SAP und KMU – das klingt für viele wie ein Widerspruch. Zu gross, zu teuer, zu komplex. Berechtigte Vorurteile?
Ganz klar: Nein, das ist ein überholtes Bild! SAP ist heute Partner von sehr vielen KMU – gerade in der Schweiz, Tendenz stark steigend. Darunter sind zahlreiche Unternehmen mit weniger als zwanzig Mitarbeitenden. Viele wissen gar nicht, dass wir von jeher Standardsoftware für Unternehmen aller Grössen entwickeln. Unsere Lösungen sind modular und skalierbar: von der schlanken SAP Business One für Kleinstbetriebe bis zur SAP S/4HANA Public Cloud für Mittelständler und wachstumsorientierte Unternehmen. Wichtig ist: Es muss schnell implementierbar sein, modern in der Benutzerführung und mit planbaren Kosten einhergehen. Gute Software ist längst kein Luxus mehr für Grosskonzerne, sie ist ein zentraler Erfolgsfaktor für KMU im digitalen Wandel.
Alexander Fleischer ist Head of Corporate, SAP Schweiz. Er trägt die Verantwortung für das Mittelstands-, Neukunden- und Entwicklungskundengeschäft über alle Branchen und das gesamte Portfolio hinweg.
Klingt gut, aber welche Anwendungen sind besonders relevant für KMU?
Unser Ziel ist es, mit einem modularen Cloud-Portfolio Unternehmen zu helfen, ihre Prozesse zu digitalisieren, zu automatisieren und smarter zu arbeiten. Unsere Business Suite kombiniert zum Beispiel ein leistungsfähiges Cloud-ERP mit spezialisierten Tools, unter anderem in den Bereichen HR, Beschaffung, Analytics oder Customer-Experience. Der Zugang zu einer enormen Menge an Geschäftsdaten ist der Schlüssel zur Entwicklung relevanter KI-Szenarien. Genau hier liegt der Vorteil von SAP für KMU: Wir betten in unserem Portfolio KI-Szenarien dort ein, wo es im Geschäftsprozess sinnvoll ist, und planen bis Ende 2025 rund 400 Szenarien out of the box.
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit Schweizer KMU in der Praxis?
Als durchwegs partnerschaftlich und oft über viele Jahre gewachsen. Wir betreuen Tausende KMU-Kunden in der Schweiz – weltweit sind über 80 Prozent all unserer Kunden KMU. Für uns ist dieses Segment nicht einfach ein Markt, sondern das Rückgrat der Wirtschaft und entsprechend wichtig. Unser Netzwerk aus über hundert Partnern in der Schweiz sorgt dafür, dass unsere Lösungen lokal relevant, zielorientiert und auf Augenhöhe implementiert werden.
Bei vielen KMU ist über Jahre hinweg ein «IT-Flickenteppich» entstanden. Wo sollte man als KMU ansetzen, um Konsistenz in die eigene IT zu bringen?
Das ist in der Tat ein Klassiker. Unsere Empfehlung: ganzheitlich denken, aber pragmatisch handeln. Gemeinsam mit dem Kunden – und oft mit einem unserer Partner – analysieren wir zuerst die bestehende Systemlandschaft, identifizieren Redundanzen wie auch Problemfelder und zeigen Potenziale auf. Danach definieren wir ein realistisches Zielbild und entwickeln daraus einen schrittweisen Umsetzungsplan. Wichtig ist: Es muss nicht alles auf einmal passieren. Oft starten unsere Kunden zum Beispiel mit dem Finanzbereich und bauen von dort aus weiter. Neben der Wahl des Softwareherstellers gilt es für KMU vor allem, den passenden Partner zu finden, der relevante Fachkenntnisse mitbringt, die Sprache des Kunden spricht und pragmatisch wie auch lösungsorientiert agiert, um Projekte schnell, effizient und mit hoher Akzeptanz umzusetzen. Wir bieten zudem Tools zur Modellierung, Beschreibung und Steuerung von Prozessen. Diese Inhouse-Beschleuniger können bei allen Prozessschritten als Akzeleratoren wirken.
Wie genau unterstützen Sie als Unternehmen die IT-Konsolidierung, und was müssen die KMU selbst einbringen?
Wir liefern die Technologie, die Best Practices und die Methodik gemeinsam mit unseren Partnern. Aber klar ist auch: Eine Transformation braucht Rückhalt im Unternehmen. Das Topmanagement muss mitziehen, Key-User müssen eingebunden werden. Wir sehen Projekte nie als reine IT-Themen. Es geht um neue Arbeitsweisen, und dafür braucht es Offenheit und Veränderungsbereitschaft.
Gerade beim Thema Fachwissen und Ressourcen hapert es in vielen KMU. Wie gehen Sie als Konzern mit solchen Herausforderungen um?
Das stimmt. Deshalb ist Benutzerfreundlichkeit für uns zentral: durch intuitive Oberflächen, durch Lernangebote oder interaktive Assistenten. Und mit SAP Joule, unserem KI-gestützten Co-Piloten, machen wir «Learning on the job» zur Realität. Unsere Lösungen sind darauf ausgelegt, schnell verstanden und einfach angewendet zu werden, auch ohne grosses IT-Team im Hintergrund. Zudem haben wir in der Schweiz ein sehr starkes Netzwerk, mit dem wir gemeinsam KMU unterstützen und Lösungen erfolgreich einsetzen. Schon in einer sehr frühen Phase der Gespräche machen wir eine Auslegeordnung und zeigen auf, wer was zu welchem Zeitpunkt macht. Das schafft Klarheit und gibt Sicherheit.
Ein heisses Eisen ist die Automatisierung. Wie offen sind KMU dafür?
Automatisierung ist kein Selbstzweck. Der Schlüssel zur Akzeptanz liegt darin, die Vorteile klarzumachen – nicht für das System, sondern für die Mitarbeitenden. Wer repetitive Aufgaben automatisiert, gewinnt Zeit für Kunden und Kundinnen, Kreativität oder Innovation. Das ist ein Kulturthema, das vom Management getragen und vorgelebt werden muss. Genau deshalb begleiten wir unsere Kunden auch im Change-Management sehr eng.
Zum Schluss ein Blick auf SAP Schweiz mit über 800 Mitarbeitenden. Warum ist dieser Standort für das Unternehmen wichtig?
Die Schweiz war im Jahr 1984 die erste SAP-Niederlassung ausserhalb Deutschlands und ist heute ein echter Power-Standort. Trotz der vermeintlich kleinen Landesgrösse gehört die Schweiz zu den umsatzstärksten Landesgesellschaften des gesamten Unternehmens mit einigen der weltweit grössten Kunden und Co-Innovationspartnern sowie einer in der Summe breiten Marktabdeckung. In der Schweiz kommen eine grosse Innovationskraft, eine enge Kundennähe und ein Mix aus internationalen Konzernen und starken KMU zusammen. Die Schweiz ist aus diesem Grund für SAP Pilotmarkt, Testlabor und Impulsgeber zugleich – und nicht zuletzt ein Ort, an dem wir Trends von morgen gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln können und dürfen.