Die Schweizer Uhrenindustrie weiss sich zu feiern: Am Genfer Grand Prix d’Horlogerie – den Oscars der Uhrenbranche – wetteifern die Marken um die Trophäe der Uhr des Jahres, die «Aiguille d’Or», was übersetzt so viel heisst wie «goldener Zeiger», und um den Sieg in zahlreichen Kategorien. Insgesamt neunzig exquisite Zeitmesser buhlten in diesem Jahr um die Gunst der Jury. Für den GPHG melden die Uhrenmarken ihre Zeitmesser kostenpflichtig für den Wettbewerb an. Die GPHG-Akademie mit 827 Mitgliedern – Uhrenkennern aus aller Welt – nominiert jeweils sechs Uhren pro Kategorie, dieses Jahr insgesamt neunzig. Daraus bestimmt eine 30-köpfige Jury, welcher Zeitmesser die begehrte Trophäe erhält. In der Jury sitzen Uhrmacher, Uhrenfachleute, -sammlerinnen und -journalisten aus aller Welt. Zudem werden beim GPHG nicht nur Uhren ausgezeichnet, sondern auch Personen. In diesem Jahr gewannen Svend Andersen und Vincent Calabrese für die Gründung der Academie Horlogère des Créateurs Indépendants, eines Vereins zur Belebung traditioneller Uhrmacherei mit einem besonderen Fokus auf handwerkliche Kunst. Er ist dazu gedacht, unabhängigen Uhrmachern eine Plattform zu bieten, die sonst in der von der Industrie dominierten Branche zu wenig Beachtung finden würden.

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Auf dieser und der folgenden Seite sehen Sie alle Uhren, die in diesem Jahr einen Preis gewonnen haben. Die Audemars Piguet Code 11.59 Ultra-Complication Universelle gewann die höchste Auszeichnung des GPHG 2023. Laut GPHG liegt der Preis einer solchen ultrakomplizierten Uhr in dieser Ausführung bei 1,723 Millionen Franken. Und wenn Sie sich wundern, dass keine Rolex dabei ist: Viele Marken können gar nicht ausgezeichnet werden, weil sie überhaupt nicht zur Auswahl standen. Laut dem Fachmagazin «Dive Into Watches» sind das beispielsweise die Swatch Group mit ihren 17 Marken sowie Rolex oder auch Patek Philippe. Die Teilnahme am Wettbewerb ist freiwillig und einige Marken nehmen traditionellerweise nie an Verleihungen teil.

Zudem gab es eine Besonderheit in diesem Jahr, über die auch nach der Verleihung noch kräftig getuschelt werden dürfte: Zwei Preise wurden nicht verliehen. Jener für die Männeruhr des Jahres und jener für die «mechanische Ausnahmeuhr». Die Gründe verbergen sich tief in den interpretationsbedürftigen Regularien des Grand Prix. Laut der Fachpublikation «Business Montres» hätten die Notare der Veranstaltung interveniert. In beiden Kategorien standen die erstplatzierten Uhren auch in anderen Kategorien ganz oben, und weil die drittplatzierte Uhr, von der man ein Nachrücken an die Spitze angenommen hätte, zu wenig Punkte von der Jury bekommen hatte, wurde sie als nicht würdig erachtet, den Preis zu erhalten. Passiert ist dies zum ersten Mal in der Geschichte dieser Preisverleihung. Da fragen sich nicht nur «Casablanca»-Film-Liebhaber, was denn die Stunde geschlagen hat: What watch? Such much!