Die Globalisierung hat sich in den letzten Jahren verlangsamt, da Unterbrechungen der globalen Lieferketten mit einer immer anspruchsvolleren Produktions- und Einzelhandelsbasis kollidierten, die Just-in-time-Lieferungen erwartete. Zu den wichtigsten Störvariablen gehören geopolitische Spannungen, Zölle, Transport- und Arbeitskosten, die Sicherheit des geistigen Eigentums und zunehmende finanzielle Anreize der US-Regierung. Gleichzeitig haben US-Hersteller ihre Produktivität gesteigert, indem sie Automatisierung, Robotik, Software und auch künstliche Intelligenz einsetzen, um die Kostenunterschiede zu günstigeren Regionen zu verringern.

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Vor allem multinationale Grossunternehmen, die Waren, Komponenten, Materialien, Unterbaugruppen oder geistiges Eigentum zurück in die Vereinigten Staaten verlagern, profitieren vom Onshoring.

Der Autor

Rob Lanphier, Partner und Portfoliospezialist im US-Aktien-Team von William Blair, Zürich

Branchen mit Onshoring-Strategien

Dagegen gilt für einige Entwicklungsmärkte wie China, dessen Exporte in die USA seit 2017 zurückgegangen sind, das Gegenteil. Zahlreiche Verzögerungen oder Stornierungen neuer US-Investitionen in China, eine verschärfte chinesische Regulierung und ein zunehmender Nationalismus innerhalb Chinas in den letzten Jahren haben diese Abwanderung verschärft. Das verarbeitende Gewerbe in den USA hat seit der globalen Finanzkrise zu wenig investiert, was die in jüngster Zeit erforderlichen Ausgaben noch verstärkt.

Die Dauer des Onshoring hängt von der Entwicklung der Lieferketten ab: Sind sie kosteneffizient, mindern sie das Risiko – und wie gross ist das Vertrauen in ihre Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit? Dadurch, dass sich die technologischen und produktiven Verbesserungen in den USA ständig weiterentwickeln und die früheren Kostenvorteile der Entwicklungs- oder Schwellenländer oft schmälern, während die Arbeitskosten im Ausland in vielen Fällen erheblich gestiegen sind, vergrössert sich die Bandbreite der Branchen, in denen Onshoring stattfindet. Vor allem Unternehmen aus den Bereichen Transportausrüstungen, Maschinen, Kunststoff- und Gummiprodukte, elektrische Ausrüstungen, Chemikalien, Computer und Elektrogeräte, Bekleidung und Textilien, Holz- und Papierprodukte sowie elektronische Produkte verfolgen Onshoring-Strategien.

Dabei haben die USA aus energietechnischer Sicht einen enormen Kostenvorteil: Auf Erdgas als Inputkosten angewiesene US-Hersteller sind im Vergleich zu ausländischen Wettbewerbern strukturell im Vorteil. Der langfristige Trend zum Onshoring ist unserer Meinung nach unbestreitbar, denn Investitionsausgaben für die gebauten Fabriken machen nur einen Bruchteil der Gesamtausgaben aus, wenn man die oft erforderliche Infrastruktur im Umfeld berücksichtigt. Kleinere und mittelgrosse Unternehmen mit ihrem eher regional ausgerichteten Tätigkeitsfeld werden unserer Ansicht nach aufgrund ihrer Flexibilität, sich anzupassen und schnell zu reagieren, überproportional profitieren.