Sergey Brin, der Mitgründer von Google, stammt aus der sowjetischen Hauptstadt Moskau. Er wurde im Jahr 1973 geboren und wanderte im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie in die Vereinigte Staaten aus. Hier studierte er an den Universitäten von Maryland und Stanford. Auch Elon Musk wurde nicht in den USA geboren, sondern in Südafrika. Für sein Studium – an der University of Pennsylvania – kam er in die USA. Ein drittes Beispiel ist Satya Nadella: Der heutige Microsoft-CEO ist gebürtiger Inder und studierte an der University of Wisconsin-Milwaukee. Gerade im Tech-Bereich liesse sich die Liste durch viele weitere erfolgreiche Namen ergänzen – junge Erwachsene, die in die USA einwanderten, um hier die Grundlage für ihre Karriere zu legen. Sie waren mutig, oft gar waghalsig, aber Firmen wie Youtube, Yahoo oder Stripe würden ohne diese Menschen nicht existieren. Viele Ideen wurden auf den hinteren Sitzreihen in langweiligen Vorlesungen entwickelt.

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Daheim bleiben, international Karriere machen

«I feel there’s an existential angst among young people. I didn’t have that. They see enormous mountains, where I only saw one little hill to climb.» («Ich habe das Gefühl, dass es unter jungen Menschen eine existenzielle Angst gibt. Diese hatte ich nicht. Sie sehen riesige Berge, wo ich nur einen kleinen Hügel zu erklimmen sah.») Dieses Zitat von Sergey Brin ist legendär und aktueller denn je, zumal offen ist, ob die nächste Generation erfolgreicher Firmengründer- und Firmenführender ebenfalls von ehemals ehrgeizigen eingewanderten Studenten und Studentinnen gebildet werden wird. Denn die Berge sind real geworden: Die jetzige US-Regierung erschwert und verunmöglicht ausländischen Studierenden den Zugang zu US-Bildungseinrichtungen.

Laut Sevis, einem staatlichen US-Portal, das die Eintritte von ausländischen Studierenden in amerikanische Universitäten dokumentiert, ist deren Zahl seit 2024 um 11 Prozent zurückgegangen. Aus der Schweiz stammen derzeit 1646 junge Menschen, und davon wiederum sind 309 an kalifornischen Einrichtungen eingeschrieben. Studyportals, ein globaler Informationsdienstleister für angehende Studierende, verzeichnet mit minus 13 Prozent einen ähnlichen Wert. Die Attraktivität europäischer Länder wie Deutschland, Italien und auch der Schweiz gewinnt wieder an Bedeutung. Wer sich früher auf die Reise über den grossen Teich gemacht hätte, der sucht heute nach Chancen im eigenen Land oder im Nachbarland. Aktuell – die Zahlen sind nicht bestätigt – geht man von 450 000 Studierenden aus, die eigentlich in die USA übersiedeln wollten und sich jetzt umorientieren müssen. Bereits seit 2015 ist der Anteil ausländischer Studierender in der Schweiz um einen Viertel gewachsen. Eine echte Chance für hiesige Bildungsanbieter – die es nun zu ergreifen gilt.

Daheim für die Welt lernen

Die Universität St. Gallen (HSG), die in den globalen Rankings zu den besten Einrichtungen im Wirtschaftsbereich gehört, stellt eine konstante Nachfrage nach MBA-, EMBA-, Openund Custom-Programmen fest. Weiterbildung bleibt gemäss Einschätzung der Verantwortlichen ein zentrales Instrument für Führungskräfte, um sich zu positionieren und den Unsicherheiten unserer Zeit mit Kompetenz und Zuversicht zu begegnen. «Unsere EMBA- und MBA-Programme verzeichnen traditionell die stärkste Nachfrage und machen gemeinsam rund 80 Prozent aller Teilnehmertage aus», sagt Karolin Frankenberger, Dekanin der Executive School der HSG. Attraktiv sind die Programme vor allem deshalb, weil sie «Führungskräften helfen, die notwendigen strategischen und analytischen Fähigkeiten zu entwickeln, um Organisationen erfolgreich durch den Wandel zu führen». Moderne Ausbildungen setzen auf Know-how, das mit lebenslangem Lernen einhergeht und individuelle Fortbildung unterstützt. «Unsere Open- und Custom-Programme erfreuen sich grosser Beliebtheit, da sie massgeschneiderte und flexible Lernformate bieten, die sich gut mit den beruflichen Verpflichtungen der Teilnehmenden vereinbaren lassen», erklärt Frankenberger. Aber auch sie stellt fest, dass der Wunsch nach einer Ausbildung mit globalem Fokus innerhalb Europas wächst. «Die hohe Internationalität unserer Teilnehmenden und der wachsende Anteil an englischsprachigen Modulen zeigen, wie stark die Nachfrage nach global ausgerichteten Programmen ansteigt.»

Erst kürzlich fragte das britische Wissenschaftsmagazin «Nature»: «Können Universitäten überleben?» Die Autoren halten fest, dass Hochschulen ihren Wert besser kommunizieren müssen. In der Schweiz zeigt etwa die ETH, dass hier unabhängige Forschung und praxisnahe Ausbildung stark gefördert werden – und vor allem im Zusammenspiel auf globaler Ebene funktionieren. Studierende haben Zugang zu modernsten High-Tech-Labs, und Innovation wird aktiv unterstützt. Der Erfolg und die weltweit führende Position der ETH belegen die Fähigkeit, den Mehrwert für Studierende und Gesellschaft nachhaltig zu demonstrieren. Was in den kommenden Jahren an Attraktivität gewinnen wird. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah … oder anders gesagt: Wenn Lernen und Arbeiten auf zukunftsweisendem Niveau so eng verknüpft sind wie in der Schweiz, lohnt sich kein Visa-Antrag mehr.