Der Kunstmarkt wächst und immer mehr Investoren, erfahrene Kennerinnen und Kenner und neue Sammlerinnen und Sammler sehen Kunst als eine Wertanlage mit steigender Bedeutung an. Doch eine hohe Bewertung kann auch ein riskantes Unterfangen bedeuten, denn etwa 50 Prozent der im Umlauf befindlichen Kunstwerke werden falsch zugeschrieben oder als Falsifikate eingestuft. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die falsche Zuschreibung des «Salvator Mundi» an Leonardo da Vinci. Dieses Werk wurde 2017 vom britischen Auktionshaus Christie's für 470 Millionen Dollar versteigert und zwei Jahre später als teuerste Fälschung bezeichnet. Aufgrund gründlicher traditioneller und wissenschaftlicher Expertisen wurde die Echtheit von da Vincis angeblichem Werk angezweifelt.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die Autorin

Marie Didier ist CEO und Gründerin des Startups Matis.

Um das Wesen eines Kunstwerks zu verstehen, bedarf es einer langen und detaillierten vergleichenden Analyse, die Experten oft mit blossem Auge und fundiertem Wissen durchführen; zum Teil ergänzen externe wissenschaftliche Analysen diese Arbeit. Diese sind oft teuer und verursachen zusätzliche Kosten für Versicherung, Transport und Dienstleistungen. Daher können nur wenige der teuersten Kunstwerke einer sorgfältigen wissenschaftlichen Bewertung unterzogen werden, während ein grosser Teil der im Umlauf befindlichen Kunstwerke möglichen Fälschungen, schlechten Restaurierungen oder Beschädigungen ausgesetzt ist. Darüber hinaus kann eine falsche Zuordnung Sammlerinnen und Sammler und Investoren Millionen kosten und ihnen Schaden zufügen, der ihren Ruf und ihre Glaubwürdigkeit beeinflusst.

 

Patentierte Technologie

Durch Deep Tech und KI-Technologie konnte für dieses Problem nun eine innovative, nicht destruktive und patentierte Lösung gefunden werden. In Zusammenarbeit mit CSEM, dem führenden Schweizer Technologie-Innovationszentrum, hat das Startup Matis, das für Monitoring Art with Technology, Innovation and Science steht, eine wissenschaftliche Methode entwickelt, die Experten bei der täglichen Diagnose von Kunstwerken unterstützt. Dank neuester Bildverarbeitungstechnologie und jahrelanger Erfahrung in den Bereichen KI und Machine Learning wurde eine hochmoderne und dennoch erschwingliche Lösung geschaffen. Auf diese Weise könnten Fehlinterpretationen, falsche Zuschreibungen und millionenschwere Fälschungsskandale auf dem Kunstmarkt vermieden und antizipiert werden.

Diese zugänglichen und quantifizierbaren Bildverarbeitungs- und Interpretationswerkzeuge für die Kunstbewertung und -expertise können verborgene Informationen wie ausradierte Signaturen, Unterzeichnungen, Konstruktionszeichnungen und Pigmentidentifizierung mit einer einzigartigen und patentierten multispektralen und auf maschinellem Lernen basierenden Technologie aufdecken.

 

Auf Blockchain-Datenbank gesichert

Die Kamera überträgt diese Informationen an die sogenannte Pigma-Software. Alle Informationen werden verschlüsselt und in einer gesicherten, auf Blockchain basierenden Datenbank gespeichert, die weitere Entwicklungen ermöglicht, um auch in Zukunft detaillierte Analysen für das Wachstum des Kunstmarktes zu liefern. So bestimmt diese wissenschaftliche Methode den unverfälschten chemischen und digitalen Fingerabdruck des Gemäldes, erhöht die Sicherheit bei der Interpretation und dem Verständnis der Materialien erheblich und eröffnet Wege für zuverlässige Zuschreibungen und konservatorische Behandlungen. Das Gerät wird im Jahr 2024 auf den Markt kommen. Restauratoren, Galeristinnen, Akademien und Auktionshäuser haben die Pilotversion bereits zwischen Zürich, Paris und dem Libanon getestet. Die Technologie wird auch in Pilotprojekten in der Westschweiz eingesetzt, wie z. B. bei der Imaging-Kampagne im Musée des beaux-arts in La Chaux-de-Fonds für einen grossen Bestand an Fresken von Léopold Robert aus dem 18. Jahrhundert, im Château d’Hauteville (VD) sowie in Martigny, Genf und Neuenburg. In Zusammenarbeit mit der Universität Bern wurden auch Arbeiten zu japanischen Drucken durchgeführt. 

Matis ist der erste Baustein einer breit angelegten langfristigen Vision, die fortschrittliche Bildgebungssysteme, Computer-Vision, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen umfasst und die Digital-Ledger-Technologie für die Sicherheit von Kunst und den Schutz des kulturellen Erbes integriert. Durch die Verknüpfung all dieser Technologien will Matis einer der weltweit führenden Akteure bei der Etablierung des Kunstmarktes 3.0 werden.