Geopolitische Spannungen, Handelskonflikte und volatile Lieferketten verändern die Rahmenbedingungen für Schweizer Unternehmen spürbar – und machen die IT-Beschaffung zum strategischen Risikofaktor. Jüngste Entwicklungen wie US-Zölle auf IT-Hardware oder die zunehmende Abhängigkeit von globalen Cloud-Hyperscalern verdeutlichen: Digitale Souveränität ist kein technisches Detail, sondern ein ökonomisches und politisches Thema.

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Trendwende in der Cloud-Nutzung

So zeigen denn auch Studien von MSM Research und Digital Realty: Nach Jahren der Euphorie für Multi-Cloud-Strategien setzt eine Rückbesinnung ein. Viele Unternehmen migrieren Workloads zurück aus internationalen Public Clouds in kontrollierte, private Umgebungen. Die Hauptgründe sind Kostenkontrolle, regulatorische Vorgaben und vor allem die Vermeidung von Vendor-Lock-in. 58 Prozent der befragten Schweizer Firmen nennen die Abhängigkeit von Hyperscalern als grösste Sorge, gefolgt von Interoperabilitätsproblemen und rechtlichen Unsicherheiten.

Schweizer Private Clouds – betrieben in zertifizierten heimischen Rechenzentren – bieten eine echte Alternative. Sie garantieren Compliance mit Schweizer und europäischen Datenschutzgesetzen, kalkulierbare Kostenmodelle ohne undurchsichtige Gebührenstrukturen und persönliche, lokale Betreuung. Besonders weit gehen souveräne Cloud-Angebote «made in Switzerland»: Hier sind sämtliche Daten, Metadaten, Backups, Infrastruktur und Betriebspersonal ausschliesslich der Schweizer Rechtshoheit unterstellt. Damit bieten sie verlässliche Unabhängigkeit von ausländischem Einfluss – ein entscheidender Unterschied zu sogenannten Sovereign-Cloud-Programmen internationaler Anbieter, die juristisch weiterhin an ihre US-Mutterkonzerne gebunden sind. Kritiker sprechen von «Bluewashing»: ein europäischer Anstrich ohne echte Souveränität. Für die Beschaffung bedeutet dies: Die Wahl des Cloud-Providers ist nicht allein eine Frage von Technologie und Innovation, sondern eine strategische Entscheidung über Resilienz, Kostenklarheit und Rechtsrahmen. Aus Kundensicht bieten Hyperscaler zwar eine Vielzahl an Funktionen wie Selfservice, hohe Skalierbarkeit und ein breites Spektrum an Cloud-Services.

Gastautor

Roberto Aliano ist Product Manager Cloud Services bei UMB in Cham.

Doch bei der Wahl der passenden Cloud-Lösung stellt sich die zentrale Frage, ob diese Merkmale tatsächlich den individuellen Anforderungen und Prioritäten des Unternehmens entsprechen. Denn auch Private-Cloud-Anbieter entwickeln ihre Services kontinuierlich weiter – sowohl technologisch als auch im Hinblick auf Compliance und Sicherheit. Und: Nicht jedes Unternehmen benötigt zwingend Selfservice oder maximale Skalierbarkeit. Vielmehr kommt es darauf an, dass die Cloud-Lösung passgenau auf die geschäftlichen, regulatorischen und sicherheitsrelevanten Anforderungen abgestimmt ist. Gerade KMU profitieren von privaten Cloud-Modellen, weil sie das Risiko von Abhängigkeiten vermeiden, langfristige Planungssicherheit gewinnen und Compliance ohne Zusatzaufwand erfüllen können. Private-Cloud-Modelle punkten zudem mit Transparenz: Statt schwer kalkulierbarer Pay-per-Use-Rechnungen oder langfristiger Mengen- und Vertragsbindungen internationaler Anbieter bieten sie flexible Vertrags- und Preismodelle. Folgende Branchen profitieren besonders von solchen Modellen:

  • Banken und Versicherungen sichern sich durch Schweizer Clouds die Einhaltung strenger Finma-Vorgaben.
  • Gesundheitswesen und öffentliche Verwaltung schützen hochsensible Daten ohne das Risiko grenzüberschreitender Zugriffe.
  • Industrie und KMU wahren geistiges Eigentum und erhöhen die Betriebssicherheit.
  • Kanzleien und Rechtswesen stellen sicher, dass Mandantendaten dem Schweizer Berufsgeheimnis unterstehen und nicht durch extraterritoriale Gesetze wie etwa den US Cloud Act gefährdet werden.

Die Strategie ist entscheidend

Public Cloud bleibt relevant, etwa für internationale Kollaboration, schnelle Innovationsprojekte oder KI-Plattformen. Doch sobald Sensibilität, Compliance und Souveränität im Vordergrund stehen, führt an einer Schweizer Private Cloud kein Weg vorbei. Die Zukunft ist hybrid – und je höher das Schutzbedürfnis, desto klarer ist der Weg in lokal kontrollierte Cloud-Infrastrukturen. In unsicheren Zeiten verschiebt sich die Bedeutung der Cloud von einer reinen Effizienzlösung hin zu einem Kernelement strategischer Beschaffung. Wer heute auf eine souveräne Schweizer Cloud setzt, verschafft sich nicht nur Rechtssicherheit und Kontrolle, sondern auch einen Wettbewerbsvorteil: resiliente IT-Infrastruktur, transparente Kosten und digitale Handlungsfreiheit – «made and operated in Switzerland».