Die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) steht seit Wochen in der Kritik. Private Konkurrenten wie TCS und Air-Glaciers werfen ihr vor, sie verhindere schnelle Rettungen, weil sie möglichst viele Einsätze selber fliegen wolle, anstatt Helikopter anderer Organisationen aufzubieten.

Angesichts des anhaltenden Streites will sich nun auch die Schweizer Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) einschalten. Die Diskussionen hätten ihn aufgeschreckt, sagte GDK-Präsident Carlo Conti in einem Interview mit der «Sonntagszeitung». Für ihn stünden die Patienten an erster Stelle. Er wolle nicht, dass kommerzielle Interessen wichtiger seien.

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Conti will das Thema an der nächsten Vorstandssitzung der Gesundheitsdirektorenkonferenz traktandieren. Es müsse sichergestellt werden, dass bei mehreren Anbietern die Patienten nach medizinischer Dringlichkeit Hilfe erhalten würden. Ökonomische Prinzipien seien zweitrangig.

Conti: Kantonale Koordination keine Lösung

Für den Basler Gesundheitsdirektor Conti und die GDK ist die Situation, die sich momentan im Schweizer Luftrettungswesen abspielt, neu. Daher müsse zuerst eine Bestandesaufnahme gemacht werden.

Darin würden auch die Erfahrungen einfliessen, die man im Kanton Aargau gemacht habe. Im Aargau hatte das Gesundheitsdepartement Mitte Juli entschieden, dass bei Meldungen an die Notfallnummer der TCS-Heli und nicht die weiter entfernt stationierte Rega-Maschine aufgeboten wird.

Conti sieht aber keine Lösung darin, dass die Kantone die Sache koordinieren. Der Auftrag könnte der Rega erteilt werden, wobei die Standards definiert und kontrolliert würden.

Vorwurf der «Rosinenpickerei»

Rega-Stiftungsrat Franz Steinegger warf dem TCS in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit den Zeitungen «Tages-Anzeiger» und «Bund» vor, «Rosinenpickerei» zu betreiben. Hintergrund für Steineggers Äusserung ist das bisherige Alarmierungs-System.

In der Regel wird die Rega über den Notruf 144 oder direkt von den Betroffenen über die Nummer 1414 aufgeboten. Ausser im Wallis und im Berner Lauterbrunnental flog die Rega die Aufträge bisher selbst.

Um dieses System aufrecht zu erhalten, betreibe die Rega eine landesweite Bereitschaftszentrale und ein eigenes Funknetz. Die Bereitschaftskosten seien der grösste Kostenblock, der mit Gönnerbeiträgen finanziert werde.

Rega-Chef doppelt nach

«Der TCS möchte diese enormen Bereitschaftskosten aber nicht tragen, sondern will nur aufgeboten werden. Und damit indirekt von den Gönnerbeiträgen profitieren», sagte Steinegger. Rega-Chef Ernst Kohler doppelte in der «NZZ am Sonntag» nach.

Organisationen wie der TCS wollten ein paar Flüge machen, aber nichts zur Grundversorgung beitragen. Grundversorgung aber bedeute, immer verfügbar zu sein für alle Rettungs- und Transportflüge. Die Rega fliege zurzeit 40 bis 70 Einsätze pro Tag. «Die Air-Glaciers zahlt nichts an unser Funknetz und an unsere Einsatzzentrale. Sie ist Trittbrettfahrerin», so Kohler weiter. Umso stossender sei es, dass diese Unternehmen die Rega dauernd kritisierten. 

Es sei Unsinn, dass immer nur der räumlich nächste Helikopter zum Einsatz kommen soll, sagte Kohler zudem. Es gebe unzählige andere Kriterien für einen Einsatz, sagte Kohler und nennt Wetter und Einsatzmittel.

(tno/awp/sda)