Einen Vorteil haben sie alle: einen Flughafen vor der eigenen Haustür. Die Nähe zum Flughafen Kloten und gleichzeitig zur Wirtschaftsmetropole Zürich gehört zu den wichtigsten Standortvorteilen der Gemeinden in der Flughafenregion. In Kloten, Volketswil, Dietikon, Dübendorf und Wangen-Brüttisellen unternimmt man gerade einiges, um diese bestehenden Standortvorteile auszubauen und sich als Wirtschaftsstandorte noch stärker zu profilieren.
«Die Entwicklung der Bevölkerung und der Wirtschaft kann nur Hand in Hand gehen», sagt Claus Wiesli, Leiter Planung Liegenschaften der Gemeinde Wangen-Brüttisellen, die sich selbst mit dem Claim «Wo Stadt und Land sich treffen» charakterisiert. Die Schwerpunkte liegen auf der Verdichtung entlang der Infrastrukturbauten, etwa den Autobahnanschlüssen Wangen und Brüttisellen, sowie der Nähe zum Bahnhof der SBB. Zudem auch auf Objekten, die gerade gebaut werden, etwa den drei Hochhäusern des Brüttiseller Tors. «Daneben gibt es weitere Entwicklungsprojekte, die mit einem Gestaltungsplan gesichert sind und an der Gemeindeversammlung der Bevölkerung vorgestellt wurden und auch noch werden», erklärt Wiesli.
Eine wichtige Rolle wird der Innovationspark in Dübendorf spielen. «Wir haben einen guten Draht zum Innovationspark und werden in Zukunft vermehrt Zulieferer des Parks anziehen», erklärt Claus Wiesli. Das Angebot an Gewerbeflächen in Wangen-Brüttisellen ist jedoch langsam ausgeschöpft. Umso wichtiger sind laut dem Liegenschaftsspezialisten die gute Vernetzung der Gemeinde und die Kommunikation zwischen potenziellen Investoren und Grundeigentümern.
Verlängerung der Glatttalbahn
In der Stadt Kloten steht hingegen das Schaffen von Wohnraum als grosse Herausforderung im Vordergrund. Verwaltungsdirektor Thomas Peter weist auf das «krasse» Missverhältnis zwischen den in Kloten lebenden rund 23’000 Einwohnern und den rund 40’000 Arbeitsplätzen auf dem Stadtgebiet hin. «Damit verbunden ist auch die zeitgemässe Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur, beispielsweise die künftige Verlängerung der Glatttalbahn bis ins Industriequartier von Kloten», sagt Thomas Peter.
Dies sollte langfristig in eine gemischte Zone mit Gewerbe, Industrie und Wohnungen transferiert werden. In den jährlichen sogenannten «Gesprächen mit Ausblick» wird in Kloten der Kontakt zwischen Unternehmen und Behördenmitgliedern gepflegt und der Informationsaustausch gefördert. Mit grösseren Unternehmen steht die Gemeinde sogar in regelmässigem persönlichem Kontakt.
Auch Volketswil strebt einen durchmischten urbanen Gemeindeteil mit Arbeitsplätzen, Gastronomie, Kultur, Freizeitangeboten und Wohnnutzungen an. Dazu wird das bisher gewerblich-industriell geprägte Gebiet der Industriestrasse weiterentwickelt. «In einen Ort, wo sich Unternehmen, Start-ups und kreative Köpfe wohlfühlen. Die Nähe zum Innovationspark Zürich hat für uns hohe Priorität. Deshalb schaffen wir Angebote, die eine optimale Ergänzung bilden», so Standortförderer Muri.
Raum für Aerospace und Life Sciences
Neben der direkten Unternehmensunterstützung wie Standortberatung, Vermittlung von Leerständen und Vernetzung mit lokalen Akteuren verfolgt Volketswil auch eine vorwärtsgerichtete Entwicklungsstrategie für die Zukunft. Als eine der Säulen nennt Marcel Muri die Positionierung als Standort für Zukunftsbranchen: «Wir schaffen gezielt mehr Raum für bestehende und neue Unternehmen, Start-ups und innovative KMU – insbesondere in den Bereichen Robotik, Mobilität, Aerospace, Medien und Life Sciences.»
Erst Ende 2024 verabschiedete der Gemeinderat von Dietlikon eine Strategie zur Wirtschaftsförderung. Das Ziel ist ein gezieltes Standortmarketing und die Positionierung von Dietlikon als Wirtschaftsstandort. Dietlikon ist seit kurzem Mitglied im Netzwerk Standort Schweiz und bei der Firmengründungs-Plattform Start Swiss.
«Als Gründungsmitglied der Flughafenregion Zürich leiten wir deren Ansiedlungsanfragen jeweils sofort an unsere Grundeigentümer weiter», sagt Gemeindepräsidentin Edith Zuber. Zusätzlich werden mit Business-Lunchs und gezielten Firmenbesuchen Kontakte gepflegt und Bedürfnisse von Unternehmen eruiert. Zur Erarbeitung der Strategie führte Dietlikon zusätzlich schriftliche Interviews und Workshops mit den Grundeigentümern und den Firmenvertretern durch.
Städtisches Erscheinungsbild
In der langfristigen Entwicklung strebt Dietlikon bis 2040 ein Verhältnis von eins zu 0,6 zwischen Wohnbevölkerung und Beschäftigen in Vollzeitäquivalenten an (heute eins zu 0,75). Der Anteil der Steuererträge von juristischen Personen soll gesteigert werden. Als weiteres Ziel nennt Edith Zuber die Sichtbarkeit und aktive Pflege bereits ansässiger Unternehmen. Dazu gehört, sich gemäss den bestehenden Stärken als Standort für Unternehmensfunktionen, ICT mit Schwerpunkt IT-Implementierung, Robotik/Materials sowie für Einkaufs- und Freizeitgestaltung zu positionieren. Durch ein aktives Flächenmanagement arbeitet Dietlikon auf die Entwicklung von Schlüsselarealen für zusätzliche Business- und Werkflächen hin. Durch Gebäudeerneuerungen und eine erhöhte Verweildauer im Zentrum Dietlikon-Süd soll ein städtisches Erscheinungsbild angestrebt werden.
Eine ganz andere Art von Urbanität entsteht mit dem Projekt Innovation Park Zurich. Auf dem Areal des Militärflugplatzes Dübendorf entsteht in den nächsten Jahren einer der grössten Innovationshubs Europas. Schon heute betreiben die ETH und die Universität Zürich auf dem Gelände in den Hangars und Betriebsgebäuden des Flugplatzes den Space Hub sowie weitere Forschungs- und Entwicklungsprojekte für Studierende. Künftig sollen neue Gebäude errichtet werden, die der Innovation Park Zurich an innovative Unternehmen vermieten wird.
Für die Entwicklung der Stadt Dübendorf ist der Werkflugplatz und der geplante Innovationspark Zürich von zentraler Bedeutung. «Die Stadt soll in den weiteren Planungsschritten eine Führungsrolle übernehmen, damit der Innovationspark ein integrierter Stadtteil von Dübendorf wird», sagt Stadtpräsident André Ingold. Entsprechend hat der Stadtrat das Thema in seinen Legislaturzielen 2022 bis 2026 als Schwerpunkt «Innovationsstadt» festgelegt. Um die Bedürfnisse von Unternehmen und Arbeitgebern der Stadt besser zu verstehen, besteht ein regelmässiger Austausch – insbesondere über den Gewerbe-, Handels- und Industrieverein Dübendorf, der aus über 250 aktiven Mitgliedern besteht.