Neben offensichtlichen Spekulationsobjekten gibt es auch Firmen, die schon lange eindrückliche Gewinne und daher Kursgewinne erwirtschaften. Allerdings haben sie in den letzten zwei Jahren Massen von Geld angezogen, welches nicht mehr nach fundamentalen Kriterien investiert wird.

Viel davon kam aus dem Obligationenmarkt, der aufgrund der Geldschwemme der Notenbanken nichts mehr hergab. Zudem sprangen millionenweise neue, unbedarfte Spekulanten auf den  fahrenden Zug. Um die letzten Prozentpunkte relativer Performance nicht zu verpassen, ritten auch viele institutionelle Anleger wider besseres Wissen mit.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Georg von Wyss ist Partner und Portfoliomanager BWM Value Investing.

Da fundamentale Kriterien für zu viele Marktteilnehmer unwichtig geworden waren, ist der Value-Stil in den letzten Jahren unrentabel und ungeliebt geworden. Eine Unterbewertung war kein Grund mehr, eine Aktie zu kaufen.

Ab Februar des vergangenen Jahres war das erst recht der Fall, obwohl allgemein bekannt war, dass viele gebeutelte Firmen auf Basis ihrer Gewinnkraft nach dem Ende der Pandemie viel zu tief notierten. Sie waren relativ zu teuren Aktien nun ungleich viel billiger als unter normalen Umständen.

Die Internetspekulationsblase zeigt, wie die Euphorie enden könnte

Diese Schere ist typisch für eine Euphorie. Typisch ist auch, dass diese schlecht endet. Dieser Prozess läuft gerade. Bereits seit Oktober 2020, als die ersten Impfstoffe ihre Wirksamkeit bewiesen hatten, legen unterbewertete Aktien ein fulminantes Rally hin.

Nicht nur ist eine baldige Wiedereröffnung der Wirtschaft und des sozialen Lebens Realität, sondern man erinnert sich, dass diese Titel auch ohne COVID-19 fundamental attraktiv sind. Und mit dem jüngsten Anstieg der langfristigen Zinsen fliesst wieder Geld in den Obligationenmarkt zurück. Das wird Druck auf die teuren Aktien ausüben.

Man fürchtet das die Blase wieder platzt

Vor 20 Jahren, auf dem Höhepunkt der Internetspekulationsblase, ist etwas Ähnliches passiert. Damals benebelten zwar nicht Visionen einer technologisierten grünen Zukunft den Blick auf die Bewertung, sondern «Klicks». Wie heute beispielsweise Tesla war damals Cisco unfassbar teuer. Rückblickend sagt man, die Internet-Blase sei geplatzt. Effektiv gab es jedoch keinen heftigen Einbruch wie im März 2020.

Vielmehr verloren die teuren Titel ab Frühling 2000 einfach kontinuierlich an Wert. Das «Platzen» war ein Leiden, das sich über zwei Jahre hinzog. Value-Anleger hingegen erfreuten sich – wie gerade jetzt – steigender Kurse.

Ohne unterbewertete Titel im Portfolio drohen Verluste

Seit Mitte Februar dieses Jahres machen die teuren Titel Verluste. Ist der Glauben an ihre sicheren Kursgewinne definitiv gebrochen, dann könnten sie noch viel weiter abrutschen.

Anleger, die keine unterbewerteten Titel halten, riskieren noch mehr zu verlieren. Selbst wenn teure Titel von jetzt an nur seitwärts tendieren: Die Börse normalisiert sich wie immer schon, und das heisst, dass der Value-Stil seine langfristige Outperformance wieder beweisen kann.