Der Zugang zu internationalen Märkten ist für Schweizer Banken von entscheidender Bedeutung. Doch er erfordert die Einhaltung strenger gesetzlicher Vorgaben. Die Anforderungen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) in Bezug auf Kapital, Liquidität und Risikomanagement sind hierbei essenziell. Ergänzt werden diese mit klaren Regeln zur Geldwäschereibekämpfung und mit Sorgfaltspflichten, die international Vertrauen schaffen. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Steuertransparenz, etwa durch den automatischen Informationsaustausch mit über hundert Staaten. Zudem müssen Schweizer Banken die gesetzlichen Vorgaben im jeweiligen Markt erfüllen.
Regulatorische Rahmenbedingungen
Im Vergleich zur EU, wo eine regelbasierte Regulierung vorherrscht, wird in der Schweiz mit einem prinzipienbasierten Ansatz reguliert und überwacht. «Dieser Ansatz gibt mehr Raum für Flexibilität als die strikten EU-Vorgaben», erklärt Roman Studer, CEO der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), «Für Schweizer Banken besteht auf EU-Ebene derzeit kaum die Möglichkeit, aktiv grenzüberschreitende Bank- und Wertpapierdienstleistungen zu erbringen. Die meisten EU-Mitgliedstaaten verlangen die Errichtung einer Zweigniederlassung für die aktive Bedienung von Kundinnen und Kunden innerhalb der EU.» Im Gegensatz dazu ist der Marktzugang für Unternehmen aus der EU zum Schweizer Finanzplatz sehr offen. Dies liegt an der liberalen Haltung der Schweiz gegenüber ausländischen Finanzdienstleistern und an den offenen gesetzlichen Rahmenbedingungen, die wenigen Beschränkungen unterliegen. EU-Banken können relativ leicht Dienstleistungen für Kunden in der Schweiz anbieten, ohne umfassende lokale Niederlassungen errichten zu müssen.
Die Finma spielt eine entscheidende Rolle beim internationalen Marktzugang von Schweizer Banken. Sie überwacht die Einhaltung von regulatorischen Anforderungen und die konsequente Umsetzung international anerkannter Standards. Zudem wird für die grenzüberschreitende Dienstleistungserbringung meistens eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen den jeweiligen Aufsichtsbehörden verlangt. Auch diese Vereinbarungen schliesst die Finma mit den Aufsichtsbehörden aus wichtigen Finanzzentren ab. Darüber hinaus stärkt die Finma die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems durch regelmässige Stresstests und sorgt für die umfassende Aufsicht über systemkritische Banken.
Abkommen sind von zentraler Bedeutung
Bilaterale Abkommen spielen – nicht nur, aber auch aus genannten Gründen – eine zentrale Rolle für den Marktzugang von Schweizer Banken. Sie schaffen rechtliche Klarheit, gewähren den Zugang und fördern die Anerkennung von Standards. So entstehen neue Möglichkeiten für beide Märkte. Ein Beispiel hierfür ist das Abkommen mit dem Vereinigten Königreich, das zeigt, wie grenzüberschreitende Kundenbetreuung erleichtert werden kann. Dazu Roman Studer: «Bilaterale Abkommen sind zentral für den Marktzugang von Schweizer Banken. Sie schaffen rechtliche Klarheit, gewähren den Zugang und fördern die Anerkennung von Standards, sodass neue Opportunitäten für beide Märkte geschaffen werden.»
Und sie ebnen ein wenig den doch sonst sehr steinigen Weg über die Landesgrenzen hinaus. Vorgaben wie zur Geldwäschereibekämpfung, zum Datenschutz oder auch internationale Standards wie Basel III beeinflussen nicht nur die Prozesse, sondern auch strategische Entscheidungen. Umso wichtiger sei der enge Dialog mit ausländischen Behörden, der zu tragfähigen bilateralen Lösungen führe, ist man sich aufseiten der SBVg sicher. Und auch hier ist die Finma umtriebig. Denn, so hält sie fest, auch «wenn internationalen Standards kein unmittelbar rechtsetzender Charakter zukommt, kann ihre Einhaltung beziehungsweise Umsetzung in das nationale Recht ein wichtiger Reputationsfaktor für den Finanzplatz sein».
Auch der Bund mischt mit
Neben der Finma ist auch die Schweizer Regierung aktiv bemüht, die hiesigen Finanzinstitute beim Eintritt in den internationalen Markt zu unterstützen. Studer betont: «Die internationale Expansion von Schweizer Banken wird durch gezielte Massnahmen des Bundes unterstützt – etwa durch den Finanzdialog für bessere Marktzugänge oder durch die Förderung nachhaltiger Finanzinitiativen. Auch rechtliche Stabilität trägt dazu bei, den Finanzplatz Schweiz im globalen Wettbewerb zu stärken.» Etwas, was auch innerhalb der Organisationen einen hohen Stellenwert hat. «Schweizer Banken setzen auf eine Kombination von aktivem Monitoring und Dialog mit Behörden und internationalen Gremien», so Studer. «Für ein kleines, exportorientiertes Land wie die Schweiz ist es wichtig, dass wir hier aligniert sind.»
Und das wird in herausfordernden Zeiten, wie sie aktuell wohl alle Branchen erleben, noch wichtiger. «Die zunehmenden geopolitischen Spannungen und die Fragmentierung der Weltwirtschaft machen den internationalen Marktzugang für Schweizer Banken deutlich anspruchsvoller – sei es durch Sanktionen, protektionistische Tendenzen oder unterschiedliche regulatorische Anforderungen», ordnet Studer ein. Deshalb ist es für die Schweiz und ihre Finanzplätze zentral, dass das Land stabile und verlässliche politische Beziehungen pflegt. «Gleichzeitig sehen wir die politische und wirtschaftliche Stabilität sowie die Neutralität und Verlässlichkeit als echte Wettbewerbsvorteile, welche gerade in der aktuellen Situation viele Chancen bieten», schliesst Studer ab.