Wir befinden uns in einer Zeit grosser globaler Veränderungen. Die sicher aktuell signifikanteste ist, dass die jetzige US-Administration nicht überzeugt ist, dass die Architektur der Aussenpolitik, des Handels, der Verteidigung und der Finanzen, die in den letzten achtzig Jahren vorherrschte, noch ihren Zielen dient. Dies führt zu erheblicher Unsicherheit, welche die Weltwirtschaft beeinflusst und die Anleihen-, Kredit-, Devisen- und Aktienmärkte für Investorinnen und Investoren risikoreicher macht.
David Rolley, Portfoliomanager und Co-Leiter des Global Fixed Income Teams, Loomis Sayles, einem Affiliate von Natixis Investment Managers
Weltweit stellen sich diese daher die Frage, wie sie mit dieser Unsicherheit umgehen sollen. Denn die strukturellen Veränderungen in der Weltwirtschaft sind von beispiellosem Ausmass. Gerade hinsichtlich der Zuverlässigkeit amerikanischer Garantien, wie sie beispielsweise von der Nato angeboten werden, ist die Welt zwiegespalten. Und dieses Klima der Unsicherheit erschwert die Investitionsentscheidungen erheblich. Statt All-in wäre die wohl aktuell beste Wahl, in Anbetracht dieser Unsicherheiten auf einen vorsichtigen Ansatz zu setzen.
Es gibt kein klares Szenario
Bemerkbar ist zudem eine faszinierende Abkehr der Korrelation zwischen den Anleihen- und den Aktienmärkten. Nach dem Rückgang der Aktienmärkte hätte man einen Anstieg der Anleihen erwarten können, aber das liess sich nicht beobachten. Das deutet darauf hin, dass sich Investorinnen und Investoren um Faktoren sorgen, die über einfache wirtschaftliche Zyklen hinausgehen. Die Bedrohungen durch Stagflation und das Management der US-Schulden belasten die Risikowahrnehmung. Daher wäre denkbar, dass amerikanische Anlagen – seien es Aktien, Staatsanleihen oder der Dollar – nun eine höhere Risikoprämie erfordern würden. Ob das eintritt, wird sich zeigen.
Historisch gesehen waren Anleihen bisher immer eine effektive Absicherung gegen Aktien, doch diese Dynamik hat nicht mehr mit Sicherheit Bestand. Im Falle eines inflationsbedingten Schocks wäre beispielsweise die natürliche Reaktion der Entscheidungsträger, die Zinssätze zu erhöhen, was zu einem Rückgang der Anleiherenditen führen würde. In einem solchen Kontext würde die Fähigkeit der Anleihen, ihre traditionelle Rolle als Absicherung zu spielen, infrage gestellt werden.
Diversifikation ist entscheidend
In diesem Klima der Volatilität macht es Sinn, seine Portfoliopositionen anzupassen. Märkte mit attraktiven Renditen gewinnen noch mehr an Bedeutung, vor allem, wenn man auf einen taktischen Ansatz setzt, indem man die Duration verlängert. Geht es um Kredite, ist ebenfalls Vorsicht geboten. Die Spreads sind aktuell sehr eng. Hier sollte die Entwicklung der Volatilität beobachtet werden, die möglicherweise bessere Anlagegelegenheiten eröffnen könnte.
Ebenfalls empfiehlt es sich, eine maximale Diversifizierung in der Asset-Allokation anzustreben. Das sollte nicht nur Aktien und Anleihen umfassen, sondern auch eine breite Palette geografischer Märkte, einschliesslich der Schwellenländer. Statt auf ein vermeintlich sicheres Asset zu setzen, ist es vielmehr entscheidend, eine Asset-Allokationsstrategie zu entwickeln, die durch Vielfalt überzeugt.
Der Preis als wichtigste Grundlage
Die wichtigste Entscheidung bei allen Anlagen – und das bleibt auch in bewegten Zeiten konstant – ist die, zu welchem Preis man ein Asset erwirbt. Es erweist sich als klug, Risiko zu kaufen, wenn es zu einem erschwinglichen Preis angeboten wird, und Vorsicht walten zu lassen, wenn die Preise hoch sind. Wenn sich eine Gelegenheit zu einem guten Preis zeigt, ist es oft ratsam, mehr zu investieren, als ursprünglich geplant war. In Zeiten der Unsicherheit, die die Finanzmärkte prägt, sind Anpassungsfähigkeit und Wachsamkeit wesentliche Tugenden, um erfolgreich durch diese modernen Märkte zu navigieren.