Die Stimmung ist typisch amerikanisch: freundlich und easy going, solange es möglich ist, und dann schnell einmal trocken und humorlos, wenn es um gesellschaftliche Normen oder politische Meinungen geht. Wer schon durch Amerika reiste, weiss das und stellt sich entsprechend ein. Und bekannt ist auch, dass Ballungszentren wie San Francisco, Los Angeles und New York quasi in einer eigenen gesellschaftlichen Liga spielen; kunterbunt, multikulturell und weltoffen.

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Musikgeschichte

Dennoch lohnt es sich, quer durch Amerika zu reisen und sich weniger bekannten Destinationen zu widmen. Tennessee etwa liegt nicht gerade am Weg; doch wer hier vorbeikommt, weiss, warum. Meistens ist es wegen der Musik, entweder an die 1960er Jahre erinnernd oder aber mit voller gegenwärtiger Energie zu Tanz und Gesang einladend. Die Hauptstadt Nashville nennt sich berechtigterweise «Music City», und in Memphis zelebriert man Soul und das, was Elvis hinterlassen hat.

Durch Tennessee zu fahren, ist auch eine Zeitreise. Kaum ein anderer Ort in Nordamerika, vielleicht mit Ausnahme von Hollywood, setzt die Musikgeschichte besser in Szene. Wer von Europa herreist, kennt vielleicht nicht alle Namen der Künstlerinnen und Künstler, aber die Hits und Songtexte erinnern an die eigene Jugend. Und sie zeigen auf, wie sehr die US-amerikanische Musikszene schon ab den 1950er Jahren in vielen Stilen die Welt dominierte.

Live-Musik-Unterhaltung gibt es beispielsweise auch in New Yorks Stadtteil Soho oder an der Bourbon Street in New Orleans. Aber die Beale Street in Memphis oder der Broadway in Nashville sind schon aussergewöhnlich. Hier lohnt es sich, durch die Gassen zu ziehen und je nach Lust und Laune dem einen oder anderen Musikstil Zeit zu gewähren. Die meisten Bars verlangen keine Eintrittsgebühr; viele der Bands leben hauptsächlich vom Trinkgeld der Gäste. Beim Eintritt ins Lokal wird immer geprüft, ob man einen gültigen Ausweis bei sich hat. Nicht wegen der Alterskontrolle, sondern falls es doch mal eine kleine Rauferei gibt …

I have a Dream

Das andere dominierende Thema im ganzen Bundesstaat ist ebenso spannend wie emotional herausfordernd. Die Geschichte der afroamerikanischen Bevölkerung, der damaligen Rassentrennung und auch, was heute noch davon übrig geblieben ist. Mehrere Museen berichten visuell über die Geschehnisse und darüber, welche Auswirkungen sie heute auf Chancengleichheit, Schulbildung und Arbeitsplätze haben. Ob im ehemaligen Lorraine Motel, wo Martin Luther King 1968 erschossen wurde, oder im Stax Soulsville, wo Aretha Franklin und Al Green ihren Schmerz über den Rassismus mittels Soul verarbeiteten: Das Erzählen von Geschichte wird geradezu zelebriert. Eben auch über die Musik.

Deshalb darf auch ein Besuch bei Elvis Presley nicht fehlen. Auch wenn schön kitschig dargeboten: Graceland ist letztlich ein Museum und repräsentiert ebenfalls amerikanische Zeitgeschichte. Denn mit seiner Liebe zu Gospel und Blues hat Elvis die Musik der afroamerikanischen Bevölkerung in den Mainstream getragen, das wird ihm hoch angerechnet. Wer also Geschichte und Musik miteinander erkunden will, der darf sich auf eine spannende Reise durch Tennessee freuen.