Funktioniert Mode im Metaverse? Wer skeptisch reagiert, sollte mit Richard Hobbs sprechen: «Der Reiz der digitalen Mode liegt darin, dass es hier nicht die gleichen Restriktionen gibt wie in der physischen Welt», erklärt der Gründer und CEO von Brand New Vision, dem ersten Marktplatz für Fashion-NFT, in einem vom Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) veröffentlichten Interview. «Die Physik, Schwerkraft, Materialien, Landschaften stehen allen kreativen Geistern offen, die neue herausragende Erfahrungen und Produkte machen möchten.» Diese Zukunft hat bereits begonnen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Leben in der digitalen Gegenwelt

E-Commerce dürfte gemäss Experteneinschätzungen auch im Metaverse funktionieren – einfach unter anderen Bedingungen. Denn mit dem konventionellen E-Commerce wurden die ersten Schritte bereits eingeleitet: Die vormals physische Erfahrung des Einkaufens fehlt hier. Man bestellt die Produkte lediglich auf der Basis der Bilder und der Beschreibungen. Im Metaverse soll dann beides zusammenkommen: die virtuelle Erfahrung des Einkaufens in einem Geschäft – und die sofortige «Lieferung», wie man das von dem schnellen Lieferdiensten kennt.

Erste Schritte sind die einfachen Tools, mit denen sich Kundinnen und Kunden in Ikea-Geschäften eine Vorstellung von grossen Wandschränken machen können. Erweitert wird das durch das «Room Decorator»-Tool von Amazon. Diese Aug-mented-Reality-(AR-)Anwendung überlagert die eigenen Räume mit Einrichtungsgegenständen – und die Kundinnen und Kunden erhalten so eine konkretere Vorstellung über die Wirkung von Anschaffungen. Der Weg zum E-Commerce im Metaverse dürfte indes nicht so geradlinig verlaufen, wie man sich das in der Branche vorstellt. Eines der grössten Probleme derzeit: die «richtige» Zugangstechnologie.

Virtuellen Kundenstamm aufbauen

Eine virtuelle Erfahrung und erst recht eine «immersive», umfassende Erfahrung stellt sich erst dann ein, wenn das menschliche Sehen umfassend «bedient» wird. Die bisher erhältlichen Vir-tual-Reality-Brillen sind zu gross, zu klobig und zu unpraktisch, um sich ausser Haus zu begeben. Google/Alphabet, Vorreiter bei den umstrittenen Augmented-Reality-Brillen, ermittelte anhand einer Umfrage unter Konsumierenden bei 66 Prozent das Interesse, solche leichten und vergleichsweise wenig störend konzipierbaren AR-Brillen für das Einkaufen in der realen Welt zu nutzen.

Über Shopify, einen E-Commerce-Dienst und einen der grossen Konkurrenten von Amazon, kauften die Kundinnen und Kunden gemäss der Umfrage doppelt so viel ein, wenn ihnen der Content in einer drei dimensionalen Fassung übermittelt wurde.

Das zweite wichtige Problem ist die Verschmelzung von digitaler und nichtdigitaler Welt. Heute sind die Online-Shops nie wirklich mit den Offline-Geschäften verbunden, weder optisch noch inhaltlich. Walmart experimentiert deshalb mit virtuellen Geschäften, durch die sich die Kundinnen und Kunden bewegen können und in denen sie die einzelnen Items in ihre virtuellen Einkaufskörbe legen können. Die Lieferung in der realen Welt erfolgt dann in Minutenschnelle, abgerechnet wird über ein Payment-System auf Blockchain-Technologie, und die Echtheit der Bio-Label-Produkte wird mit einem NFT zertifiziert.

Bis es so weit ist, müssen Unternehmen laut Richard Hobbs ihre Hausaufgaben machen: einen Kundenstamm aufbauen, in die neuen Umgebungen investieren und mit anderen Firmen kooperieren. Wenigstens diese Schritte werden auch im Metaverse unverändert notwendig sein.