Wäre die Schweiz in der Nato, müsste sie die Verteidigungsausgaben massiv erhöhen. Denn die Mitglieder des Militärbündnisses haben sich zum Ziel gesetzt, 2 Prozent der Wirtschaftsleistung für die Armee einzusetzen.

Davon ist die Schweiz weit entfernt. Gemäss Daten der Eidgenössischen Finanzverwaltung gab der Bund 2022 5,32 Milliarden Franken für die militärische Landesverteidigung aus. Für 2023 waren 5,62 Milliarden budgetiert.

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Darin enthalten sind die 4,6 bzw. 4,9 Milliarden für die Armee und rund 700 Millionen für das Beschaffungs-, Technologie- und Immobilienzentrum Armasuisse.

Gemessen am Bruttoinlandprodukt (BIP) von ungefähr 800 Milliarden Franken sind das 0,7 Prozent. Zum Vergleich: Die USA geben über 850 Milliarden Dollar für die Verteidigung aus, das ist absolut betrachtet mit Abstand am meisten. China folgt mit geschätzten 300 Milliarden Dollar an zweiter Stelle, vor Russland und Indien.

In Prozent des BIP beträgt der US-Militäretat 3,5 Prozent des BIP. Deutschland gab 1,4 Prozent für Verteidigungszwecke aus, Frankreich 1,9 Prozent. Das zeigt die erste Spalte in der folgenden Tabelle mit Daten des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI).

Doch ist der Vergleich fair?

Diese Länder haben anders als die Schweiz eine Berufsarmee und müssen eine teure Marine unterhalten. Zudem werden in der Schweiz die Ausgaben der Erwerbsersatzentschädigungen, Lohnfortzahlungen, Militärversicherung sowie die Ausgaben von Kantonen und Gemeinden nicht zu den Armeeausgaben gezählt.

Ein grosser Teil dieser Ausgaben ist in den SIPRI-Daten enthalten, deshalb kommen die Forscher auf 6,1 Milliarden Dollar im Jahr 2022, was je nach Wechselkurs fast 0,8 Prozent des BIP ausmacht. 

Gemäss Erwerbsersatz-Statistik wurden 2022 für Armeeangehörige und die Rekrutierung rund 500 Millionen Franken ausbezahlt. Hinzu kommen Zahlungen der Arbeitgeber mit dem Ziel, Lohneinbussen zu verhindern, da nur 80 Prozent des Lohnes durch die EO gedeckt sind. Diese belaufen sich gemäss NZZ auf schätzungsweise 300 Millionen Franken im Jahr.

Die 6,1 Milliarden resp. 6,4 Milliarden für 2023 erscheinen demnach für die Gesamtausgaben als plausible Werte. Selbst wenn man viel höhere Personalkosten für die Truppen annimmt, kommt man noch lange nicht auf 2 Prozent des BIP. 

Wirtschaftsprofessor Reiner Eichenberger geht bei marktgerechten Löhnen von Personalkosten in der Höhe von 4 bis 5 Milliarden Franken aus. Damit man auf die Summen kommt, müsste bei 5,3 Millionen Diensttagen mit fast 1000 Franken pro Kopf und Tag gerechnet werden, was sehr hoch erscheint.  

Wäre dem tatsächlich so, lägen die Verteidigungsausgaben bei 1,3 Prozent und damit immer noch weit unter dem 2-Prozent-Ziel der Nato.

Das Problem mit den Vergleichszahlen im Verhältnis zum BIP ist aber auch, dass reiche Länder wie die Schweiz schlechter abschneiden, auch wenn sie eine schlagkräftige Armee hätten.

Bei den Armeeausgaben pro Kopf (zweite Spalte in der Tabelle), kann die Schweiz locker mit Deutschland mithalten. 

 

rop
Peter RohnerMehr erfahren