Marktunsicherheit, Inflation und geopolitische Risiken prägen das Jahr 2025. In diesem Umfeld gewinnen aktive, börsengehandelte Fonds (ETF) an Bedeutung: Sie verbinden die Strukturvorteile klassischer Indexprodukte – Handelbarkeit, Kosteneffizienz und Transparenz – mit aktivem Risikomanagement. Damit eröffnen sie Anlegern zusätzliche Möglichkeiten, Chancen zu nutzen und Risiken zu steuern.

Der Autor

Alessandro Tentori, CIO Europe Axa Investment Managers, Mailand

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Die Entwicklung zeigt sich auch in den Kapitalflüssen: Laut ETF Book zogen 2024 aktive ETFs weltweit rund 18 Milliarden Dollar an. Besonders dynamisch war das Wachstum in Europa bei den aktiven Obligationen-ETFs, deren Mittelzuflüsse sich von 745 Millionen Dollar im Jahr 2023 auf 2,4 Milliarden im Jahr 2024 verdreifachten. Bis Mitte 2025 kamen bereits weitere 4,5 Milliarden hinzu – ein neuer Rekord zeichnet sich ab. Der Grund liegt in der Flexibilität: Manager können Portfoliobausteine gezielt anpassen und so auf divergierende Konjunkturpfade reagieren.

Lange dominierten Aktien den ETF-Markt. Mit aktiven Strategien eröffnen sich nun neue Perspektiven im Obligationenbereich, wo Faktoren wie Duration, Kreditqualität oder Regionen flexibel gesteuert werden können. Gerade in Phasen starker Marktbewegungen zeigt sich die Nachfrage nach aktiv gemanagten ETFs: Während im April 2025 – nach den US-Ankündigungen zu neuen Zöllen – passive Produkte Abflüsse verzeichneten, flossen aktiven Fonds zusätzliche Mittel zu.

Ein Schwerpunkt liegt derzeit auf kurz laufenden Unternehmensobligationen. Im aktuellen Zinsumfeld bieten sie attraktive Renditen bei geringerer Zinssensitivität und stellen damit eine Alternative zu Geldmarktanlagen dar. Sowohl in den USA als auch in Europa liegen die laufenden Erträge ein- bis dreijähriger Investment-Grade-Anleihen über den kurzfristigen Referenzsätzen. ETFs, die auf solche kurz laufende Strategien setzen, gewinnen dadurch an Beliebtheit – vor allem wenn sie global diversifizieren und aktiv verwaltet werden.

Inflationsschutz rückt in den Vordergrund

Parallel dazu wächst das Interesse an inflationsgebundenen Strategien. Geopolitische Spannungen und steigende Kosten könnten die Teuerung auf hohem Niveau halten, während die Konjunktur an Fahrt verliert. Ein solch stagflationäres Szenario wird vor allem in den USA zunehmend diskutiert. Inflationsindexierte Obligationen können in diesem Umfeld einen Puffer bieten und zugleich laufende Erträge sichern. Bis vor kurzem war das Angebot an inflationsgebundenen ETFs fast ausschliesslich passiver Natur und konzentrierte sich auf Standardindizes. Neu aufgelegte aktive Strategien erweitern den Handlungsspielraum: Sie kombinieren eine globale Ausrichtung mit dem Fokus auf kürzere Laufzeiten zwischen einem und zehn Jahren. Solche Portfolios reagieren weniger empfindlich auf langfristige Zinsbewegungen und können in Zeiten hartnäckig höherer Inflation stabilisierend wirken.

Für die Risikosteuerung gewinnt die regionale Streuung an Bedeutung. Weltaktien-ETFs eröffnen Potenzial in Regionen, die weniger von US-fiskalischen oder politischen Risiken betroffen sind.

Im Vergleich zu den USA erscheinen die risikoadjustierten Renditen in anderen Regionen attraktiver; geopolitische Verschiebungen könnten die relative Performance Europas, Asiens und der Schwellenländer in den kommenden Jahren stützen. In Europa dürfte das geplante deutsche Fiskalpaket von rund 1 Billion Euro über zehn Jahre das Wachstumspotenzial der Euro-Zone erhöhen, während Schwellenländer mit robusten Gewinnprognosen und Bewertungsabschlägen auf sich aufmerksam machen. Ihre geringe Korrelation untereinander verstärkt den Diversifikationseffekt.

Neben kurzfristigen Marktfaktoren prägen Megatrends die Entwicklung. Besonders Technologieunternehmen in den USA profitieren von der Verbreitung von künstlicher Intelligenz (KI), von Cloud-Computing und Halbleitern. Trotz hohen Bewertungen überzeugt der Sektor mit starken Cashflows und niedriger Verschuldung. Technologie bleibt damit ein zentraler Bestandteil wachstumsorientierter Portfolios. Im derzeit herausfordernden Marktumfeld bilden Unternehmensobligationen mit soliden Fundamentaldaten, kurz laufende inflationsgeschützte Anleihen, aktive Obligationenstrategien, globale Diversifikation und Technologieaktien die fünf zentralen Eckpfeiler für Portfolios.

Aktive ETFs bieten somit auch weiterhin die notwendige Flexibilität und Effizienz dafür – und erweitern das Spektrum verfügbarer Lösungen deutlich über klassische Indexprodukte hinaus.