Bei den Fahrzeugflotten in der Schweiz geht die Elektrifizierung weiter: 87 Prozent der Unternehmen haben elektrifizierte Technologien in den Personenwagenflotten oder planen eine Einführung in den nächsten drei Jahren, wie aus dem jüngsten «Fleet and Mobility Barometer» von Arval hervorgeht.
«Die grössten Herausforderungen auf dem Weg zum weiteren Ausbau der E-Flotten sind der Mangel an politischer Unterstützung und klare Anreizsysteme», sagt Roger Rölli, Sales Director bei Arval in der Schweiz. Die Unternehmen würden verlässliche Rahmenbedingungen und eine faire steuerliche Behandlung von Elektroautos sowie Unternehmensflotten benötigen. «Heute bestehen teilweise noch steuerliche Nachteile, etwa beim Privatanteil von Firmenfahrzeugen, die die Elektrifizierung erschweren», fährt Rölli fort. Zentral sei weiterhin sowohl der Ausbau öffentlicher Ladeplätze als auch die Möglichkeit, private Ladestationen einzurichten – auch für Mieterinnen und Stockwerkeigentümer. «Hier fehlen aktuell noch die gesetzlichen Grundlagen, die derzeit vom Bundesrat ausgearbeitet werden, um diesen rechtlichen Anspruch sicherzustellen», so Rölli.
Grosse Flottenfinanzierer wie Arval sehen weitere Unterschiede zu Verbrennern: Bei reinen Elektrofahrzeugen (BEVs) ist laut Rölli der Investitionsbedarf in der Regel höher – einerseits, weil die Fahrzeuge selbst teurer sind, andererseits, weil zusätzlich in Ladeinfrastruktur investiert werden muss. «Diese Mehrkosten werden jedoch über die Zeit durch niedrigere Betriebskosten und einen geringeren Wartungsaufwand ausgeglichen, sodass die Gesamtkosten (TCO) in der Regel günstiger ausfallen», erklärt der Experte. «Eine Unsicherheit bleibt der Markt: Der Gebrauchtwagenmarkt für reine Elektrofahrzeuge (BEVs) ist noch nicht ausreichend entwickelt, was die Restwertkalkulation erschwert.»
Siemens setzt voll auf Nachhaltigkeit
Auf dem Weg zur vollständigen Umstellung ist Siemens in der Schweiz. «Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung», erklärt Marc Estermann, Sprecher bei Siemens in der Schweiz, einem grossen E-Flotten-Betreiber. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens will man die Treibhausgasemissionen des Geschäftsbetriebs bis 2030 um 90 Prozent reduzieren. Entsprechend sollen bis spätestens 2030 alle Siemens-Fahrzeuge zu 100 Prozent elektrisch unterwegs sein. «Wir haben bereits signifikante Fortschritte in der Integration von Elektrofahrzeugen in unsere Firmenflotte erzielt», so Estermann.
Der Anteil der E-Fahrzeuge in der Schweiz beträgt derzeit knapp die Hälfte, das entspricht etwa sechshundert Fahrzeugen. «Unsere Erfahrungen mit Elektrofahrzeugen sind überwiegend positiv», so Estermann weiter. «Besonders in urbanen Gebieten konnten wir die Vorteile der leisen, emissionsfreien Mobilität nutzen.» Es gebe allerdings auch gewisse Herausforderungen: Die öffentliche Ladeinfrastruktur in ländlichen und abgelegeneren Gebieten hat teilweise noch Potenzial. «Zusätzlich haben aus verschiedenen Gründen einige Mitarbeitende zu Hause keine Lademöglichkeit, da spielt dann das Thema Reichweite auch eine Rolle», erklärt Marc Estermann.
Firmen senken ihren CO2-Ausstoss
«Die Verwaltung einer Flotte ist grundsätzlich mit hohen Kosten verbunden. Besteht sie aus Verbrennungsfahrzeugen, entstehen auch erhebliche CO2-Emissionen», erklärt Cédric Diserens von der Amag Import AG. «Aus mindestens diesen beiden Gründen konzentrieren sich unsere Kunden zunehmend auf Fahrzeuge mit niedrigen Gesamtbetriebskosten und einer neutralen oder nahezu neutralen CO2-Bilanz.» Das zeigt sich auch in den Zahlen: Im Vergleich zu 2023 sind denn auch bei der Amag die BEV-Bestellungen von Flottengrosskunden bis Ende August 2025 um knapp 50 Prozent gestiegen.
«Unsere Flottenkunden konzentrieren sich hauptsächlich auf das, was wir als ‹White Fleet› bezeichnen», fährt Diserens fort. «Dabei handelt es sich um Fahrzeuge, mit denen die Unternehmen ihre Kunden das ganze Jahr über sicher erreichen können.» So liefert man beispielsweise je nach Bedarf Personenkraftwagen mit einem grossen Kofferraum, in dem die Techniker ihr Material problemlos transportieren können, oder kleinere, wendige Fahrzeuge für die Baustellenkontrolle oder für die häusliche Krankenpflege sowie grössere Nutzfahrzeuge für den Materialtransport. «Unsere Elektrofahrzeuge sind mit allen notwendigen Fahrhilfen ausgestattet, sodass der Fahrer viele Überraschungen im Strassenverkehr vermeiden kann», sagt Diserens weiter. «Im Vergleich zu ähnlichen Verbrennungsfahrzeugen sind BEVs wesentlich sparsamer im Verbrauch und im Unterhalt, wodurch das Aufladen zu Hause oder im Büro, sofern möglich, auch deutlich kostengünstiger ist.»