Mit der Digitalisierung geht die «Appifizierung» einher: Innovation passiert auf unserem Smartphone, indem wir eine App verwenden. Damit wird dann entweder das herkömmliche Taxifahren disruptiert, das Banking revolutioniert oder die Art und Weise verändert, wie man eine Reise bucht. Was so einfach klingt, ist ein komplexes Zusammenspiel zwischen Produkt-, Service- und Prozessinnovation. Es tönt wie ein Widerspruch: Um zu mehr Innovation in Produkten, Services und Prozessen zu kommen, bietet Hyperautomation eine optimale Grundlage. Die Zutaten dafür: Digitale Technologien und adäquate Transformation.

Von der simplen Automation zur Hyperautomation

Während sich Automatisierung seit Jahrzehnten auf Basis der Verknüpfung und Verarbeitung von Daten entlang von Prozessen etabliert hat, ermöglichen erst die neuesten Technologien, dies auch intelligent zu tun. Dazu gehört einerseits KI in allen Teilgebieten der Datenverarbeitung und Prozessorchestrierung und andererseits auch die Intelligenz und damit Vereinfachung der Benutzerschnittstelle – sowohl für die Designer und Entwickler als auch die Nutzerschaft. Diese Komplexitätsreduktion legt das Fundament für weitreichende digitale Innovationen.

Prozessintelligenz zeigt sich dadurch, dass nicht jedes Dokument oder jede Aufgabe regelbasiert umgesetzt werden muss, sondern durch KI generisch trainiert werden kann, was dazu führt, dass z.B. eine Lösung in wenigen Tagen implementiert ist und bereits vom Tag eins an Mehrwert bringt und nicht erst nach spezifischer Lernphase.

Datenintelligenz lässt sich gut anhand des KPI-Forecasting veranschaulichen. Mit adäquatem Einsatz von KI lässts sich die Forecastqualität erhöhen und gleichzeitig die Datenqualität analysieren und verbessern.

Die Vereinfachung in der Benutzerschnittstelle ist eine der wichtigsten Verbesserungen der letzten 10 Jahre und macht die Prozess- und Daten-Systeme erst effizient benutzbar, was sowohl die Realisierung von digitalen Innovationen als auch die Nutzung der Lösungen vereinfacht.

Von agiler Transformation zum digitalen Innovations-Champion

Damit die in der Hyperautomation gebündelten Technologien die digitale Innovation optimal unterstützen können, muss zwingend auch eine nicht-technische Transformation stattfinden. Diese zielt auf das «Target Operating Model» mit veränderter Governance. Business und IT müssen ihre Zusammenarbeit weiterentwickeln. 

«BizDevOps» etwa ist ein Ansatz dafür, der neben Entwicklung und Betrieb auch die Business-Perspektive voll und ganz in die Entwicklung integriert. Es entstehen neue Rollen wie die der «Citizen Developer». Der IT obliegt deren «Enablement» anhand von Templates oder durch den Aufbau von «Communities of Practices». Die Governance muss allerdings auch Grenzen setzen und differenzierende Security Policies für mehr oder weniger techaffine Rollen einführen. Hierzu sollten sich Unternehmen an den Best Practices des Innovationsmanagements orientieren. Dazu zählen:

  • Betroffene zu Beteiligten machen: Dies bedeutet, sie nicht nur zum Mitmachen zu bewegen, sondern sie auch zu befähigen. Neben Templates zählen dazu Trainings, aber auch attraktive Communities und wertschätzende Steuerungsmechanismen.
  • Segmentierung von Innovationsvorhaben nach ihrem Risiko und Komplexitätsgrad: Citizen Developer fokussieren auf inkrementelle «Innovation im Kleinen», Profi-Entwicklungsressourcen auf die komplexen Vorhaben. Auf beiden Seiten steigt die Zufriedenheit.

Weiter geht mit dem Einsatz digitaler Technologien unmittelbar eine Transformation hin zu datengetriebenen Unternehmen einher. Wenn alle Rollen im Unternehmen direkt und jederzeit einfachen Zugriff auf die relevanten Daten haben, dann können sich Entscheidungskompetenzen am Arbeitsfluss orientieren und nicht an traditionellen Hierarchien. So wird das Unternehmen agiler und kann schneller auf neue Markt- und Umwelteinflüsse reagieren.

Der erwähnte «Citizen-Developer»-Ansatz gewinnt in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels an weiterer Bedeutung. Der Fachverantwortliche ist froh, seine Idee eigenständig, ohne Gedankenbruch – und ohne den «Flaschenhals» IT umsetzen zu können. Das wiederum steigert die Mitarbeiterzufriedenheit und Arbeitsmarktattraktivität.

Fazit

Die Verbindung aus Hyperautomation-basierten digitalen Technologien mit adäquater Transformation legt das Fundament für digitale Innovationen. Das führt zur Entlastung von Kern-Entwicklungskapazitäten, die sich auf die komplexen Innovationen fokussieren können und beschleunigt gleichzeitig die Innovation im Kleinen, die durch Citizen Developer geleistet wird.

Autoren
Name

Andrej von Berg: Digital Consultant bei T-Systems 

Quelle: T-Systems
Marco Bösch

Marco Bösch: Digital Engineer bei T-Systems Schweiz

Quelle: T-Systems