Coaching ist ein strategisches Entwicklungsinstrument im Berufsleben. Es wird besonders dann wirksam, wenn die Komplexität steigt und Entscheidungen weitreichender werden, demnach also für Führungspersönlichkeiten», sagt Simone Stebler. Als Leiterin des Zürcher Büros der Führungsberatung Egon Zehnder ist sie spezialisiert auf Personalberatung für Board- and C-Level-Executives und weiss um die Kraft eines guten Coachings: «Coaching schafft Raum für persönliche Reflexion, und genau das ist erfolgsrelevant.»

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Grundsätzlich steht Coaching für Orientierung und Optimierung. Gerade auf Führungslevel – im heutigen Jargon C-Level – lohnt sich die Beratung durch einen Externen, um Klarheit zu finden und die eigene Selbstwirksamkeit zu hinterfragen. Executive Coaching berührt zentrale Fragen der Führung: Wie gestalte ich die Wirkung in komplexen Systemen? Wie entwickle ich mein Team und meine Organisation weiter? Wie verbinde ich persönliche Werte mit unternehmerischer Verantwortung? «Diese Themen sind nicht nur individuell relevant – sie sind erfolgskritisch für die Organisation und ihre Zukunftsfähigkeit», sagt Stebler. Und das haben auch die Unternehmen verstanden. Viele Ein- und Umsteiger auf dem C-Level erhalten mittlerweile das Angebot, sich coachen zu lassen. In diesem Fall werden die Kosten in den meisten Fällen sogar vom Arbeitgeber übernommen, denn scheiternde C-Levels sind teuer. Bei einer Fehlbesetzung in der Führungsriege summieren sich die Kosten oft auf ein Vierfaches des Jahresgehalts der entsprechenden Person. Der Imageverlust ist dabei nicht eingerechnet.

Achtung bei der Wahl!

Coaching macht Sinn, und je höher die Position, desto besser ist eine ehrliche Reflexion. Damit das gelingt, braucht es jedoch den «richtigen» Coach. Im Bereich Executive Coaching ist die Wahl oft sehr pragmatisch – und einfacher. Dazu Simone Stebler: «Vertrauen Sie auf persönliche Empfehlungen, prüfen Sie die Erfahrung des Coaches mit Topführungskräften, und achten Sie auf eine klare, diskrete Positionierung.» Der Vorteil auf diesem Level ist, dass die Handvoll «Gute» bekannt ist und gerade grosse Unternehmen über einen Pool an Ansprechpersonen verfügen. Das darf nicht unterschätzt werden. Denn geht es darum, privat einen passenden Coach zu finden, der einen mit Blick auf Job-Opportunitäten oder auf die Optimierung beruflicher Skills berät, wird es schwieriger. Seit einiger Zeit nehmen auch in der Rechtsabteilung des «Beobachters» von Ringier die Anfragen zu, weil Menschen mit einem Coachingangebot nicht zufrieden sind. Teilweise stehen dabei fünfstellige Summen im Raum, die gezahlt, in den Augen der Kunden jedoch niemals als entsprechende Dienstleistung umgesetzt wurden. Dazu sagt Fabienne Stich, Juristin im Ratgeber-Team des «Beobachters»: «Die schnelle Lösung ist verlockend, aber sie ist nicht real.» Und sie rät vor allem bei Onlineofferten zur Vorsicht. «Gutes Coaching ist persönlich und individuell – egal, auf welchem beruflichen Level. Persönliche Gespräche sind daher wichtig. Ebenso geben gute Coaches niemals ein Versprechen oder eine Garantieleistung ab», so die Expertin. «Fehlende Eins-zu-eins-Gespräche in einer Offerte sind daher oft ein Indiz für Massenabfertigung.» Gleiches gilt für inszenierte Jobbezeichnungen. Bereits «Coach» ist kein geschützter Begriff in der Schweiz. Wenn aber Menschen unter Titeln wie «Trusted Advisor», «CEO Whisperer» oder «Success Sculptor» agieren, hilft als Erstes die Frage weiter: Was machen Sie eigentlich?

Achtung, Onlineofferte!

Die meisten Betrüger nutzen derzeit die virtuelle Welt als Spielplatz. Eine der grössten Hürden ist hier die Kursfalle. «Dabei nutzen die Anbieter den Skalierungseffekt», erklärt Fabienne Stich. «Sie erstellen einmal ein Onlineportal und verkaufen dann Kurse und eben kein Coaching. Im schlimmsten Fall werden dann die Kursvideos noch mit einem KI-Tool in verschiedene Sprachen übersetzt.» Die Krux in diesem Fall: Sobald ein Kunde online Zugang zu einem Onlinelernportal bekommt, ist das kein Coaching mehr, sondern es wurde einem offiziell ein Kurs verkauft. Was rechtlich bedeutet: Man hat theoretisch Zugriff auf alle Inhalte – ob diese verstanden und vor allem konsumiert wurden oder werden, spielt juristisch keine Rolle. «Die Zahlung wird fällig und kann nicht angefochten werden.» Auch beim Angebot von Buchungspaketen ist ein zweiter Blick sinnvoll. «Sobald man mehr als drei, vielleicht auch vier Stunden fix buchen muss und es keine Ausstiegsklausel gibt, sollte man noch einmal genau hinterfragen, wie abhängig sich eine Zusage gestaltet. Denn gutes Coaching ist punktuell; es ist sinnvoll in relevanten Phasen. «Coaching ist wirksam, wenn es an konkrete Herausforderungen oder Entwicklungsthemen geknüpft ist», sagt Simone Stebler. «Ein langfristiger Sparringspartner kann wertvoll sein, aber die Wirksamkeit entsteht durch Klarheit, Zielorientierung und situative Relevanz.» Geht es in der Schweiz um Nachweise für Seriosität, hat Fabienne Stich folgenden Rat: «Organisationen wie der schweizerische Berufsverband für die Beratungsformate Coaching, Supervision und Organisationsberatung (BSO) oder auch das Zentrum für Unternehmungsführung AG (ZFU) offerieren entsprechende Ausbildungen, und ein Abschluss bei einer dieser Institutionen ist ein Indiz dafür, es wirklich mit einem ausgebildeten Experten zu tun zu haben.»

Und dennoch kann auch der gut ausgebildete Coach nicht zu einem persönlich passen oder nicht mehr passen. «Coaching basiert auf Vertrauen, Resonanz und gemeinsamer Zielklarheit», fasst es Simone Stebler zusammen.

«Wenn diese Grundlagen nicht mehr gegeben sind, ist ein offenes, professionelles Gespräch der richtige Schritt. Ein respektvoller Abschluss schafft Raum für neue Perspektiven, Formate oder Impulse, die besser zur aktuellen Situation passen.» Und darum sollten im kostenlosen, kurzen Erstgespräch genau diese Dinge im Fokus stehen: Was ist das Ziel? Woran lässt sich festmachen, dass es erreicht wurde? Und was passiert, wenn die Realität zeigt, es nicht gemeinsam erreichen zu können?