Die im vergangenen Sommer verschleppten Schweizer Geiseln sind frei gekommen. Der 31-jährige Berner Polizist und seine 28-jährige Freundin sind demnach «unversehrt und gesund». Sie wurden von Nord-Waziristan aus in die weiter südlich gelegene Grossstadt Peschawar gebracht, wie Armeesprecher General Athar Abbas mitteilte.

Dort würden sie momentan befragt. Aus Kreisen des Geheimdienstes war zu erfahren, dass das Paar am frühen Donnerstagmorgen (Orstzeit) an einem Kontrollposten in der Nähe der Stadt Miranshah aufgefunden wurde. Anschliessend wurden sie per Helikopter nach Peschawar transportiert.

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Umstände unklar

Unklar blieb zunächst, wie das Schweizer Paar freigekommen war. «Sie haben uns versichert, dass sie es geschafft haben zu fliehen», sagte Abbas. Aus Geheimdienstkreisen hiess es dagegen, die Taliban hätten die Geiseln freigelassen, nachdem mit der Schweizer und der pakistanischen Regierung eine Übereinkunft erzielt worden sei.

Ein pakistanischer Geheimdienstmitarbeiter, der anonym bleiben wollte, sagte: «Von der Schweizer Regierung wurde Lösegeld gezahlt, aber es ist nicht klar, in welcher Höhe. Die pakistanische Regierung liess Gefangene frei, aber es ist nicht klar, wie viele.»

Die Schweizer Botschaft in Islamabad sowie das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) gaben zur Freilassung der Geiseln bis Donnerstagmittag keine Erklärung ab.

In Belutschistan entführt

Die Schweizer waren Anfang Juli im Nordosten Belutschistans entführt worden. Sie waren in einem Campingbus unterwegs und wollten in den Bergen des Distrikts Loralai übernachten. Die Region gilt als Transitroute der radikal-islamischen Taliban zwischen dem pakistanischen Stammesgebiet Süd-Waziristan und Afghanistan.

Die pakistanischen Taliban verschleppten die Geiseln ins Stammesgebiet Nord-Waziristan an der afghanischen Grenze, wie ein angeblicher Taliban-Sprecher erklärte. Im Oktober veröffentlichten die Taliban zwei Videos.

Die Geiselnehmer fordern im ersten Video die Freilassung der in den USA inhaftierten Pakistanerin Aafia Siddiqui, im zweiten die Freilassung der Mudschahedin aus den Gefängnissen Pakistans und drei Millionen Dollar Lösegeld.

Im Dezember hatte die damalige Aussenministerin Micheline Calmy-Rey noch mit dem pakistanischen Premier Yusuf Raza Gilani telefoniert und ihre Sorge über das Schicksal des Paares zum Ausdruck gebracht.

Weitere Europäer entführt

Weiterhin sind in Pakistan ein deutscher, ein italienischer und ein amerikanischer Entwicklungshelfer verschleppt. Der Deutsche und der Italiener waren im Januar entführt worden.

Die Taliban teilten im Februar mit, die Europäer befänden sich inzwischen in ihrer Gewalt. Im August vergangenen Jahres war ein amerikanischer Entwicklungshelfer in der ostpakistanischen Metropole Lahore Opfer einer Entführung geworden. Al-Kaida teilte mit, der US-Bürger befinde sich in der Gewalt des Terrornetzes.

(vst/sda)