Herr Thiem, wie hat Sie die Corona-Krise persönlich betroffen?
Einige meiner Angehörigen leben in Italien. Da gab es gleich zu Beginn der Pandemie in Europa viele tragische Fälle, die uns alle sehr betroffen gemacht haben. Aber in meinem direkten Umfeld ist bisher niemand schwer erkrankt. Darüber bin ich natürlich sehr froh!

Für jeden gab es diesen Moment, in dem man realisiert hat: Diese Krise lässt sich nicht aussitzen, man muss Lösungen finden – sofort. Können Sie sich an Ihren Moment erinnern?
Ja, sehr gut. Als Mobilitätsanbieter vermieten wir Fahrzeuge zu höchst unterschiedlichen Zwecken. Aufgrund der Ankündigung des Lockdowns im März 2020 brachten fast alle unsere ausländischen Kunden Tausende Fahrzeuge innerhalb weniger Tage an unsere Flughafen-Stationen zurück. Da blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken.

Wie stellen Sie die Leistungen Ihres Unternehmens in dieser Zeit sicher?
Hertz gibt es seit über 100 Jahren, und wir haben schon viele Krisen erlebt. Eine sehr hohe Dienstleistungsbereitschaft und Flexibilität gehören zu unseren grössten Stärken. Unsere Kunden sollten kaum bemerken, dass wir unter Krisenbedingungen agieren.

Wie bedienen Sie Kunden, die das Haus nicht verlassen können oder wollen?
Dank unseres dichten Stationsnetzes können wir frisch desinfizierte Fahrzeuge an nahezu jede gewünschte Adresse in der ganzen Schweiz innerhalb weniger Stunden liefern – in den Ballungszentren geht es bei Bedarf auch schneller. Vor Ort wird dann im Rahmen der Übergabe noch mal desinfiziert. Hierfür haben wir auch spezielle Geräte angeschafft.

Emil Frey

Auch während des Lockdowns ist Hertz für seine Kunden da: Fahrzeuge können beispielsweise auf Wunsch frisch desinfiziert bis vor die Haustüre geliefert werden.

Quelle: Valeriano Di Domenico

Welche neuen Angebote haben Sie erarbeitet?
Unser Auto im Abo «Hertz Minilease» (ein All-inclusive-Angebot mit einer hoch flexiblen Mindestmietdauer von nur einem Monat) gibt es bei uns in der Schweiz schon seit den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Neu bieten wir das in dieser Form auch für Nutzfahrzeuge an, die nun in der Krise noch stärker gefragt sind. Zudem durften wir für unsere Firmenkunden neue Konzepte umsetzen, bei denen wir nicht nur das Fahrzeug vermieten, sondern auch vor Ort beim Kunden täglich die Fahrzeuge bewirtschaften und desinfizieren. Unterstützt von unserer Sharing-Technologie konnten wir die Auslastung der Fahrzeuge solcher Firmen zudem noch weiter steigern.

Wie wichtig ist Ihre Branche in dieser schwierigen Zeit?
Mit unserem sehr vielfältigen Mobilitäts-Angebot für PW und Nutzfahrzeuge sind wir ein wichtiger Anbieter. Wir durften in den schwierigsten Momenten Behörden, Gesundheitswesen, Logistikunternehmen, aber auch Privatpersonen, welche bei reduzierter ÖV-Verfügbarkeit zur Arbeit mussten, mobil halten.

Was macht Ihnen Sorgen?
Etwaige Virus-Mutationen und eine möglicherweise länger anhaltende globale Wirtschaftskrise.

Sind Sie froh, dass Händeschütteln passé ist?
Im Moment schon. Aber ich hoffe, das kommt wieder.

Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Zeit?
Mit möglichst viel Einbezug, einer offenen Kommunikation und spannenden neuen Aufgaben im Krisen-Management.

EMil Frey

Ob für Behörden, das Gesundheitswesen, Privatpersonen oder Logistikunternehmen: Die Nutzfahrzeug-Flotte von Hertz ermöglicht reibungslose Mobilität während der Pandemie.

Quelle: Valeriano Di Domenico

Was hat Sie als Chef in dieser Krise besonders stolz gemacht?
Dass wir trotz der grossen Einschränkungen bei unseren Schweizer Kunden im lokalen Geschäft dank des grossen Einsatzes all unserer Mitarbeitenden sogar noch Geschäftsfelder wie zum Beispiel das Nutzfahrzeuggeschäft oder das Auto im Abo erweitern konnten.

Was haben Sie beruflich dazu gelernt?
Das «Fahren auf Sicht» ohne Vernachlässigung des gesunden Menschenverstands, aber durchaus auch mit mehr Respekt vor dem Bauchgefühl.

Worauf freuen Sie sich 2021?
Auf Fortschritte bei der Bekämpfung dieser Pandemie sowie unbeschwertes Reisen für unsere Kunden.

Können Sie im Homeoffice arbeiten?
Zum Teil schon. Bei der Erbringung einer Dienstleistung wie der unsrigen hat das Zusammenspiel aller Beteiligten einen hohen Stellenwert, und trotz vieler Standards lässt sich gutes Teamwork eben nicht komplett ins Virtuelle verlagern.

Was fehlt Ihnen dort am meisten?
Der persönliche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, Kunden und Geschäftspartnern.

Welches Hobby haben Sie im Corona-Jahr für sich neu entdeckt?
Das Wandern und Lesen. Es gibt viele tolle Landschaften und Geschichten, in die man eintauchen kann.

Lieferdienst oder selber kochen?
Der Lieferdienst schmeckt bei mir eindeutig besser (lacht)!

 

www.hertz.ch