Warum wird der klassische Barcode im Handel nach und nach abgelöst?
Der klassische EAN-Strichcode ist seit über 50 Jahren ein globaler Standard, und sein «Beep» an der Kasse gehört längst zum Alltag. Doch die heutigen Anforderungen im Handel gehen weit darüber hinaus: So erwarten beispielsweise Konsumentinnen und Konsumenten mehr Transparenz zu Produktinformationen und Lieferketten müssen effizienter und besser rückverfolgbar werden. Diese Komplexität kann der eindimensionale Barcode nicht mehr abbilden – die Transformation zu smarten 2D-Codes ist der logische nächste Schritt.
Was können Nachfolger wie 2D-Codes, was Strichcodes nicht können?
2D-Codes können deutlich mehr Informationen enthalten, und das auf derselben Fläche oder kleiner als der klassische Barcode. Neben der Artikelnummer lassen sich Produktionsdaten, Chargennummern, Mindesthaltbarkeitsdaten oder Herkunftsinformationen hinterlegen. So können Kassen und Logistik zusätzliche Daten für ihre Prozesse nutzen, während Konsumentinnen und Konsumenten per Smartphone-Scan direkt auf Produktinformationen zugreifen.
Wie funktioniert das Konzept «From Barcode to Smartcode» konkret? Und wie lassen sich damit Informationen für Kassen, Logistik und Konsumenten gleichzeitig bereitstellen?
Mit «Smartcode» ist ein 2D-Code gemeint, der nach GS1-Standards aufgebaut ist, etwa ein QR-Code mit GS1-Digital-Link. Kassensysteme können standardisierte Produktinformationen für den Bezahlvorgang auslesen, während Konsumentinnen und Konsumenten über denselben Code digitale Inhalte wie Nährwertangaben, Allergene, Herkunft oder Nachhaltigkeitstipps erhalten.
Welche zusätzlichen Informationen oder Services können Marken den Kundinnen und Kunden über einen QR-Code mit GS1-Digital-Link bieten – über die klassischen Produktdaten hinaus?
Die Möglichkeiten des GS1-Digital-Link sind enorm: Herkunftsnachweise, Zubereitungshilfen, Marketinginhalte und vieles mehr. Marken und Retailer können jederzeit aktuelle Informationen bereitstellen, und ein und derselbe Code zeigt je nach Kontext unterschiedliche Inhalte an. Für Kundinnen und Kunden führt der Code über einen sogenannten Default-Link beim Scannen mit dem Smartphone automatisch auf eine hinterlegte Webseite – etwa mit Nährwerten, Rezepten oder Nachhaltigkeitsinfos. In der Logistik hingegen können Scanner denselben Code auslesen und zusätzlich dynamische Daten wie Chargennummern oder Haltbarkeitsdaten interpretieren. So bleibt der Code identisch, liefert aber je nach Anwendung ganz unterschiedliche Informationen.
Wie können Unternehmen dank 2D-Codes ihre Verpackungen aktuell halten, ohne neu drucken zu müssen – etwa bei saisonalen Aktionen oder kurzfristigen Marktänderungen?
Der GS1-Digital-Link macht Verpackungen dynamisch: Der aufgedruckte Code bleibt gleich, aber die hinterlegte URL kann jederzeit angepasst werden. So lassen sich Kampagnen, Rückrufe oder geänderte Allergenhinweise in Echtzeit kommunizieren – ohne neues Packaging. Das spart Zeit, Kosten und reduziert Foodwaste.
GS1 liefert Standards
2D-Codes ermöglichen eine zukunftsorientierte, effiziente und innovative Kennzeichnung von Produkten. Die dafür nötigen Standards liefert GS1, eine globale Non-Profit-Organisation, bekannt für den Strichcode. Sie entwickelt Standards, mit denen Produkte und Lieferketten weltweit identifiziert und Daten ausgetauscht werden können. GS1 unterstützt moderne 2D-Codes, um Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Effizienz vom Hersteller bis zu den Konsumentinnen und Konsumenten zu sichern.
Welche Vorteile bringen 2D-Codes beispielsweise für die Logistik?
2D-Codes ermöglichen es, neben der Artikelnummer auch variable Daten wie Chargen- oder Haltbarkeitsangaben abzubilden. Dadurch wird Rückverfolgbarkeit präziser, Produktrückrufe lassen sich gezielter durchführen, und Prozesse wie Wareneingangskontrolle oder Lagerverwaltung werden effizienter und sind weniger fehleranfällig.
Können 2D-Codes dazu beitragen, Verbraucherinnen und Verbrauchern mehr Sicherheit über Herkunft, Inhaltsstoffe oder Nachhaltigkeit eines Produkts zu geben?
Absolut. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten heute Transparenz: Woher kommt mein Produkt? Wie wurde es hergestellt? Ist es nachhaltig? Mit 2D-Codes können Unternehmen diese Informationen direkt am Regal bereitstellen. Zudem bilden sie die Grundlage für den digitalen Produktpass, der künftig in vielen Branchen regulatorisch vorgeschrieben wird.
Brauchen Kundinnen und Kunden eine spezielle App, um den Code zu nutzen?
Nein. Moderne Smartphones haben standardmässig QR-Code-Scanner in der Kamera integriert. Ein einfacher Scan genügt, eine zusätzliche App ist nicht nötig.
Bis wann könnten die neuen Codes flächendeckend verbreitet sein?
Es bestehen noch ein paar Herausforderungen bei der Umstellung der Infrastrukturen. Die grösste: Kassensysteme, Lager- und Warenwirtschaftssysteme müssen 2D-fähig werden. Die globalen GS1-Standards stellen sicher, dass die Systeme dieselbe Sprache sprechen. Ziel ist, dass ab 2028 2D-Codes parallel zu den bekannten Strichcodes an den Kassen eingesetzt werden. Händler und Hersteller sollten jetzt starten, um rechtzeitig bereit zu sein und von den Vorteilen zu profitieren.
Ab 2028 sollen 2D-Codes parallel zu Barcodes eingesetzt werden.