US-Präsident Donald Trump (79) ist mutiger als sein Vorgänger Joe Biden (82). Anders als Biden hat es Trump jetzt gewagt, die beiden grössten russischen Ölriesen Rosneft und Lukoil mit harten Sanktionen zu belegen. Biden hatte sich diesen Schritt während seiner Präsidentschaft mehrfach überlegt, aber aus Angst vor steigenden Energiekosten davon abgesehen.
Trump aber zieht durch. Per sofort stehen die beiden Hauptkriegskassenfüller Moskaus auf Amerikas schwarzer Liste. Wer weiter bei ihnen einkauft, wird von den Amis hart abgestraft. Keine Gnade! Der Entscheid kommt überraschend – und ist der bislang heftigste des 47. US-Präsidenten gegen seinen Mal-Freund-mal-Feind in Moskau. Noch schmerzhafter für Putin aber ist etwas ganz anderes.
Doch bleiben wir kurz beim Öl. Russland füllt seine Staatskassen zu einem guten Drittel mit Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas. Rosneft und Lukoil sind für mehr als die Hälfte der Öl- und Gasverkäufe verantwortlich. Man rechne: Wenn die beiden Giganten ihren schimmernden Stoff nicht mehr auf dem Weltmarkt verkaufen können, fallen in Russland rund 15 Prozent der Einnahmen weg. Jeder sechste Rubel rollt nicht mehr. Das ist ein gigantisches Problem für Wladimir Putin (73) und seine kriegstreibenden Kumpanen.
Trumps «Gefühle» tun den Russen weh
Die wissen nämlich jetzt schon nicht mehr so recht, wie sie den Angriff auf die Ukraine nachhaltig finanzieren sollen. Die Wirtschaft stagniert, die Inflation ist hoch. Trotzdem will Moskau am 1. Januar 2026 die Mehrwertsteuer von 20 auf 22 Prozent erhöhen und die KMU noch stärker zur Kasse bitten. Zudem werden vielerorts Lehrerlöhne und Soldatenboni gekürzt.
Es seien «enorme Sanktionen», die er da verhängt habe, gab Trump am Mittwochabend zu Protokoll. Die Begründung: «Wladimir und ich haben immer gute Gespräche. Aber dann zieht er im Nachhinein einfach nie mit.» Deshalb «fühle» es sich jetzt richtig an, die Russen unter Druck zu setzen. Wie hart die neuen Strafmassnahmen das Riesenreich treffen, zeigt nicht zuletzt die hässige Reaktion des ehemaligen Regierungschefs Dimitri Medwedew (60). Er wertet die Sanktionen als «endgültigen Beweis dafür, dass die USA mit Russland im Krieg» sei.
Die Sanktionen umgehen, wie man das bei vergangenen Strafmassnahmen jeweils machte: Das dürfte für die Russen in diesem Fall schwierig sein: Indien, der grösste Abnehmer russischen Öls, hat postwendend angekündigt, dass man alle bestehenden Verträge mit Rosneft und Lukoil sistieren will. China hat seine Einkäufe auf dem russischen Ölmarkt gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel reduziert. Und die EU wird heute noch ihr 19. Sanktionspaket verabschieden, das den Einkauf von russischem Flüssiggas komplett untersagt. Zudem setzt die Union 117 weitere russische Schiffe von Putins «Schattenflotte» auf die Sanktionsliste. Mit den unregistrierten Tankern versuchte Moskau, die Sanktionen sprichwörtlich zu umschiffen.
Budapest-Absage ist eine Schmach für Putin
Und Russlands Sorgen gehen noch weiter. Die ukrainischen «Langstreckensanktionen», wie Präsident Wolodimir Selenski (47) die Drohnenangriffe auf Russlands Öl- und Gasinfrastruktur nennt, haben auch gestern wieder «gewirkt». Eine Ölraffinerie und eine Munitionsfabrik (beide weit über 1000 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt) gingen in Flammen auf. Anders als der Kindergarten in der ukrainischen Metropole Charkiw, den Russland gestern – während der Unterrichtszeit mit 48 Kindern im Haus! – bombardierte, gehören russische Öl- und Gasfabriken völkerrechtlich zu den legitimen Kriegszielen, weil sie mit ihren Produkten Moskaus Kriegskassen füllen.
Am schmerzhaftesten für Putin persönlich ist aber die Absage des für kommende Woche geplanten Budapest-Gipfels. Ein Treffen mit dem US-Präsidenten in einem EU-Land, mit einem ihm freundlich gesinnten Regierungschef: Das hätte Putin den diplomatischen Herbst versüsst wie nichts anderes. Der ausgerollte rote Teppich in Alaska wäre nichts gewesen im Vergleich zum Empfang in jener Stadt, in der die Ukraine bei der Unterzeichnung des Budapester Memorandums 1994 ihr gesamtes Atomwaffenarsenal den Russen überschrieb – im Gegenzug für heute lächerlich wirkende «Sicherheitsgarantien».
Trump aber sagte den Budapest-Gipfel am Mittwochabend endgültig ab. Gut möglich, dass sein Aussenminister Marco Rubio (54) dahintersteckte. Der traf sich vorgängig mit seinem russischen Pendant Sergej Lawrow (75) und kam zum Schluss, dass die Positionen der beiden Länder zu weit auseinanderlägen, um an einem Gipfel zum Durchbruch zu kommen. Dass Rubio und nicht mehr Trumps Russland-höriger Sondergesandter Steve Witkoff (68) die Sondierungsgespräche mit den Russen führt, ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass Washington die Nase von den russischen Irreführungen langsam gestrichen voll hat.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick.