Die Vermögensverwaltung steht vor gewaltigen Veränderungen, angetrieben durch technologische Fortschritte, den demografischen Wandel wie auch sich verändernde Erwartungen der Kunden. «Eine der grössten Herausforderungen ist die sogenannte Pension-Gap», sagt Dirk Klee, Country Manager von Blackrock Asset Management in der Schweiz. Ein Grund: Traditionelle Vorsorgemodelle passen nicht mehr zu einer steigenden Lebenserwartung. «Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich und traditionelle Vorsorgemodelle greifen oft zu kurz», so Klee. «Viele institutionelle Investoren rücken dieses Problem vermehrt in den Fokus, um ihre langfristigen Vermögensstrategien anzupassen.»

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Klee beobachtet ausserdem eine grundlegende Kapitalverlagerung im Wealth-Segment hin zur nächsten Generation. Diese Next-Gen-Anleger ticken anders – sie sind digitaler, flexibler und offener für neue Anlageklassen. «Die digitalen Sparpläne ersetzen das klassische Sparbuch, und digitale Vermögenswerte gewinnen zunehmend an Bedeutung», fasst es Klee zusammen. Dies bedeutet, dass die Vermögensverwaltung auf neue Trends und Vorlieben reagieren muss. Vermögende Privatanleger halten inzwischen rund 15 Prozent ihres Portfolios in alternativen Investments wie Private Equity oder Kryptowährungen.

Künstliche Intelligenz und Big Data

Parallel gewinnt der Einfluss von künstlicher Intelligenz (KI) und Big Data in der Vermögensverwaltung an Bedeutung. «KI wird entlang der gesamten Wertschöpfungskette integriert – von der Portfolioanalyse bis zur personalisierten KI-Beratung», erklärt Klee. Im Bereich der Kundeninteraktion verbessert generative KI die Client-Experience, indem relevante Informationen in Echtzeit bereitgestellt und individuelle Interaktionen ermöglicht werden. Automatisierung durch KI bietet ausserdem einen klaren Wettbewerbsvorteil für Unternehmen und Branchen, die frühzeitig und effizient auf diese Technologie setzen. Dies ermöglicht eine optimierte und datengetriebene Entscheidungsfindung und verbessert die Servicequalität, während gleichzeitig die Effizienz gesteigert wird.

Eine der neusten Transformationen in der Vermögensverwaltung bezieht sich jedoch auf digitale Assets wie Kryptowährungen und die zugrunde liegende Blockchain-Technologie. Dazu Klee: «Digitale Assets entwickeln sich zunehmend zu einer ernst zu nehmenden Anlageklasse. Die Nachfrage ist gross – sowohl bei institutionellen als auch bei privaten Investoren.» So zeigt eine Blackrock-Umfrage, dass 75 Prozent der professionellen Investoren innerhalb der nächsten zwei Jahre in ein Bitcoin-ETP investieren möchten. Und auch die Akzeptanz von Kryptowährungen ist stark gestiegen, mit rund 25 Millionen Kryptoanlegern allein in Europa. Klee hält es für vertretbar, Bitcoin mit einer Allokation von 1 bis 2 Prozent in ein diversifiziertes Multi-Asset-Portfolio aufzunehmen, vorausgesetzt, dass entsprechendes Risikoverständnis und Governance vorhanden sind.

Veränderte Kundenerwartungen

Die Erwartungen und Anforderungen der Kunden an Vermögensverwalter ändern sich rasant. «Das Verhalten von Anlegern verändert sich grundlegend. Junge Investoren beginnen ihre Reise oft mit Kryptowährungen, investieren dann in Einzelaktien und schliesslich in ETFs – ein völlig anderer Ansatz als frühere Generationen», stellt Klee fest. Besonders Millennials zeigen eine höhere Risikobereitschaft und starkes Interesse an wachstumsstarken Nischenmärkten. Vermögensverwalter müssen diese neue Denkweise verstehen und passgenaue Angebote bereitstellen – digital, transparent und individuell, um ihre Kunden auf dieser Reise zu begleiten.

Mit der zunehmenden Automatisierung verändern sich die Anforderungen aber nicht nur auf der Kunden-, sondern auch auf der Beraterseite. «Die Automatisierung verändert das Kundenverhalten, eröffnet aber auch neue Möglichkeiten», sagt Klee. Aktuell beobachtet die Branche einen klaren Trend zu hybriden Modellen in der Vermögensverwaltung: Digitale Prozesse und Tools werden mit persönlicher Beratung kombiniert. Robo-Advisors bieten Skalierbarkeit, können jedoch die individuelle Betreuung und das Vertrauen einer persönlichen Beziehung nicht vollständig ersetzen. Die Zukunft liegt daher in einem intelligenten Zusammenspiel beider Ansätze. Dazu Klee abschliessend: «Ein hybrides Modell, das die Effizienz digitaler Prozesse mit der Qualität und dem Vertrauen traditioneller Beratung kombiniert, wird unserer Ansicht nach den grössten Erfolg haben.»