Die Schweiz hat sich längst den Ruf erarbeitet, bei der Umsetzung globaler Regulierungsforderungen entweder in vorauseilendem Gehorsam zu agieren oder sie derart zu zerfasern, dass am Ende ein bürokratisches Zerrbild entsteht. Ein Beispiel für Ersteres war die OECD-Mindestbesteuerung, das jüngste Beispiel für Letzteres ist das kürzlich verabschiedete Transparenzregister für wirtschaftlich berechtigte Personen.

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Beim nationalen Register für juristische Personen ist die Idee, dass wirtschaftlich Berechtigte an einem Ort den Behörden offengelegt werden. Das soll die Geldwäscherei wirksamer bekämpfen. Die Wirtschaftsverbände begrüssen die Schlankheit des Registers.

Immerhin verzichtet es auf eine öffentliche Einsicht durch NGO und Journalisten. Ebenfalls nimmt es Stiftungen, Vereine sowie Treuhänder von der Pflicht aus. Doch bei aller Schlankheit bleibt die entscheidende Frage: Verhindert dieses Register tatsächlich auch nur einen einzigen Fall von Geldwäscherei? Aktuell fehlt der Nachweis dafür. Was bleibt, ist der Eindruck eines teuren Symbols zur Beruhigung der internationalen Bühne, das Schlupflöcher bietet und ehrlichen Akteuren das Tagesgeschäft erschwert.

Die Gastautorin

Jamie Vrijhof-Droese ist Unternehmerin, Verwaltungsrätin, Referentin und Autorin. Sie ist Managing Partner von WHVP, einem Vermögensverwalter mit Fokus auf US-Kundinnen und -Kunden.

Die Regulierungsflut in der Schweiz nimmt seit Jahren zu. Besonders für kleinere Finanzfirmen, die unverhältnismässig unter dem wachsenden bürokratischen Aufwand leiden. Regulierung ist nicht per se abzulehnen. Doch sie muss verhältnismässig, praxistauglich und wirtschaftsnah sein – entwickelt von Menschen, die wissen, wie der Finanzplatz und die Firmen darin funktionieren.

Das Narrativ vom Schweizer Finanzplatz als Eldorado für Geldwäscherei ist schlicht falsch. Unsere Regulierungsstandards gehören zu den strengsten weltweit. Die Finma wacht mit scharfem Blick, die Gesetzgebung ist eindeutig, die Kontrollen sind intensiv. Dennoch: Die nächste Länderprüfung der Financial Action Task Force ist bereits angekündigt. Es wäre naiv, zu glauben, dass nicht erneut politisch motivierte Forderungen folgen werden, getrieben von geopolitischen Interessen und der Lust, einen erfolgreichen Wettbewerber zu schwächen.

Ein Blick ins Ausland zeigt die Doppelmoral: Die USA, laut in ihren Forderungen gegenüber anderen Finanzplätzen, halten sich selbst oft nicht an die von ihnen gesetzten Standards. In den Vereinigten Arabischen Emiraten gelten deutlich flexiblere Regeln, ohne dass dies vergleichbare Kritik auslöst. Und in der EU schreckt die Regulierungswut Vermögende längst ab. Ein Standortnachteil, den wir nicht kopieren sollten.

Besonders exemplarisch war das internationale Verhalten im Zuge der Russland-Sanktionen in der Schweiz: Kein Land reagierte schneller und konsequenter. Die kleine Schweiz hat mehr Geld eingefroren als die USA. Trotzdem hagelte es internationale Kritik, weil es politisch opportun war, ein neutrales, erfolgreiches Land zu schwächen.

Wir dürfen nicht vergessen: Der Schweizer Finanzplatz besteht aus weit mehr als nur Grossbanken. Er lebt von Tausenden KMU, von Treuhändern und Vermögensverwaltern, die täglich seriös, gesetzeskonform und kundenorientiert arbeiten. Sie bieten gefragte Dienstleistungen, sichern Arbeitsplätze, schaffen Steuereinnahmen und sind Fundament unseres Wohlstands. Wer diesen Firmen mit immer neuen Hürden begegnet, gefährdet nicht nur deren Zukunft, sondern unterminiert die Stärke unseres gesamten Finanzplatzes – und damit einen wesentlichen Pfeiler der Schweizer Volkswirtschaft.

Die Schweiz war immer dann stark, wenn sie pragmatisch, eigenständig und unternehmerisch gedacht hat. Daran sollten wir uns gerade im Finanzsektor wieder erinnern. Denn unser Erfolgsmodell beruht nicht auf blinder Regulierungswut, sondern auf liberaler Vernunft.