Viele Jahre schien – um es ein wenig überspitzt zu sagen – die Elektrifizierung ein Spielplatz für Luxuslimousinen, grosse SUVs und damit teure Modelle zu sein. Der bezahlbare, vollelektrische Kleinwagen, das sogenannte A-Segment, liess lange auf sich warten oder bot teilweise zu wenig Reichweite. Dabei ist es aber doch genau der wendige Stadtflitzer mit entsprechenden Proportionen, bei dem das «E» am besten funktioniert. Wenn er sich denn preislich etwa auf Augenhöhe mit seinem Verbrennerpendant bewegt. Doch während die asiatischen Autobauer das schon länger verstanden haben und entsprechende Modelle bereits auch in der Schweiz erhältlich sind, taten sich die europäischen Hersteller bisher schwer in der Umsetzung. Hier zeigt sich nun aber ein Wandel, und vor allem etablierte Marken setzen auf ihre Stärken – oder vielmehr auf Tradition. Denn sie legen ihre City-Klassiker neu auf und transformieren sie in moderne und bezahlbare Stromer.
E-Mobilität muss bezahlbar sein
Das jüngste Beispiel ist der Twingo E-Tech electric von Renault. «Renault verfolgt dabei einen klaren Kurs: Elektromobilität muss bezahlbar, alltagstauglich und für alle zugänglich sein», erläutert Karin Kirchner, Director Communications bei der Renault Group Switzerland. Und dieser Weg ist nicht neu im Unternehmen. Schon lange bevor andere Autobauer elektrische Kleinwagen auf den Markt brachten, wurden die ersten Modelle der Franzosen lanciert. Vor mehr als zehn Jahren war das der Zoe, gefolgt von der ersten Generation des Twingo E-Tech electric (2020) und dem Dacia Spring (2021). Erst mit sinkenden Batteriekosten liess Renault mit dem Megane E-Tech electric und dem Scenic E-Tech electric die ersten E-Kompaktwagen von Band rollen.
Die nun lancierte neue Generation des E-Twingo ist eine teilweise farbenfrohe Neuauflage des Modells aus dem Jahr 2020. Dazu sagt die Expertin: «Komplett als Elektrofahrzeug konzipiert, basiert er auf der sogenannten AmpR-Small-Plattform und bleibt mit einem Einstiegspreis unter 20 000 Franken erschwinglich.» Geht es um die Zielgruppe, wird diese daher auch breit gesteckt. Sie beginnt beim jungen Fahranfänger, reicht über die urbane Familie bis hin zu aktiven Pensionierten – angesprochen sind alle, die sich sicher und klimafreundlich in der Stadt bewegen möchten. «Im Stadtverkehr punktet der Twingo mit 24 Assistenzsystemen, darunter ein adaptiver Tempomat, ein Toter-Winkel-Warner und die One-Pedal-Funktion», so Karin Kirchner. Die Batterie kann zudem – je nach Ladesäule – in dreissig Minuten «aufgetankt» werden. Die Reichweite beträgt etwas mehr als 260 Kilometer.
In Frankreich hat man seine Hausaufgaben also gemacht. Denn während Renault eben früh Stromer im A-Segment produziert hat, brauchten die deutschen Autobauer etwas länger. Doch der Wunsch der Kunden nach kosteneffizienter, nachhaltiger und bezahlbarer Fortbewegung in der Stadt wächst. Und der erfolgte Markteintritt der mitunter preisaggressiven Kleinwagenmodelle aus Fernost zeigt, dass die Konkurrenz nicht schläft.
Mit dem VW ID. Polo soll daher nun im Herbst 2026 auch der erste bezahlbare kleine VW-Stromer auf den Markt kommen. Er wird in der Basisversion – so heisst es – rund 25'000 Franken kosten. Und auch der Launch der elektrischen Geschwister, Škoda Epiq und Cupra Raval, wurde bereits angekündigt. Auch sie werden zu ähnlichen Preisen erhältlich sein. Ebenfalls aus Frankreich kommt zudem der Citroën ë-C3. Und auch der vollelektrische Fiat 500e, der in Italien im Stellantis-Werk Mirafiori in Turin gebaut wird, bleibt im gleichen Kostenrahmen: Diese Modelle sollen ebenfalls um die 25'000 Franken kosten. Und dann gibt es noch den Dacia Spring, der ab 15'000 Franken bestellbar ist. Es zeigt sich also, dass erschwingliche E-Mobilität für eine breitere Käuferschicht zugänglich werden soll, ohne dabei Kompromisse bei Qualität und Technik eingehen zu müssen.
Die Flotte freut sich
Und es bietet sich nicht nur den privaten Fahrern und Fahrerinnen ein Vorteil. Auch das Flotten- und Gewerbegeschäft profitiert. Denn während der reine Anschaffungspreis in der Schweiz für E-Kleinwagen bislang oft noch über dem vergleichbaren Verbrenner lag, verschiebt sich die ökonomische Logik durch die Total Cost of Ownership (TCO) massiv. Bei Fahrzeugen im A-Segment, die typischerweise von Pflegediensten, Lieferdiensten oder kommunalen Betrieben genutzt werden und hohe Jahreslaufleistungen in urbanen Gebieten zurücklegen, werden E-Fahrzeuge unschlagbar. Die geringeren Wartungskosten durch weniger Verschleissteile und den Wegfall von Ölwechsel sowie die massiv tieferen Energiekosten pro hundert Kilometer (besonders bei Nutzung eigener Ladeinfrastruktur) führen dazu, dass sich die höheren Anschaffungskosten deutlich schneller amortisieren als noch vor wenigen Jahren. Experten sehen hier deshalb das grösste Wachstumspotenzial.

