unter Zeitdruck und Stress. Seit der Einführung der Fallpauschalen hat insbesondere der Anteil der Büroarbeit zugenommen - zum Leidwesen der Patienten.

Jeder zweite Spitalarzt gab in einer Umfrage an, meistens oder häufig unter Stress zu leiden, wie der Ärzteverband FMH mitteilte. Befragt wurden vom Forschungsinstitut gfs.bern rund 1300 Ärzte und Ärztinnen. Der Stress hat laut der Studie seit 2013 bei allen Ärztegruppen zugenommen, am meisten jedoch bei den Psychiatern.

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Auch die Patienten leiden

Darunter leiden nicht nur die Ärzte selbst, sondern unter Umständen auch die Patienten: Rund achtzig Prozent der befragten Ärzte haben nach eigenen Angaben den Eindruck, dass die Qualität der Patientenversorgung zumindest «hie und da» durch die hohe Arbeitsbelastung oder Zeitdruck beeinträchtigt wird.

Die Umfrage zeigt erneut, dass die Spezialärzte immer mehr Büroarbeit erledigen müssen. Ärztinnen und Ärzte der Akutsomatik verbrachten 2015 durchschnittlich rund eine Viertelstunde mehr Zeit pro Tag mit Dokumentationsarbeiten als vor der Einführung der Fallpauschalen (Swiss DRG). Besonders betroffen sind die Assistenzärzte.

Überstunden sind keine Lösung

Nur noch rund ein Drittel ihrer Zeit wenden Ärzte der Akutsomatik für patientennahe Tätigkeiten auf, in der Psychiatrie und der Rehabilitation sogar nur einen Viertel. Diesen Trend gelte es zu stoppen, heisst es in einem Beitrag in der Ärztezeitung zur neusten Umfrage. Die Ärzteschaft könne nicht alle Probleme mit Überstunden auffangen, die Spitäler müssten ihre Prozesse stetig verbessern.

Ein anderer Trend, den die FMH mit Sorge beobachtet, ist die steigende Zahl an Bonuszahlungen. In den Schweizer Spitälern erhalten rund ein Viertel der leitenden Ärzte Bonuszahlungen, bei den Chefärzten ist ein Fünftel, wie die FMH schreibt. Im Vergleich zu den Vorjahren habe insbesondere bei den Chef- und Oberärzten der Anteil des leistungsabhängig Bonus an der Lohnsumme zugenommen.

Es drohen unnötige Eingriffe

Problematisch sei die Situation, wenn Bonuszahlungen an die Operationen geknüpft sind - dann besteht die Gefahr von unnötigen Operationen. Diese sind gemäss der Umfrage zwar nach wie vor selten, werden in der Tendenz aber häufiger beobachtet. Die befragten Ärzte gaben an, während der letzten dreissig Tage im Schnitt 0,9 sogenannte nicht medizinisch indizierte Operationen beobachtet zu haben.

(sda/mbü/ama)