Was werden Sie studieren, nachdem Sie dereinst Ihren Posten als HEV-Chef abgegeben haben?
Markus Meier: Sie greifen weit vor. Ich glaube zurzeit nicht, dass ich ein Studium machen werde – wie es nun mein Vorgänger macht. Aber es geht jetzt nicht darum, über meine Zeit nach dem HEV zu reden. Für mich steht eine wichtige Aufgabe an, die ich mit vollem Elan anpacken will. Ansgar Gmür hat beim HEV Schweiz eine schlagkräftige Geschäftsstelle aufgebaut.

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Ihr Vorgänger Ansgar Gmür machte nicht nur mit seinen Plänen für ein Theologiestudium von sich reden – er war als HEV-Direktor häufig in den Medien und für seine pointierten Aussagen bekannt. Wird Markus Meier ein Ansgar Gmür 2?
Ich habe nicht den Anspruch, Gmür 2 zu sein – ich bin Meier 1. Es sind sicher grosse Fussstapfen, in die ich trete. Ich habe aber durchaus im Sinn, eigene Spuren zu legen.

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Markus Meier: Er war bis jetzt vor allem im Baselland aktiv - nun tritt er als HEV-Direktor auf die nationale Bühne.

Quelle: 13 Photo / Roshan Adhihetty

Was genau wollen Sie im HEV anstossen?
Ich bringe gewisse Vorstellungen mit. Das Reizthema Eigenmietwert ist sicher etwas, was die Geschehnisse in den nächsten Monaten prägen wird.

Die Politik spricht über eine Abschaffung.
Der Eigenmietwert ist ein Unding, ein komisches Konstrukt.

«Der Eigenmietwert ist ein Unding, ein komisches Konstrukt.»

Sie nennen den Eigenmietwert ein Unding. Aber die Lösung, die in den beiden Kammern diskutiert wird, ist kein sauberer Schnitt. Es wird weiter Abzugsmöglichkeiten für Hypothekarschulden geben.
Im Moment liegen nur die von der ständerätlichen Kommission für Wirtschaft und Abgaben formulierten Eckwerte für mögliche Änderungen vor. Wie die Bestimmungen dereinst definitiv und im Detail aussehen werden, steht noch nicht fest.

Lässt sich nicht bereits heute sagen, dass nur eine typisch schweizerische Kompromisslösung Chancen haben wird?
Ich möchte den Vorschlag zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter kommentieren. Klar ist: Der Eigenmietwert gehört abgeschafft und die Chancen dafür stehen so gut wie noch selten.

Der HEV-Chef
Name: Markus Meier
 
Funktion: Direktor HEV Schweiz
 
Jahrgang: 1961
 
Wohnort: Ormalingen BL
 
Familie: verheiratet, ein Sohn
 
Ausbildung: Marketingplaner mit eidg. FachausweisKarriere: langjährige Tätigkeit für die Wirtschaftskammer Baselland, zuletzt als stv. Direktor; langjähriges Engagement für den HEV Baselland, zuletzt als Präsident; SVP-Landrat des Kantons Baselland
 
Der Verband: Der HEV Schweiz vertritt die Interessen von Wohn- und Grundeigentümern. Mit seinen über 330 000 Mitgliedern gehört er zu den grössten und einflussreichsten Organisationen der Schweiz.

Sind denn Hauseigentümer geschlossen für die Abschaffung? Es wird Gewinner und Verlierer geben.
Wir haben heute ein Hypothekarvolumen von 1 Billion Franken in der Schweiz. Dieses enorme Volumen stellt durchaus auch ein Risiko dar. Zudem: Eigentum will auf die Dauer niemand auf Pump haben, es soll echtes Eigentum sein. Das heutige System mit dem Eigenmietwert verführt dazu, Hypotheken nicht abzuzahlen. Das alleine rechtfertigt die Abschaffung.

Viele Schweizer haben hohe Hypothekarschulden. Jetzt steigen die Zinsen allmählich wieder. Sind hier Probleme im Anzug?
Sollte die Inflation in den nächsten Jahren steil ansteigen, und damit auch die Zinsen, erhöhen sich natürlich auch die Schuldzinsen. Das kann kritische Entwicklungen geben. Heute können Sie Ihr Haus mehrjährig fest zu beispielsweise 1,2 oder 1,3 Prozent finanzieren. Wenn die Zinsen auf 5 Prozent hochschnellen würden, kann es für einige Wohneigentümer sicher schwierig werden.

Viele, die heute ein Haus kaufen, rechnen vielleicht nicht damit, dass die Zinsen steigen könnten.
Der HEV hat über 330 000 Mitglieder. Es gibt darunter sicher solche, für die ein namhafter Zinsanstieg schwierig wäre. Wohneigentümer haben in aller Regel kein dickes Bankkonto, mit dem sie Hypotheken rasch amortisieren können. Wenn die Zinslast steigt, werden aber auch die Konsumgewohnheiten angepasst. Der Hauseigentümer, der sein Wohneigentum mit einer namhaften Schuldenlast erworben hat, wird darum kämpfen. Er wird auch bereit sein, sein Verhalten so zu ändern, dass er die Last bestmöglich tragen kann.

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Markus Meier: Zu Beginn seiner Berufskarriere war er unter anderem für die Baselbieter Pneufirma Maloya tätig.

Quelle: 13 Photo / Roshan Adhihetty

Sie wohnen in Ormalingen im Kanton Baselland – kann sich dort eine durchschnittliche Familie ein Haus leisten?
Einfach ist es auch dort sicher nicht. Wohneigentum ist eine Lebensinvestition. Das muss man wollen und sich bewusst sein, dass man dafür Konzessionen eingehen muss. Man muss Verzicht üben.

Müssen Hauskäufer heute nicht zu grosse Abstriche machen? Die Preise besonders in den Zentren sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Viele junge Familien können sich dort kein Haus mehr leisten.
Wohneigentum war zum Zeitpunkt des Erwerbs schon immer teuer. Man muss sich mit dem Umfeld arrangieren, das jeweils gegeben ist. Auf die Dauer hat es aber wohl selten jemand bereut, Wohneigentum erworben zu haben. Und ich bin davon überzeugt, dass nicht alle in den Zentren wohnen wollen. Vielfach suchen junge Familien Wohneigentum in der Agglomeration oder auf dem Land.

«Ich spreche lieber von ‹Haus› als von ‹Hüsli›.»

Der Hauskauf ist mit Verzicht verbunden. Will die heutige Generation verzichten?
Ich habe nicht den Eindruck, dass sie das nicht mehr will. Die Nachfrage ist immer noch da. Die eigenen vier Wände zu besitzen, ist immer noch eine Wunschvorstellung.

Der Traum vom Haus im Grünen...
Es ist nicht immer im Grünen. Und es gibt Leute, die einer Eigentumswohnung den Vorzug geben. Wohneigentümer, die keinen Garten pflegen und nicht jeden Samstag den Rasen mähen möchten. Das ist doch schön, dass es einen Mix an verschiedenen Wohneigentumsformen gibt.

 

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Markus Meier: Der Baselbieter pendelt jetzt jeden Morgen an den HEV-Sitz im Zürcher Seefeld-Quartier.

Quelle: 13 Photo / Roshan Adhihetty

Wenn ich Hauseigentümerverband höre, kommt mir das Wort «Hüslischwyz» in den Sinn.
Jetzt kommt das wieder (lacht).

Sie finden diese Charakterisierung unfair?
Ich finde es ein bisschen despektierlich. Wenn man Wohneigentum in einer Verniedlichungsform beschreibt, wird es dem nicht gerecht, was alles dahintersteckt; was Wohneigentum bietet und was nötig ist, um es zu erwerben und zu unterhalten. Ich spreche deshalb lieber von «Haus» als von «Hüsli».