Die attraktivsten Gemeinden der Schweiz liegen am Zürichsee im Kanton Schwyz. Freienbach SZ hat sich im grossen Gemeinderanking der «Bilanz» den ersten Platz gesichert – vor Altendorf SZ gleich nebenan. Die beiden Nachbargemeinden schneiden also über alle 56 Faktoren gesehen, die das Beratungsunternehmen IAZI für die umfangreiche Analyse herbeigezogen hat, am besten ab. Blick hat sich nun angeschaut, welche Gemeinden in einzelnen Kategorien besonders hervorstechen – oder eben schlecht dastehen. Hier sind sieben Erkenntnisse:

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1. Ausflugsort ist Steuerhölle der Schweiz

Den Titel als beste Gemeinde der Schweiz hat sich Freienbach auch gesichert, weil die Gemeinde rekordtiefe Steuern hat. Für Singles liegt der Gesamtsteuersatz bei 7,9 Prozent, Verheiratete werden sogar mit nur durchschnittlich 4,8 Prozent belangt. Das zieht auch gutbetuchte an. So leben etwa Ex-Banker und Investor Martin Ebner (80) sowie Unternehmer Stephan Schmidheiny (77) dort. Ihr Vermögen schätzt die «Bilanz» auf jeweils 3,8 Milliarden Franken. Auch Hausi Leutenegger (85) hat ein Haus in Freienbach. Und kürzlich ist alt Ständerat Ruedi Noser (64) ins Schwyzer Steuerparadies gezogen.

Gemeinde Freienbach

Freienbach, die attraktivste Gemeinde der Schweiz, trumpft mit rekordtiefen Steuern auf.

Quelle: STUDIO SEGHROUCHNI

Eine regelrechte Steuerhölle ist im Vergleich Val-de-Travers NE. In der Neuenburger Gemeinde, die als Ausflugsziel für Wanderer und als Land des Absinths bekannt ist, zahlt eine ledige Einzelperson im Schnitt 22,2 Prozent Einkommenssteuer – fast dreimal so viel wie in Freienbach. 

2. Reichste Gemeinde ist nicht an der Goldküste

Wasser zieht Reichtum an: Wer viel Geld verdient, wohnt meistens an einem See. Bekannt für wohlhabende Bewohner sind etwa die Zürcher Goldküsten-Gemeinden oder eben die Schwyzer Ortschaften am unteren Ende des Zürichsees. Die reichste Schweizer Gemeinde liegt aber am Genfersee. Die Einwohner des Genfer Vororts Cologny GE kommen auf ein steuerbares Durchschnittseinkommen von 182'000 Franken. Zum Vergleich: In Eggiwil BE am anderen Ende der Skala liegt der Wert bei 18'900 Franken. 

Cologny ist der Hotspot der Genfer Elite, nicht umsonst hat das WEF dort seinen Hauptsitz. Im Volksmund wird die Gemeinde gerne als Milliardärshügel bezeichnet. Villa reiht sich an Villa. Und am See liegt der bekannte Hafen der Schönen und Reichen, Le Pont Noir. Regelmässig sorgt die Gemeinde mit der teuersten Adresse der Schweiz für Aufsehen. Dort kostet der Quadratmeter in der obersten Preisklasse deutlich mehr als 35’000 Franken. 

3. Bündner Skiort ist Altersheim der Schweiz

Den Job haben viele in einem der urbanen Zentren, den Lebensabend geniessen sie dann in der ländlichen Ruhe. Besonders gerne zieht es Pensionierte in die Berge, wo die Jugend dagegen abwandert. Ausgeprägt zeigt sich das im Bündner Tourismusort Arosa. Die Gemeinde ist das Altersheim der Schweiz, denn dort leben besonders wenige junge Menschen. Auf 100 Einwohner im Alter von 20 bis 64 kommen im Schnitt nur 19 Teenager oder Kinder. Ein Jungbrunnen ist dagegen Eggersriet SG, wo es 53 unter 20-Jährige pro 100 Erwachsene zwischen 20 und 64 Jahren gibt.

Evangelische Dorfkirche, Arosa, Graubünden, Schweiz,

Die Gemeinde Arosa ist das Altersheim der Schweiz.

Quelle: Pius Koller

4. Lausanner Vorort erlebt Bevölkerungsexplosion

Mit dem demografischen Wandel zu kämpfen hat auch eine andere Bündner Berggemeinde: Pontresina GR. Der nördliche Talort des Berninapasses ist die Schweizer Gemeinde mit der höchsten Bevölkerungsabnahme. Über die letzten drei Jahre ist Pontresina um 4,6 Prozent geschrumpft – auf noch knapp über 2000 Einwohner. Gerät die Gemeinde unter diese Schwelle, fällt sie künftig auch aus dem Ranking.

Einen grossen Boom gibt es hingegen in der Agglomeration von Lausanne. Die Gemeinde Romanel-sur-Lausanne VD ist in den vergangenen drei Jahren um 23,2 Prozent gewachsen – der höchste Wert in der Schweiz. Der mittlerweile über 4300 Einwohner grosse Vorort von Lausanne hat sich zur beliebten Wohngemeinde für Pendler entwickelt, die in der Stadt arbeiten, aber ländlicher leben wollen.

5. Im Jura werden die Häuser und Wohnungen billiger

Generell steigen die Immobilienpreise in der Schweiz seit Jahren – aber eben nicht überall. In Saignelégier JU die Preise fürs Eigenheim über die letzten drei Jahre um 7 Prozent gesunken – so stark wie nirgends sonst in unserem Land. Ein 5,5-Zimmer-Einfamilienhaus kostet im Schnitt 576'000 Franken, eine Eigentumswohnung mit 4,5 Zimmern gibt es für durchschnittlich 482'000 Franken. Das krasse Gegenstück ist Steinhausen ZG, wo es einen regelrechten Immobilienboom gibt. In der Gemeinde am Zugersee sind die Eigenheimpreise innerhalb der vergangenen drei Jahre um 31,8 Prozent gestiegen. Damit hat sich die Ortschaft zwischen Zug und Cham zu einer kostspieligen Adresse entwickelt, es geht aber noch teurer. Etwa in Zürich und Genf sind die Immobilienpreise höher.

Gemeinderanking der «Bilanz»

Gemeinderanking
Quelle: Bilanz

Für das Gemeinderanking der «Bilanz» hat das Beratungsunternehmen Iazi rund 1000 Gemeinden untersucht – und damit all jene, die mehr als 2000 Einwohnerinnen und Einwohner zählen. Dabei wurden alle Faktoren, die bei einem Entscheid für einen Wohnort von Bedeutung sind, herangezogen. Alle Infos und das gesamte Ranking finden Sie hier.

6. Die Appenzeller chrampfen richtig

Im Appenzellischen büezen die Menschen noch richtig. Die Gemeinde Schwende-Rüte AI trumpft mit der schweizweit tiefsten Arbeitslosigkeit auf – wie bereits im letzten Jahr. Das Verhältnis zwischen den Arbeitslosen und der Gesamtbevölkerung beträgt 0,1 Prozent. Das heisst: In der Gemeinde mit 6100 Einwohnern haben bloss etwas mehr als eine Handvoll Personen keinen Job. Der letzte Platz bei diesem Faktor belegt wieder eine Ortschaft aus dem Jura. Nach Delsberg im letzten Jahr trifft es diesmal Pruntrut – mit einer Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent.

Sennen mit Schellen und Kuehe bei der Alpabfahrt (Alpabzug) der Familie Pfaendler von der Potersalp unter dem Saentis, am Samstag, 19. August 2023, in Schwende-Ruete. Die Familie nimmt nach dem Alpsommer mit Geissen und 27 Kuehen die drei Stunden Marsch nach ins Tal nach Urnaesch unter die Fuesse. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

Arbeitsame Appenzeller: In Schwende-Rüte AI ist die Arbeitslosigkeit besonders tief.

Quelle: Keystone

7. Unsere Sonnenstube liegt im Wallis

Eigentlich gilt das Tessin als die Sonnenstube der Schweiz. Am meisten Sonne bekommt aber die Walliser Gemeinde Ardon ab. Dort ist die Sonne in 58 Prozent der Zeit, in der sie theoretisch scheinen kann, auch tatsächlich zu sehen. Ihren Sonnenreichtum nutzt die Gemeinde im Rhonetal für den Weinanbau, etwa für den Wallis-typischen Fendant. Sie ist Mitglied der Association des Coteaux du Soleil – der Vereinigung der Sonnenhänge. Das grösste Schattenloch ist dagegen in der Zentralschweiz zu finden, konkret in Altishofen LU. Die Gemeinde hat eine Sonnenscheindauer von bloss 39 Prozent.