Gemäss dem Bundesrat sollen Finanzprodukte oder Finanzdienstleistungen, die als nachhaltig dargestellt werden, zusätzlich zu den finanziellen Zielen mindestens «verträglich mit einem oder mehreren spezifischen Nachhaltigkeitszielen sein» oder «einen Beitrag zur Umsetzung eines oder mehrerer Nachhaltigkeitsziele leisten.» Auch wenn diese Begrifflichkeiten neu sind, lässt sich schon heute sagen, dass es eine Vielzahl von Anlagelösungen geben dürfte, welche in die erste Kategorie fallen. Für die zweite Kategorie, die auf einen so genannten «Impact» abzielt, ist das Angebot eher überschaubar.

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Der Autor

Erol Bilecen, Leiter Kompetenzcenter Nachhaltigkeit Vorsorgen & Anlegen, Raiffeisen Schweiz.

Woran liegt es also, dass Impact-Investing bislang eher ein Nischendasein fristet? Da ist zum einen die Notwendigkeit eines langen Anlagehorizontes, denn das Kapital muss längerfristig gebunden bleiben, damit es die gewünschte Wirkung entfalten kann. Weitere Faktoren, die den Einstieg erschweren, sind die häufig sehr hohen Mindestanlagesummen zur Einschränkung des Investorenkreises gerade bei Lösungen mit hohem Impact sowie eine eingeschränkte Liquidität. Die ganz grosse Knacknuss für die weitere Verbreitung von wirkungsorientierten Anlagen ist allerdings die Herausforderung, die verschiedenen Bausteine zu einem sinnvollen, effizienten Portfolio zusammenzustellen und Mindestansprüche an Liquidität und Risikostreuung in Einklang zu bringen.

 

Zwei Arten von Impact

Einen Ausweg bietet eine feinere Aufgliederung von Wirkungsstrategien in «Impact-aligned» (Ia) und «Impact-generating» (Ig). In letztere Kategorie fallen «traditionelle» Impact-Strategien wie beispielsweise Microfinance. Ia-Anlagen zeichnen sich hingegen dadurch aus, dass sie soziale und ökologische Ziele haben, deren Messung sich aber auf Benchmark-Vergleiche oder einen Abgleich mit den 17 Zielen einer nachhaltigen Entwicklung (SDG) der UN beschränken kann. Mit dieser Kategorie werden hoch liquide Anlagestrategien investierbar, die sich ein klar definiertes und auch messbares Nachhaltigkeitsziel gesetzt haben.

32 Prozent der Investoren legen Wert auf eine nachhaltige Wirkung ihrer Anlagen. (Quelle: SwissSustainable Finance)

 

Aus diesen zwei «Impact-Arten» lassen sich sinnvolle Portfolios aus einer Matrix mit einem Core-Satellite-Ansatz zusammenstellen. Den liquiden Kern («Core»), der auch für taktische Anlageentscheidungen genutzt werden kann, bilden dabei Ia-Strategien wie beispielsweise Anlagefonds, die klare Anforderungen betreffend Treibhausgasabsenkungspfad erfüllen müssen. Ebenfalls zum liquiden Kern, aber in der Kategorie Ig, gehören Green-, Social oder Sustainability Bonds, also Obligationen, die explizit zur Finanzierung von Projekten mit positiver Umwelt- und/oder Sozialwirkung verwendet werden. Die Satelliten bilden zum einen Themenfonds mit einem klaren Bezug zu Nachhaltigkeitsthemen, wie etwa erneuerbare Energien oder die Kreislaufwirtschaft (Ia) und zum anderen Bausteine wie Mikrofinanz-, Green Infrastructure oder Green Real-Estate.

Eine Herausforderung stellt das Reporting der Wirkung dar. Denn im Gegensatz zu einem einzelnen Impact-Investment verfolgt ein Impact-Portfolio viele unterschiedliche Ziele, die sich nicht leicht summieren lassen und sich gerade durch bewusste Anlageentscheidungen über die Zeit ändern können. Statt nun die teilweise sehr unterschiedlich formulierten Ziele einfach aneinanderzureihen, bieten sich als gemeinsamer Nenner die 17 SDG-Ziele an.

Dieser Ansatz ist komplex und stellt hohe Anforderungen an das Reporting und die Datenbasis. Gerade bei «Impact-aligned» Anlagen wird damit aber eine wichtige Brücke von einzelnen Impact-Lösungen hin zu einem Gesamtbild des Impact-Portfolios geschlagen. Das ermöglicht es insbesondere nicht-professionellen Investorinnen und Investoren, neben finanziellen Zielen auch eine ökologische und soziale Wirkung anzustreben. Damit gewinnen Anleger nicht nur an Diversifikation, sondern sie können die Wirkung mehrerer Nachhaltigkeitsziele gleichzeitig mit einem Portfolio verfolgen.