Die gerahmten Porträts von rund einhundert Stars aus dem Film- und Musikbusiness sowie aus dem populären Spitzensport hängen an der Wand in einer kleinen Fabrikhalle in der schwedischen Kleinstadt Köping in Mittelschweden. Was sie alle gemeinsam haben? Sie alle schlafen in einem Bett der schwedischen Bettenmanufaktur Hästens.

In welchem Modell die Prominenten sich in den Laken räkeln, verrät die Manufaktur allerdings nicht. Aber man darf vermuten, dass es sich in der Regel um das Spitzenmodell handelt. Seit zwei Jahren gibt es das Grand Vividus. Preis für die Schlummerkiste im grössten Format (3,05 × 3,05 Meter): stolze 1'170'990 Franken. Das teuerste Boxspring-Bett bei Ikea, das Kongsfjord, kostet rund 2'900 Franken. Man kann sich also entscheiden: Will man ein Grand Vividus von Hästens oder 404 Kongsfjord-Betten von Ikea?

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Ist ein Bett wirklich so viel Geld wert? Man muss für das Geld nicht unbedingt lastwagenweise Ikea-Betten kaufen, drei oder vier Rolls-Royce bekommt man dafür auch. Und die können sogar fahren. Aber wenn man ehrlich ist, dann sind sich ein Rolls-Royce und ein Bett doch sehr ähnlich. Sie stehen meistens einfach rum: der Rolls-Royce in der Garage, das Bett im Schlafzimmer.

Für Jan Ryde, CEO und Eigentümer von Hästens in der fünften Generation, kann man sein Geld nicht besser investieren als in ein Bett. Gut, der Mann ist eventuell etwas voreingenommen, aber seine Gedanken sind sehr interessant. Anfang Januar erscheint sein Buch mit dem etwas esoterischen Titel «When Business Is Love». Ryde, gerade sechzig Jahre alt geworden, erzählt seine Lebensgeschichte, die Erfolgsgeschichte von Hästens und die wesentlichen Faktoren, die dazu führen, dass Unternehmen Erfolg haben. Quasi das Geheimrezept. Ein kleiner Spoiler: Es hat viel mit Liebe zu tun. Ryde war vor seinem Einstieg bei Hästens Wirtschaftsprofessor und hält heute noch regelmässig Vorlesungen an der renommierten Business School in Stockholm. Er ist also nicht nur Bettenverkäufer, sondern auch akademisch beschlagen.

Seine Betten, so schreibt er im Buch, seien der ideale Gegenstand, um mit einem perfekten Schlaf ein gesünderer, fitterer und besserer Mensch zu werden. «Welches andere Produkt kann uns solche Gesundheitsvorteile bringen wie ein Hästens-Bett? Welches andere Produkt kann uns ein besseres Leben voller Freude, Liebe, Frieden, Erfolg und Erfüllung geben im Vergleich zu einem Bett von Hästens? Nichts in der Garage oder im Kleiderschrank kann das alles für einen tun», schreibt er. Das sollten Sie jetzt mal auf sich wirken lassen und daran denken, wenn Sie das nächste Mal mit dem Magen voller vegetarischer Fleischklopse aus dem Ikea-Restaurant stolpern und auf die Bettenabteilung zusteuern.

 

Der heilige Gral

Der verschlafene Ort Köping mit rund 17 000 Einwohnerinnen und Einwohnern, gut eineinhalb Zugstunden von der Hauptstadt Stockholm entfernt. hat so gar nichts gemein mit der Welt der Prominenten und Reichen, die sich in den Hästens-Betten tummeln. Im Ortskern gibt es ein paar hübsche, typische Schwedenhäuser, Bullerbü lässt grüssen, und drum herum an der Stadtgrenze gibt es einige weniger schöne Firmenansiedlungen. Auch Volvo hat hier ein Werk.

Die eigentliche Hall of Fame der Hästens-Fabrik liegt gegenüber der prominenten Kundenfotowand. Dort hängen, genauso gerahmt wie die Stars, die Porträts sämtlicher Mitarbeitenden. Dass sie geehrt werden wie die Prominenten aus aller Welt, ist kein Zufall. Wenn Hästens jemanden einstellt, dann soll das idealerweise eine Verbindung bis zum Ende des Arbeitslebens sein. Man versteht sich als grosse Familie. Und in der Tat verbringt ein beträchtlicher Teil der Belegschaft sein ganzes Arbeitsleben im Unternehmen.

Das Hästens-Spitzenmodell Grand Vividus

Das Hästens-Spitzenmodell Grand Vividus ist ein luxuriöses Meisterwerk, kreiert in mühevoller Handarbeit. Die 305 x 305 Zentimeter-Version kostet in der Schweiz aktuell 1 170 990 Franken.

Quelle: Hästens

In der Fabrik in Köping, gleichzeitig auch Hauptsitz des Unternehmens, herrscht eine Entspanntheit, als würden die Belegschaft morgens erst einmal gemeinsam einen Joint rauchen und dann zwei Stunden ins Yogadelirium eintauchen. In absoluter Gelassenheit gehen die Mitarbeitenden in der geräumigen Fabrikhalle ihren geübten Handgriffen nach. Es gibt fast keine Maschinen, und wenn, dann nur, um beispielsweise eine Matratze in der Vertikalen zu halten, damit man besser daran arbeiten kann. Bei Hästens erfolgt fast alles in Handarbeit. Und das seit über 170 Jahren. Von der jüngsten Markteinführung, dem Grand Vividus, bis hin zu den Matratzen, die 1852 vom Firmengründer und Sattlermeister Pehr Adolf Jansen erstmals geschaffen wurden. Damals gingen Sattel- und Matratzenherstellung noch Hand in Hand, und seit dieser Zeit unverändert werden Hästens-Betten ausschliesslich aus natürlichen Materialien wie Flachs, Baumwolle, Wolle und Pferdeschwanzhaar gefertigt. Diese nachhaltigen und natürlichen Materialien sollen den perfekten Schlaf gewährleisten.

Auch wer unter Allergien leidet, muss keine Angst haben. Er kann in einem Hästens-Bett unbedenklich schlafen. Das in der Polsterung der Betten verwendete Rosshaar ist viele Monate lang ohne Zusatz von fremden Substanzen aufbereitet worden. Es stammt aus dem mittleren Schwanzteil von Wildpferden aus Südamerika, und es wird gewaschen und gespült, bevor es gesponnen, hygienisch gereinigt und auf 140 Grad Celsius erhitzt wird. Das Rosshaar wird dann eine Zeit lang als geflochtener Strick gelagert, damit es sich wie eine Dauerwelle krümmt, wenn es wieder aufgeflochten und in einem Hästens-Bett verarbeitet wird. Die gekräuselten Haare ergeben dann eine weiche Polsterung und leiten überdies ideal die Feuchtigkeit durch das Bett.

Das Holz, aus dem die Rahmen gebaut werden, stammt aus Nordschweden und ist von ausgewählter Qualität. Kein Astloch darf die Stabilität mindern, und so bezieht Hästens sein Holz nur von ausgesuchten Partnern, die zu den Qualitätsanforderungen der Firma genau instruiert sind. In den Spitzenmodellen Vividus und Grand Vividus werden die Rahmen gar ohne Schrauben zusammengehalten, um die Natürlichkeit der verwendeten Materialien noch weiter auf die Spitze zu treiben. Die Garantie auf alle Bettrahmen bei Hästens beträgt 25 Jahre. Voilà, beim Rolls-Royce sind es nur vier Jahre. Darüber kann man in Köping nur lachen.

 

Die legendären blau-weissen Karos

Eine Ikone unter den Betten wurde die Marke dank dem Marketinggenie von Jack Ryde, der das Unternehmen ab 1963 zusammen mit seiner Frau Solveig Janson leitete. Er entwickelte 1978 das klassische blaue-weisse «Blue-Check-Karo», das ein Hästens-Bett sofort erkennbar macht.

Seit 1988 wird Hästens von Jan Ryde als CEO in fünfter Generation geführt. Er hat dafür gesorgt, dass die Hästens-Betten heute rund um den Globus verkauft werden, und er hat die Suche nach dem perfekten Bett noch einmal auf die Spitze getrieben. Das ikonische Vividus-Bett, seit 2016 auf dem Markt, wird in bis zu 360 Stunden Handarbeit hergestellt – in das Spitzenmodell Grande Vividus, seit 2020 im Verkauf, werden sogar 600 Arbeitsstunden investiert. Ein kleines Team in einem abgetrennten Bereich der Fabrik baut diese Betten. Kein anderer Mitarbeiter darf dort die Materialien berühren, Fotos sind strengstens verboten. Jährlich verlassen nur dreissig Grand Vividus und etwa sechzig Vividus die Fabrik, und die Wartezeit beträgt zurzeit sechs Monate. Wer nicht so lange warten möchte: Es gibt auch Einstiegsmodelle, die schneller zu erhalten sind, bereits ab rund 10 000 Franken. Na, dann eine gute Nacht!