Die traditionelle Weltordnung, in der Wirtschaft und Konjunktur die Politik prägten, ist auf den Kopf gestellt, und die Politik treibt nun die Wirtschaft vor sich her. Signifikante politische Weichenstellungen verändern langjährige Handels-, Sicherheits- und Wirtschaftsbündnisse – die Auswirkungen werden noch jahrelang nachhallen. Die Fragmentierung von Handels- und Sicherheitsbündnissen wird wahrscheinlich zu einem unabhängigen Treiber von Gewinnern und Verlierern, Konjunkturzyklen und Marktvolatilität werden.

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Zu den Autoren

Richard Clarida, Global Economic Advisor, Andrew Balls, CIO Global Fixed Income, and Daniel J. Ivascyn, Group Chief Investment Officer, PIMCO

Resilienz aufbauen

Bei festverzinslichen Wertpapieren zahlt es sich aus, widerstandsfähige Portfolios aufzubauen. Es empfiehlt sich, weiterhin den Renditevorteil bei qualitativ hochstehenden Anleihen zu nutzen, anstatt Aktien mit hohen Bewertungen hinterherzujagen. Die Bewertungen deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit einer Outperformance von Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren geringer ist, was sich zum Teil darauf zurückführen lässt, dass die Aussichten für hochwertige festverzinsliche Wertpapiere so gut sind wie schon lange nicht mehr. Nach den deutlichen Zinserhöhungen infolge der Pandemie haben die Anleihenmärkte es auf die Sonnenseite geschafft: Anleger können nun von höheren Renditen und einem möglichen Kursanstieg profitieren, weil die Zentralbanken über ausreichend Spielraum für Zinssenkungen verfügen. Im Gegensatz dazu bleiben die Aktienbewertungen hoch, wobei ähnliche Niveaus bereits vor grösseren Korrekturen zu beobachten waren. Von dort aus können aktive Manager versuchen, Portfolios zusammenzustellen, die eine Rendite von etwa fünf bis sieben Prozent bringen, indem sie von attraktiven Renditen profitieren, die in hochwertigen Anlagen stecken. 

Global anlegen

Ein aktives Management, das flexibel auf länderspezifische Besonderheiten und relative Wertunterschiede reagieren kann, ist entscheidend für den Umgang mit der unvermeidlichen Volatilität aufgrund starker, langfristig wirkender Kräfte. Die Chancen, Alpha zu generieren – also Erträge, die über den Markt-Benchmarks liegen –, sind auf den globalen Märkten so gross wie nie zuvor. Im Grunde ist Diversifikation derzeit die einzige Möglichkeit, die Vermögensmanagern zur Verfügung steht. Ebenso bleibt die Kernthese bestehen, dass die Renditekurven langfristig betrachtet wieder steiler werden dürften, da die Anleger weiterhin höhere «Entschädigungen» für das Halten längerfristiger Anleihen – verglichen mit Barmitteln und kurzfristigen Schuldverschreibungen – verlangen. Und anders als in den vergangenen Jahren ist ein grösserer Fokus auf Durationsübergewichtungen (im fünf- bis zehnjährigen Segment der globalen Zinsstrukturkurven) in den Portfolios zu erwarten. Aktives Management kann die Rolle von Anleihen als Absicherung durch eine entsprechende Positionierung auf der Zinsstrukturkurve stärken.

Robuste Chancen

Die Kreditmärkte bieten zahlreiche Chancen, aber man muss auch wissen, dass sie spezifische Risiken bergen, die eine sorgfältige Auswahl der Sektoren und Einzeltitel wie auch einen wertorientierten Investmentansatz erfordern. Die Kreditspreads sind im Vergleich zu den historischen Durchschnittswerten trotz des langfristig grösseren Rezessionspotenzials nach wie vor eng. Das deutet darauf hin, dass es an den Märkten für öffentlich gehandelte und privat platzierte Unternehmensanleihen eine gewisse Selbstzufriedenheit gibt. Angesichts des begrenzten fiskalpolitischen Spielraums könnte sich zum ersten Mal seit Jahren ein echter Kreditausfallzyklus entfalten, der viele Investoren unvorbereitet trifft.

In einem schwächeren Wachstumsumfeld sind weniger hochwertige und konjunktursensible Unternehmen gewissen Risiken ausgesetzt: Höhere kurzfristige Zinssätze könnten mittelständische Unternehmen, die sich an den Märkten für variabel verzinste Anleihen verschulden, zunehmend vor eine Herausforderung stellen. In Bereichen der privaten Unternehmenskredite, in denen die Kapitalbildung die Investitionsmöglichkeiten übertrifft, ist Vorsicht geboten. Im Bereich Private Equity und Private Credit könnten sich die ohnehin offensichtlichen Spannungen in einer Rezession noch deutlich verschärfen.

Nach wie vor bieten Qualitätsbereiche wie Konsumgüter, Wohnbaufinanzierung, Immobilien und Sachanlagen attraktive Chancen. Strengere Kapital- und Liquiditätsvorschriften für Banken dürften künftig dazu führen, dass sich die Kreditvergabe in den USA weiter auf den privaten Markt verlagert, vor allem bei vermögensbasierten Finanzierungen. Dies eröffnet Anlegern die Möglichkeit, als vorrangige Kreditgeber zu agieren.