Für die meisten ist Dschibuti ein weisser Fleck auf der Landkarte. Die kleine Nation am Horn von Afrika besteht primär aus Wüste und spielt auf der globalen Politikbühne kaum eine Rolle. Dennoch sticht Dschibuti in einer Sache heraus: In dem Land mit rund 900'000 Einwohnern befinden sich Militärstützpunkte fast aller grossen Weltmächte - Seite an Seite auf einer Fläche so gross wie Israel.

Die USA, Frankreich, China, Japan, Italien und Spanien haben in dem ostafrikanischen Staat bereits einen Stützpunkt. Deutsche Soldaten sind im Rahmen der Anti-Piraterie-Mission «Atalanta» zeitweise in Dschibuti stationiert. Und Neuankömmling Saudi-Arabien baut dort derzeit eine Militärbasis.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Afrika als strategischer Standort

«Dschibuti bietet internationalen Armeen einen dauerhaften Standort, um ihre Macht auf dem Kontinent zu demonstrieren und ihre Sicherheitsinteressen zu wahren», sagt Tim Walker vom Institute for Security Studies (ISS) im südafrikanischen Johannesburg.

Zu diesen Interessen gehört der Kampf gegen Dschihadisten in der Sahel-Region, am Horn von Afrika und im von Dschibuti nur knapp 30 Kilometer über das Meer entfernten Jemen. «Afrika wird zum neuen Schauplatz für den Kampf gegen den islamistischen Terror, mit Dschibuti als strategischem Standort», sagt Analyst Ryan Cummings von der Sicherheitsberatung Signal Risk.

Dschibuti liegt günstig wie kaum ein anderes afrikanisches Land: am Schnittpunkt von Europa, Afrika, dem Nahen Osten und Asien. Es grenzt an die Meerenge Bab al-Mendab, wo das Rote Meer auf den Golf von Aden trifft. Mit der Kontrolle über diese Meeresstrasse - und der Macht, anderen diese Kontrolle zu verwehren - habe man Einfluss über eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt, erklärt Walker.

Zudem liegt das politisch stabile und als sicher geltende Dschibuti nahe an vielen von Afrikas grössten Krisenherden, in die einige Weltmächte militärisch involviert sind - Somalia, der Südsudan, Libyen, Mali.

Es ist daher wenig überraschend, dass sich internationale Mächte einen Wettlauf um Dschibuti liefern. «Sie teilen alle eine Agenda, trotz oft frostiger diplomatischer Beziehungen», sagt Cummings. Ausländische Militärmächte wollen zur politischen Stabilität und Friedenswahrung in der Region beitragen, so Cummings, aber auch ihre eigenen kommerziellen Interessen in Afrika schützen.

Lukratives Geschäft für das Land

Für Dschibutis Präsidenten Ismail Omar Guelleh ist dies ein lukratives Geschäft. Millionen von Dollar fliessen jährlich durch das Verpachten des Landes in die Staatskassen. Und die Pächter ignorieren dabei gerne, dass die Regierung von Guelleh seit seiner Machtübernahme 1999 als autokratisch und oppressiv gilt.

Das amerikanische Camp Lemonnier in Dschibuti ist mit 4000 Soldaten einer der grössten ausländischen Stützpunkte der USA - und ihre einzige dauerhafte Basis auf dem Kontinent. Frankreich verfolgt hingegen eine andere Strategie. Für die ehemalige Kolonialmacht ist Dschibuti nur eine von mehreren Basen in Afrika, von wo aus sie vor allem den Kampf gegen islamistische Extremisten unterstützt.

Die 3500 Soldaten der Anti-Terror-Mission "Barkhane" sind in der ganzen Sahel-Zone im Einsatz. Auch Deutschland ist in mehreren Ländern präsent: Neben der «Atalanta»-Mission ist die Bundeswehr auch in Mali im Einsatz und hat Transall-Transportflugzeuge im Rahmen der UNO-Mission im Niger stationiert.

China plant indessen, seine Präsenz in Dschibuti stetig aber aggressiv auszubauen. Die asiatische Supermacht hat einen Pachtvertrag bis 2026 geschlossen und darf bis zu 10'000 Truppen stationieren, wie das Magazin «The Diplomat» berichtet. Dies zeigt Walker zufolge auch, dass sich Chinas Rolle in Afrika verändert.

China und USA im Wettbewerb

Bislang habe China auf dem Kontinent vor allem in Infrastruktur- und Bergbauprojekte investiert. Nun hege Peking auch verstärkt militärische Interessen, die den USA ihren Einfluss streitig machten. «Es ist definitiv ein Wettrüsten.»

Auch Dschibutis Nachbarn spielen mehr und mehr eine Rolle. Nach einer Auseinandersetzung mit Dschibuti verkündeten die Vereinten Arabischen Emirate (VEA) beispielsweise kürzlich, sie würden in der angrenzenden, halb-autonomen Republik Somaliland einen Stützpunkt errichten.

Die Ballung permanenter Militärstützpunkte am Horn von Afrika sei «äusserst symbolisch», sagt Cummings - ein klares Zeichen für neue militärische Interessen an Afrika aus dem Nahen Osten und Asien.

Afrika werde damit nicht nur zum Schauplatz im Kampf gegen den Terrorismus, sondern auch die neue Front im Kampf der Weltmächte um Macht und Einfluss.

(sda/chb)