«Nachhaltigkeit ist eine Angelegenheit von Privilegierten»

Der Raum wird dunkel. Am Annual Meeting des Europa Forum in Luzern wird Maja Göpel zugeschaltet. Sie ist eine deutsche Ökonomin und Nachhaltigkeitsexpertin. «Eine Idee der letzten Jahre war ein grosser Fehler: das dreiteilige Nachhaltigkeitsmodell», beginnt sie ihre Rede. Das Problem stecke laut Göpel darin, dass Wirtschaft, Ökologie und Ökonomie nicht gleich gewichtet würden, obwohl das Modell eine gleiche Aufteilung beabsichtigte – dabei geniesse die Wirtschaft weitaus mehr Aufmerksamkeit als die anderen beiden. Sie kritisiert, dass die einzelnen Bereiche für sich betrachtet würden und nicht als Gesamtpaket. Damit das Ungleichgewicht gelöst und interdisziplinäre Ansätze gefunden werden können, fordert Göpel neue Allianzen. Heutzutage würden nämlich gleich denkende Menschen Lösungen schmieden, dabei fehlten aber die Diversität und entsprechend auch vielfältige und innovative Lösungen. «Wir müssen Innovation neu denken», fordert die Ökonomin. Eine mögliche Lösung sieht sie im Verschmelzen verschiedener Bereiche wie Politik und Wirtschaft, damit sich beide Seiten austauschen und neue Impulse erhalten. Das ist aber nicht immer einfach: Den Grund macht Göpel bei den Menschen aus. Äusserungen wie «Ich würde ja gerne, aber die anderen machen ja gar nicht mit» oder «Meine Veränderung wird gar nichts an der grossen Problematik ändern können» hört sie häufig. Dabei fällt ihr auf, dass eine bestimmte Menschengruppe diese Ausreden des Öfteren vorbringt: Diejenige der Gutbetuchten, die an gut gedeckten Tischen sitzen. Diese Privilegierten nimmt sie in die Pflicht: «Ich wünsche mir mehr Verantwortung von denen, die privilegiert sind», sagt die Ökonomin. Denn genau sie hätten einen grösseren Hebel und Einfluss, um etwas zu verändern. Millennials im Brennpunkt «Let Europe arise. Die nächste Generation übernimmt in herausfordernden Zeiten. Welches Europa wollen die Millennials jetzt?» lautet das diesjährige Hauptthema der Gesprächs- und Ideenplattform Europa Forum. Als Höhepunkt der Jahresaktivitäten findet am 23. und 24. November 2022 das Annual Meeting im KKL Luzern statt. Zu den namhaften Sprecherinnen und Sprechern zählen Bundesrätin Simonetta Sommaruga, Deutschlands früherer Aussenminister Sigmar Gabriel, Bundespräsident a.D. Christian Wulff, Historiker und Publizist Timothy Garton Ash, Schriftstellerin Nora Bossong, Chefin Sicherheitspolitik des VBS Pälvi Pulli, Alena Buyx und Franca Lehfeldt. Berichte und Einblicke in das diesjährige Annual Meeting in Luzern finden Sie hier. (mdl)