Es war die Frage, mit der sich ganz Europa befasste: Wie wird sich Mario Draghi entscheiden? Nun liegt die Antwort vor. Und sie schürt Hoffnung, dass sich die grosse Krise in Italien abwenden lässt. Denn der Ministerpräsident ist bereit, weiterzuregieren und vom Rücktritt abzusehen.

Allerdings ist das Weiterregieren des ehemaligen Chefs der Europäischen Zentralbank nicht in trockenen Tüchern: Draghi stellt nämlich Bedingungen. Er forderte in seiner Rede am Mittwoch im Senat die zerstrittenen Regierungsparteien auf, sich geschlossen hinter ihn und die Exekutive zu stellen. Für den Abend ist eine Vertrauensabstimmung in der kleineren der beiden Parlamentskammern anberaumt.

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Entscheidend wird nun vor allem das Verhalten des Movimento 5 Stelle sein: Die Fünf-Sterne-Bewegung war dem Regierungschef in einer wichtigen Abstimmung nicht gefolgt und hatte damit die Krise heraufbeschworen. Ohne das Vertrauen der Sterne wollte Draghi nicht mehr weiterregieren. Das zweite Problem: Die Regierungsparteien aus dem rechten Lager – die Forza Italia und die Lega – sind mit den Sternen zerstritten.

Draghi – populär, nicht nur in Italien

In Italien ist Draghi äusserst populär und auch ausserhalb der Landesgrenzen hat er weiterhin viele Fans. Die halbe Welt bat «Super-Mario», im Amt zu bleiben. Diverse Staatsführer forderten den ehemaligen EZB-Chef auf, seinen Abgang als Ministerpräsident zu überdenken. Auch 1000 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister Italiens sprachen sich für den früheren Wirtschaftsprofessor und gegen Neuwahlen aus.

Die Schwergewichte von Italiens Wirtschaft meldeten sich ebenfalls zu Wort: Die Mailänder Wirtschaftszeitung «Il Sole 24 Ore» rief mit der Wirtschaft das Parlament in Rom zur Vernunft auf und will eine Verlängerung von Draghis Mandat. Hunderte Unternehmer, Managerinnen und Ökonomieprofessoren unterschrieben. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem: Alfredo Altavilla, Ita Airline, Antonio Baravalle, CEO Gruppo Lavazza, Stefano Beraldo, CEO OVS, Alberto Calcagno, CEO Fastweb, Alessandra Carra, CEO Gruppo Feltrinelli, Leonardo Ferragamo, Präsident Salvatore Ferragamo, Pietro Gussalli Beretta, Präsident und CEO Beretta Holding oder Remo Ruffini Präsident Moncler.

(mbü, bar, Reuters)