So fremd, wie es manchmal wirkt, scheinen sich Schweizer und Deutsche doch nicht zu sein. Erst vor wenigen Tagen brachte eine Regionenauswertung der Industrieländerorganisation OECD ans Licht, dass vor allem die beiden süddeutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg der Schweiz ähnlicher sind als gedacht. Und in Sachen Lebenszufriedenheit mehr Ähnlichkeiten aufweisen als etwa mit den nördlicheren deutschen Bundesländern Niedersachsen und Brandenburg.

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Denn Bayern ist nicht nur bei der Beschäftigung mit einer Erwerbslosenquote von 3,2 Prozent Spitzenreiter in Deutschland, dicht gefolgt von Baden-Württemberg. Auch beim durchschnittlichen Haushaltseinkommen hängen die beiden Südländer alle anderen ab. In Sachsen-Anhalt etwa sterben die Menschen im Schnitt fast drei Jahre früher als im Schwabenland. Und das Risiko, ermordet zu werden, ist in Brandenburg zweieinhalb mal grösser als im Süden der Republik.

Schweiz sollte aber alle süddeutschen Feiertage übernehmen

Die «Schwäbische Zeitung» griff diese OECD-Ergebnisse nun auf und fragt ihre Leser seit gestern, ob Bayern und Baden-Württemberg als neue Kantone die Schweiz verstärken sollen. Und die Süddeutschen scheinen sich einig zu sein: Nur jeder siebte der bislang fast 700 teilnehmenden Leser lehnte den Vorschlag bis heute Mittag ab – denn ein Sezessionskrieg wäre gegen Berlin nicht zu gewinnen.

Eine überwältigende Mehrheit hingegen würde den Anschluss an die Schweiz befürworten. Mit 53 Prozent fordert gar über die Hälfte der Befragten: «Ja unbedingt. Es wäre eine Befreiung vom preussisch-norddeutschen Joch.» Und immerhin jeder dritte Süddeutsche ist prinzipiell dafür – wenn die Schweizer alle süddeutschen Feiertage übernehmen.

«Mentalität und Kultur passen viel besser zusammen»

In der Kommentarspalte der Zeitung geben sich viele Leser begeistert: «Bayern, Baden-Württemberg, Schweiz und Österreich, das wäre ein Traumland und würde von der Mentalität und der Kultur viel besser zusammen passen als Nord- oder Ostdeutschland», schreibt ein Leser.

Zwar sind die Antwortmöglichkeiten in der Umfrage von der «Schwäbischen Zeitung» lustig gewählt – die Aussagekräft also beschränkt. Der Hintergrund jedoch ist ernst: Wohl mehr noch als in der Schweiz spaltet der deutsche Finanzausgleich die Bundesrepublik in sogenannte Geber- und Nehmerländer.

Inzwischen zahlen nur noch Bayern, Baden-Württemberg und Hessen in den Fonds ein. Die in Bayern regierende konservative CSU drängt deshalb schon länger auf eine radikale Reform des Mechanismus. Politiker aus dem Norden, etwa aus der Hauptstadt Berlin, wehrten sich in der Vergangenenheit hingegen deutlich gegen den immer wiederkehrenden Vorwurf der Prasserei.