Strom ist keine haltbare Ware. Damit das Stromnetz sicher und stabil betrieben werden kann, darf nur so viel Strom ins Netz eingespeist werden, wie benötigt wird. Um Schwankungen auszugleichen, handeln die grossen Versorger, Netzbetreiber und Spezialisten mit Strom. Die wichtigsten Handelsplätze in Europa sind der ausserbörsliche Handel (Over the Counter, OTC) sowie die gesetzlich geregelten Börsen, beispielsweise die European Energy Exchange (EEX) in Leipzig und die Pariser European Power Exchange (Epex).

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Massgeschneiderte Produkte

Einer der führenden Stromhändler in der Schweiz ist Axpo: Im alltäglichen Betrieb werden die Netzkapazitäten laufend und mit verschiedenen Zeithorizonten berechnet und, wenn nötig, Massnahmen ergriffen. Dabei sind Absicherungsgeschäfte von zentraler Bedeutung. Der Terminmarkt ermöglicht die langfristige Planung, bei der sich die Akteure durch Finanzkontrakte gegen Preisschwankungen absichern oder von Arbitragegeschäften profitieren können. Standardprodukte sind Monats-, Quartals- oder Jahresverträge, auch Futures genannt, für sogenannte Base- und Peak-Produkte. Base-Produkte decken die Grundlast eines kompletten Tages ab. Peak-Produkte bedienen die Spitzenlasten. Kurzfristige Absicherungen können am Spotmarkt getätigt werden. Daneben gibt es massgeschneiderte Produkte für die verschiedenen Kundengruppen, beispielsweise das Vollversorgungsprodukt, bei dem der Produktverkäufer sämtliche Marktrisiken übernimmt und der Gesamtbezug zu einem Fixpreis abgesichert ist.

4 Milliarden Franken wurden der Axpo 2022 vom Bund als Kreditrahmen gewährt, der allerdings nie in Anspruch genommen werden musste.

 

Viele Kunden beginnen drei Jahre vor der Lieferung damit, sich abzusichern; die Absicherung erfolgt dabei schrittweise. «Es wird sich zeigen, ob mit den Lehren aus den letzten turbulenten Jahren neue Absicherungsprodukte gefragt sind», heisst es von Axpo dazu. Der Hintergrund: Auf den europäischen Energiemärkten war es 2022 wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zu starken Preisaufschlägen gekommen. Die Stromunternehmen mussten deshalb an den Strombörsen für die auf Termin verkaufte eigene Stromproduktion sehr hohe Sicherheitsleistungen erbringen. Der Bund hatte der Axpo damals einen Kreditrahmen im Umfang von 4 Milliarden Franken gewährt, welcher allerdings nie in Anspruch genommen werden musste.

GPT zur Unterstützung

Künstliche Intelligenz (KI) spielt bei Axpo eine zunehmend wichtige Rolle. Die «klassische» KI inklusive Maschinenlernen in Kombination mit Automatisierung erhält eine immer grössere Relevanz im kurzfristigen Handel aufgrund des Informationsvolumens und der kurzen Produktfenster (15 Minuten Lieferung, Auktionen alle 15 Minuten). «Gen AI wird eine Rolle bei der Informationsbeschaffung spielen und vielleicht den Zugang zur Datenanalyse für Nichtcodierer ermöglichen, aber es wird noch eine Weile dauern, bis konkrete Anwendungen zu sehen sind», heisst es dazu bei Axpo.

Wenn die Märkte granularer werden und kleinere Akteure (Batterien, E-Fahrzeuge, Dach-PV) an Bedeutung gewinnen, könnte es in der Branche zu Verschiebungen kommen, bei denen sich die Rolle der grossen Energieversorger ändert.