Die Kandidatur von Donald Trump fürs US-Präsidentenamt reisst immer grössere Löcher in die Reihen der republikanischen Partei. Selbst Trumps eigener Kandidat für den Posten des Vizepräsidenten, Mike Pence, liess nun öffentlich Distanz erkennen. Pence stellte sich im Sender Fox News ausdrücklich hinter Parlamentschef Paul Ryan, dem Trump zuvor die Unterstützung verweigert hatte.

Pence ist längst nicht der einzige Republikaner, der sich in diesen Tagen deutlich von Trump distanziert. Der umstrittene Präsidentschaftsanwärter bringt seine Partei zunehmend gegen sich auf: Parteichef Reince Priebus liess erklären, er sei «ausserordentlich empört» über Trumps beispielloses Verhalten gegenüber Ryan. In Washington wird Trumps Vorgehen als Retourkutsche gewertet, weil sich Ryan wiederholt kritisch über Trump geäussert hatte.

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«Eine Bombe von ungewöhnlicher Grösse»

Und weil sich Trump seit Monaten weigert, seine Steuererklärung zu veröffentlichen – wie das von allen Kandidaten seit den 1970er-Jahren erwartet wird – hat er nun auch den letzten US-Präsidentschaftsanwärter der Republikaner, Mitt Romney, gegen sich.

Auf Facebook meinte er, die einzig logische Erklärung für Trumps Weigerung zur Steueroffenbarung sei, dass er «eine Bombe von ungewöhnlicher Grösse» zu verbergen habe. Auch meinte Romney öffentlich: «Ich prophezeie, dass in Trumps Steuererklärungen noch mehr Minen verborgen sind.»

Gold-Star-Familie angepöbelt

Seit jeher polarisiert Trump mit Forderungen nach einem Einreiseverbot für Muslime oder nach einer Mauer an der Grenze Mexikos. Mit seiner Kritik an der Familie eines im Irak getöteten muslimischen US-Soldaten brach er vor einigen Tagen aber ein Tabu. Die Angehörigen im Krieg gefallener amerikanischer Soldaten werden als Gold-Star-Familien bezeichnet und gelten als unantastbar.

Als Reaktion auf diese Pöbelei verkündete der New Yorker Republikaner Richard Hanna als erster öffentlich, er werde Hillary Clinton wählen. Er erwarte keinen perfekten Kandidaten, «aber ich verlange mehr als die Verkörperung einer zumindest engeren Auswahl der sieben Todsünden.»

Der Vietnam-Drücker beleidigt Veteranen

Auch der prominente Senator John McCain, der Präsident des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, und der Anführer der Republikaner im Senat, der zweiten Kammer des Parlamentes, Mitch McConnell, kritisierten Trump öffentlich.

Der Milliardär, der sich einem Einsatz in Vietnam entziehen konnte, beleidigte John McCain schon früher: McCain wurde in Vietnam ein Kriegsgefangener – Trump sagte dazu: «Er ist ein Kriegsheld, weil er gefangen wurde. Ich mag Leute, die nicht gefangen wurden, okay?»

Der einflussreiche Republikaner Newt Gingrich appellierte eindringlich an den Kandidaten, sein Auftreten zu ändern. «Er hat noch nicht den Übergang zum potenziellen Präsidenten der Vereinigten Staaten geschafft», sagte Gingrich am Mittwoch im Sender Fox Business Network. «Seine Äusserungen der vergangenen Woche lassen nichts Gutes für seine Kampagne ahnen.»

Konservative Hewlett-Packard-Chefin wählt Clinton

Auch aus der Wirtschaft bläst Trump zunehmend ein rauer Wind ins Gesicht. Nun hat ihm die Chefin von Techriese Hewlett-Packard, Meg Whitman, die Liebe aufgekündigt. Trump sei eine Gefahr für die Demokratie, sagte die Frau, die den Republikanern in der Vergangenheit grosse Wahlgelder beschafft hatte. Auch sie wird nun Clinton unterstützen – nicht nur mit Worten.

US-Investorenlegende Warren Buffett spricht Trump gar sämtliche Wirtschaftskompetenz ab. Auch er setzt sich für Clinton ein. Dazu gesellt sich nun eine weitere Pleite an der Wirtschaftsfront: Das von Trump gegründete Casino «Trump Taj Mahal» in der Vergnügungsstadt Atlantic City muss schliessen. Das Casino war 1990 mit grossen Pomp eröffnet und als «achtes Weltwunder» bezeichnet worden. Doch schon ein Jahr später musste Trump für die Spielhölle mit den goldenen Kuppeln Insolvenz anmelden. Heute gehört es Investor und Milliardär Carl Icahn. Er wurde von Trump für den Fall eines Wahlsiegs als möglicher Finanzminister genannt.

Wichtigste Zeitung Texas' gegen Trump

Für grosses Aufsehen sorgte auch die Wahlempfelung der grössten Tageszeitung  des erzrepublikanischen US-Staates Texas, «Houston Chronicle», für Hillary Clinton zu stimmen. Nicht nur ist die Zeitung eigentlich als republikanerfreundlich bekannt (bei den letzten Präsidentschaftswahlen empfahl sie Mitt Romney statt Barack Obama), es ist äusserst ungewöhnlich, dass eine bedeutende Zeitung so früh im Wahlkampf bereits ihre Wahlempfehlung abgibt.

(mit sda)