Es ist elektrisch oder mit synthetischem Treibstoff unterwegs, es fährt autonom und ist voll vernetzt: So etwa stellen sich die Zukunftsforscher das Auto mit Jahrgang 2050 vor. Einst ein Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit, steht das Auto heute im Mittelpunkt einer Debatte über Nachhaltigkeit, Klimawandel und alternative Antriebe. Und viele fragen sich: Wie sieht das Auto der Zukunft denn nun wirklich aus, wie wird es angetrieben, wie viel Autonomie ist ethisch erlaubt, und welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit? Es sind auch diese Fragen, die die Autohersteller umtreiben und sie herausfordern.
«E» fährt gerade vor
Der Verbrennungsmotor, lange die prägende Antriebsquelle, hat wohl in einigen Jahren endgültig ausgedient. Nicht zuletzt wegen neuer gesetzlicher Auflagen. Doch was folgt danach? Im Vordergrund steht derzeit der Elektroantrieb mit all seinen Vor- aber auch einigen Nachteilen. Eine zentrale Frage ist dabei: Gibt es in Zukunft genügend Strom, um Millionen von E-Fahrzeugen antreiben zu können? Prägend wird hier die Entwicklung neuer leistungsfähiger Batterien und die Realisierung einer umfassenden Ladeinfrastruktur sein. Auch die Reichweite von Stromern wird ein Knackpunkt bleiben. Bewusst ist den meisten Herstellern und Akteuren schon jetzt, dass es nur mit einem intelligenten, technologieoffenen Mix aus allen verfügbaren klimaneutralen Antriebstechnologien wie Batterie, Brennstoffzelle und synthetischen Treibstoffen, den sogenannten E-Fuels, sowie mit Gas (LNG und CNG) gelingen wird, dauerhaft «grün» zu fahren. An allen vier Treibstoffen wird daher aktuell bei den Autoherstellern mit Hochdruck gearbeitet.
Autonomes Fahren
Ein weiteres wichtiges Thema auf dem Weg zum Auto der Zukunft wird das automatisierte beziehungsweise autonome Fahren sein. In diesem Bereich arbeiten die Hersteller derzeit an Modellen, die selbstständig auf öffentlichen Strassen fahren, während sich der Fahrer oder die Fahrerin anderen Beschäftigungen widmen kann. Vorangetrieben wird von der Autoindustrie in diesem Kontext auch die Digitalisierung im gesamten Mobilitätsbereich. Bereits heute verfügen moderne Fahrzeuge über eine grosse Menge an Software-, Assistenz- und Infotainmentsystemen. Zentrales Ziel ist, dass PKW in Zukunft durch die Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmenden sowie durch den Datenaustausch mit der Verkehrsinfrastruktur vernetzt unterwegs sein werden. Mit diesen Massnahmen kann der Verkehrsfluss deutlich verbessert werden. Die digitale Verkehrssteuerung wird alle Verkehrsteilnehmenden in ein umfassendes Mobilitätskonzept einbinden, und das wirkt sich auch auf das Interieur aus. Dieses wird multifunktional und komfortabel, inspiriert vom Gedanken des Autos als zweites Wohn- oder Arbeitszimmer. Es zeichnet sich durch eine Mischung aus minimalistischem Design, hochwertigen Materialien und flexiblen Displays aus. Alle diese Dienste sind jedoch auf ein leistungsfähiges und vor allem sicheres Datennetz angewiesen.
Innovative Materialien
Nachhaltigkeit und die Verwendung von recyclingfähigen und biobasierten Rohstoffen in der Automobilproduktion werden ebenfalls zu einem wichtigen Thema. Immer mehr Verbraucher achten auf die Nachhaltigkeit von Produkten, und dieser Trend macht auch vor der Automobilbranche nicht halt. Naturfasern wie Hanf und Flachs, Biokunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, recycelte Materialien wie Ozeanplastik und Holz sowie neuartige Werkstoffe wie Cellulosefasern und Ananasblätter werden vermehrt zur Herstellung robuster und stabiler Bauteile für den Leichtbau eingesetzt. Diese Materialien tragen dazu bei, das Fahrzeuggewicht und den CO2-Fussabdruck zu reduzieren. Pflanzenbasierte Materialien können zum Beispiel zu Werkstoffen für Innenraumverkleidungen, Fussmatten und Sitzbezügen verarbeitet werden. Pflanzliche Öle, Maisstärke und Zuckerrohr dienen als Basis für Biokunststoffe, die eine Alternative zu erdölbasierten Kunststoffen darstellen. Und recycelte Kunststoffe wie PET-Flaschen werden zu Garnen für Sitzbezüge verarbeitet und für Dämmmaterial, Unterbodenverkleidungen und andere Komponenten im Automobil verwendet. Und schlussendlich kann die Auskleidung des Innenraums mit Materialien aus recycelten und aufbereiteten PET-Flaschen, Kork sowie Biomaterialien bestehen. So lässt sich etwa ein Vliesstoff aus den Fasern von Ananasblättern als Alternative zu echtem Leder oder für Fussmatten einsetzen.
Kleinere Modelle
Aber auch äusserlich wird es nach Ansicht der Zukunftsforscher Veränderungen geben. Sie gehen davon aus, dass das Auto der Zukunft kleiner und kompakter sein wird. Mit den Modellen Opel Rocks-E, Citroën Ami, Fiat Topolino, Renault Twizy, dem Schweizer Microlino oder dem chinesischen Leapmotor TO 3 gibt es heute schon Beispiele für diesen Trend.
Ebenfalls eine Variante ist der Verzicht auf ein eigenes Auto, und Carsharingdienste funktionieren schon jetzt sehr gut. Verändern werden sich ausserdem die Unterhaltskosten des Autos der Zukunft, denn bei E-Fahrzeugen fallen wichtige Komponenten wie Ölwechsel, Kupplungen, rostende Abgasanlagen und zu ersetzende Bremsbeläge weitgehend weg, und die Serviceintervalle werden länger. Mit der Entwicklung des Zukunftsautos gehen die Autohersteller spannenden, aber auch anforderungsreichen Zeiten entgegen.
