Gelegentlich hilft die vereinfachte Chart-Perspektive: Wer den Swiss Market Index (SMI) auf Zehnjahressicht mit dem Swiss Performance Index (SPI) vergleicht, sieht sofort eine Lücke zwischen den beiden Kurven. Der SMI hat seit April 2014 knapp 40 Prozent hinzugewonnen. Der SPI dagegen fast 90 Prozent. Natürlich setzen sich diese beiden bekanntesten Indizes anders zusammen – der SMI umfasst nur die zwanzig höchstkapitalisierten Werte, der SPI alles, auch kleine gelistete Firmen. Der grosse Unterschied sind die Dividenden: Beim SPI werden sie berücksichtigt, bei SMI dagegen nicht.

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Dividenden und Rückzahlung: Bingo!

Für das laufende Jahr erwarten die Analysten und Analystinnen von Vontobel rekordhohe Dividenden. Dank sinkender Obligationenrenditen würden Dividenden wieder attraktiver, und wenn man die Aktienrückkäufe berücksichtigt, wird das Thema noch interessanter. Hauptsächlich Finanzwerte stellen die Topdividendenzahler an der Schweizer Börse, wie die Vontobel-Analystinnen berechnet haben.

«Häufig kommunizieren Unternehmen eine angestrebte Ausschüttungsquote oder eine Ausschüttungsbandbreite für die Dividende, meist bezogen auf den erzielten Gewinn je Aktie», erklärt Omar Brem, Head Research bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). «Dies soll dem Markt eine gewisse Indikation geben, wie das Unternehmen die Kapitalallokation sieht und inwieweit Investitionen in internes Wachstum gegenüber Ausschüttungen an die Aktionäre und Aktionärinnen in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen gewichtet werden.» Eine positive Entwicklung des operativen Geschäfts ist die Basis für potenzielle Dividendenerhöhungen. «Darüber hinaus sind eine stabile oder steigende Dividendenentwicklung in der Vergangenheit sowie die Beibehaltung der Dividende in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtige Indikatoren dafür, ob auch in Zukunft mit steigenden Dividendenausschüttungen zu rechnen ist», so Brem. «Wichtig ist auch ein Blick auf die Verschuldungssituation eines Unternehmens sowie der Geschäftsausblick für die kommenden Jahre. Ist die Verschuldung bereits hoch und hat sich das wirtschaftliche Umfeld eingetrübt, dann besteht bei eher zyklischen Unternehmen das Risiko einer Dividendenkürzung.»

«Der alleinige Blick auf die Dividendenrendite greift bei der Identifikation von Dividendentiteln zu kurz», erklärt Reto Loetscher-Odermatt, Leiter Research bei der Luzerner Kantonalbank (LUKB). «Verfügt ein Titel über eine sehr hohe Dividendenrendite, kann das auch ein Signal dafür sein, dass der Markt nicht daran glaubt, dass das Unternehmen künftig die nötigen Cashflows erwirtschaftet, um die Dividende zahlen zu können.» Ist der Aktienkurs deutlich gefallen, bedeutet das unter Umständen, dass der Markt einen schlechten Geschäftsverlauf vorwegnimmt. «Werden die Dividendenerwartungen in einem solchen Fall nicht frühzeitig angepasst, erscheint die Dividendenrendite überdurchschnittlich attraktiv», so Loetscher.

90 Prozent hat der SPI innerhalb von zehn Jahren zugelegt. Der SMI dagegen nur 40 Prozent.

 

Laut Loetscher gibt es einige Hinweise darauf, wie man solide Dividendenzahler finden kann. So sollten zum Beispiel die Dividenden in der Vergangenheit mindestens stabil ausbezahlt worden sein; die Informationen dazu findet man auf den Homepages der Firmen – dort und in den Präsentationen für Analystinnen und Investoren gibt es vielfach einen Überblick über die Dividendenzahlungen der vergangenen Jahre. «Zudem achten wir auf eine solide Bilanz und eine hohe Profitabilität, damit auch in Zeiten eines schwachen Geschäftsgangs eine Dividende ausgeschüttet werden kann», so Loetscher. «Ein Augenmerk legen wir auch darauf, dass die Payout-Ratios, also die Ausschüttungsquoten, angemessen sind.» Diese zeigen, wie viel Prozent des Gewinns in Form einer Dividende ausgeschüttet wird. «Dividenden sind ein wesentlicher Bestandteil der Rendite einer Anlage», folgert Loetscher. «Darum lohnt sich eine zeitnahe Reinvestition der Dividendenzahlungen. Will sich ein Anleger nicht um die Wiederanlage kümmern oder handelt es sich um eher kleinere Beträge, kann er eine thesaurierende Kollektivanlage in Betracht ziehen, die diese Aufgabe für ihn übernimmt.»