Motivationsschübe durchfahren Stefan Schärer seit geraumer Zeit eng getaktet. Es läuft gut an allen Fronten für den 56-jährigen Unternehmer, der in seiner sportlich erfrischenden Art deutlich jünger erscheint.

Den Sport trägt Schärer seit jeher in und mit sich, lief er doch in den achtziger und neunziger Jahren nicht weniger als 204 Mal für die Schweizer Handballnationalmannschaft auf und schoss dabei mehr als 500 Tore. «Die jüngsten Leistungen unserer Nati an der Handball-WM in Ägypten haben mir viel Freude bereitet», so Schärer.

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Die Vorliebe für Netze hat sich der linke Flügel mit der schnellen Hand nach seiner Sportlerkarriere bewahrt. Nach seinem BWL-Abschluss an der Uni Zürich und zehn Jahren Erfahrung im IT-Umfeld von Grossfirmen leitete Schärer als Spezialist für die Digitalisierung die Portale Immoscout24 und Moneyhouse. Später gründete er oder beteiligte sich an digitalen Startups im Bau- und Immobilienbereich.

Mit Houzy.ch, einer offenen Dienstleistungsplattform für Wohneigentümer, startet Schärer zurzeit durch und beschäftigt bereits dreissig Mitarbeitende. Mit UBS und der Baloise haben sich im letzten Jahr gleich zwei Schwergewichte für Beteiligungen am Portal entschieden, welches das Leben der Wohneigentümer mit vielfältigen Angeboten vereinfachen will.

Toolbox für die Immobilienbranche

Optimistisch stimmt Schärer auch der Start der knapp einjährigen Conreal Swiss AG, die er mitten in der Corona-Pandemie mit dem knapp zwanzig Jahre jüngeren Christoph Meili gegründet hat – auch er ein ehemaliger Nationalliga-A-Handballer aus Winterthur. Inspiriert vom Erfolg mit Houzy.ch und weiteren ähnlich gelagerten Startups wollen die beiden mit drei weiteren Mitgründern ein Ökosystem für die Bau- und Immobilienbranche aufbauen. Kern ist eine Art Toolbox, die sämtliche Protagonisten, vom Architekten über die Baufirma, Bauherren sowie Hersteller und Handwerksfirmen digital verknüpfen soll. Zu Conreal gehört unter anderem das Startup Neubauprojekte.ch. Mit rund zwei Millionen Besuchern und mehreren Tausend Abonnenten entwickelt es sich laut Schärer zu einer Art Parship der Neubauobjekte.

«Wir sind zuversichtlich, dass wir die noch wenig automatisierte Bau- und Immobilienbranche mit Conreal in ein neues Zeitalter führen können, wovon alle Beteiligten nachhaltig profitieren werden», so Schärer. Denn die schlanken Prozesse in einem gut orchestrierten digitalen Ökosystem würden nicht nur Kosten sparen, sondern viel Transparenz und Effizienz für alle Beteiligten bieten.

Im Markt scheint man auf den unternehmerischen Sturmlauf der ehemaligen Handballcracks gewartet zu haben. Etliche Smart-Money-Investoren aus dem Bau- und Immobiliensegment sowie anderen Branchen geben dem Unterfangen viel Kredit und haben bei Conreal schon Millionen eingeschossen. «Allein im Januar machten zehn weitere Investoren ihre fixe Zusage und helfen uns mit Geld und Know-how beim Auf- und Ausbau unserer Services und Dienstleistungen.» Damit sichert sich Conreal ein breites Know-how, was für Schärer enorm wichtig ist, weil das Betätigungsfeld der Firma breit und entsprechend komplex sei. Das spornt ihn selbst enorm an. Wohnhaft in Luzern, pflegt Schärer seine ersten geschäftlichen E-Mails zwischen 5 und 6 Uhr morgens loszuschicken. «Als First Mover müssen wir parat sein. Der frühe Vogel fängt den Wurm», so sein Motto.

Die Strategie scheint aufzugehen. Im Januar hat Conreal zwanzig neue Sanitärfirmen als Partner geworden. Insgesamt sind es damit bereits mehr als fünfzig, die ihre Dienste über die Portale der angeschlossenen Startups zugänglich machen. Auch kleinere Bauherren haben ein grosses Interesse an den Leistungen. Seit Anfang Jahr haben mehr als deren zwanzig Verträge mit Conreal unterzeichnet, was dem Startup auf einen Schlag die Möglichkeit gibt, für etliche Badrenovationen zu offerieren. Auch immer mehr Herstellerfirmen, zuletzt Namen wie Quooker, Lenzlinger oder Cosentino, sind Partnerschaften mit dem Jungunternehmen eingegangen.

Wachstum über die Grenzen?

Conreal hält als Dachorganisation Minderheitsbeteiligungen an inzwischen sechs Startups, von denen Houzy.ch das Rennpferd im Stall ist. «Per Ende 2020 hatten wir bereits 30 000 registrierte User respektive Hauseigentümer, für die Houzy.ch kostenlos ist», sagt Stefan Schärer. Geld verdient das Unternehmen mit den gegenwärtig über 600 registrierten B2B-Partnern aus insgesamt zwölf Branchen. Diesen bietet Houzy regional und branchenspezifisch einen digitalen Zugang zur interessanten Zielgruppe der Wohneigentümerinnen und -eigentümer, die über ein grosses Wertschöpfungspotenzial verfügt.

Schärer wäre nicht Schärer, wenn er nicht schon immer den nächsten Schritt im Auge hätte. In den letzten fünf Monaten ist die Houzy-Plattform auf Französisch, Italienisch und Englisch übersetzt worden und soll so auch den Markt in der Romandie und der Südschweiz erobern. Der ehemalige Spitzensportler schielt sogar nach Deutschland, wo ganz andere Hebel vorhanden sind. «Wir haben Anfragen von potenziellen strategischen Partnern. Mit einem geschickten Vorgehen zum richtigen Zeitpunkt traue ich uns auch dort einen erfolgreichen Markteintritt mit viel Wachstumspotenzial zu.»

Als Handballer war Stefan Schärer schnelles Spiel und rasante Passfolgen gewohnt. Den Ball nimmt er auch heute wieder auf und sieht Parallelen zu seinen verschiedenen «Startup-Schnellbooten», die sich gegenseitig in Position bringen und im richtigen Moment den Abschluss suchen können. «In dieser Welt fühle ich mich definitiv wohl.»

Der Handballspieler

Name: Stefan Schärer 
Funktion: Co-Gründer und CEO Conreal Swiss AG, Gründer und CEO Houzy.ch 
Geburtsdatum: 26. Januar 1965
Wohnort: Luzern 
Zivilstand: verheiratet 
Ausbildung: BWL-Studium (Uni ZH), Dipl. Turn- und Sportlehrer