Trotz schlechteren Aussichten ändert die Mehrheit der von Raiffeisen Befragten ihr aktuelles Verhalten nicht. Die Vorsorgeanlagen bleiben konservativ und damit mit geringem Ertragspotenzial. In der Umfrage konnte festgestellt werden, dass das Thema Vorsorge bei vielen Einwohnerinnen und Einwohnern nicht im Vordergrund steht und es daher auch am Verständnis für die anstehenden Reformationen des schweizerischen Vorsorgesystems fehlt.

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Die Antworten der Befragten bezüglich ihrer Erwartungen und Vorkehrungen für den Ruhestand fallen realistischer aus als noch im Vorjahr. Gemäss der Studie, die in Zusammenarbeit mit der ZHAW School of Management and Law erarbeitet wurde, planen signifikant weniger Menschen eine Frühpensionierung. Eine Mehrheit kann sich sogar vorstellen, über das Rentenalter hinaus zu arbeiten – allerdings vorwiegend in einem Teilzeitpensum.

Problemlösung wird vertagt

Zudem wird der Geldbedarf nach der Pensionierung tiefer eingeschätzt als in früheren Befragungen. Eine Beibehaltung des Status quo – Rentenalter 65 für Männer und Rentenalter 64 für Frauen – erhält weniger Zuspruch. Ein Drittel der Befragten befürwortet das Pensionierungsalter 65 für alle.

«Die Bevölkerung zeigt sich offener für die politische Forderung nach einer Anpassung des Rentenalters», sagt Daniel Greber, Leiter des Instituts für Risk & Insurance der ZHAW School of Management and Law.

Die Anzahl jener, die allein den Staat in der Verantwortung für die Altersvorsorge sehen, schwindet und beträgt aktuell noch 12,5 Prozent. Einzig in der italienischen Schweiz liegt der entsprechende Wert mit rund einem Drittel der Befragten deutlich höher.

Insgesamt sieht sich die Schweizer Bevölkerung jedoch in der Eigenverantwortung. Nichtsdestotrotz verschiebt jede zehnte Person ihre Absicht, finanzielle Mittel für den Lebensabend bereitzustellen, in die Zukunft. Die Mehrheit der Befragten gibt sogar an, das Sparverhalten nicht ändern zu wollen. Die Covid-19-Pandemie beeinflusste diese Haltung nicht.

Misstrauen gegenüber Institutionen

Die Risikobereitschaft bei Sparanlagen bleibt tief. Viele sorgen privat immer noch mit einem klassischen Säule- 3a-Konto vor und scheuen ein Engagement in den Aktienmärkten.

Das diesjährige Vorsorgebarometer zeigt im Vergleich zu 2018 eine Einbusse des Vertrauens in die zweite Säule. Immer häufiger wird eine Auszahlung des Kapitals einer Rente vorgezogen. Grundsätzlich geniesst das Dreisäulensystem bei den Befragten kein hohes Vertrauen. Als Herausforderung sowohl bei AHV als auch bei Pensions kassen wird die Abhängigkeit von der demografischen Entwicklung genannt.

Der Generationenvertrag ist stark belastet. Die Differenzen könnten aufgrund der Erfahrungen in der Covid-19-Pandemie noch akzentuiert werden. Pensionskassen sind darüber hinaus mit einem Anlageumfeld konfrontiert, das von tiefen oder gar negativen Zinsen und getrübten Renditeaussichten geprägt ist. Eine Folge davon sind Leistungskürzungen. Das höchste Vertrauen wird der dritten Säule, der privaten Vorsorge, zugesprochen.

 

Tashi Gumbatshang, Leiter Kompetenzzentrum Vermögens- und Vorsorgeberatung, Raiffeisen Schweiz www.raiffeisen.ch/vorsorgebarometer

Jährliche Erhebung der Stimmung

Das Vorsorgebarometer basiert auf einer im Juni 2020 durch das Link-Institut durchgeführten Bevölkerungsbefragung von 1028 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren und der Analyse ökonomischer Daten. Die Umfrageergebnisse sind repräsentativ für alle Landesteile und zeigen, wie es um die finanzielle Altersvorsorge in der Schweiz bestellt ist. Das Vorsorgebarometer wurde erstmals 2018 publiziert und wird jährlich erhoben.

Während Raiffeisen bei der Erstellung des Vorsorgebarometers die Unternehmer- und Konsumentenperspektive einbringt, deckt die ZHAW School of Management and Law den wissenschaftlichen Teil ab.