Auch wenn er nachweislich nicht der allererste Reiseveranstalter der Welt ist: Der Engländer Thomas Cook (1808–1892) gilt als der Pionier des Reisens. Zwar organisierten seine Landsmänner Henry Gaze und Joseph Crisp schon früher einzelne Reisen nach Belgien und Frankreich, aber Cook «erfand» die Idee der Pauschalreise: Am 5. Juli 1841 organisierte er für 570 Aktivisten einer Abstinenzbewegung einen Eisenbahntagesausflug von Leicester ins 16 Kilometer entfernte Loughborough. Im Preis von 1 Schilling waren die Bahnfahrt im offenen Waggon, allerdings ohne Sitzgelegenheit, ein Schinkenbrot sowie eine Tasse Tee inbegriffen. Cook war ursprünglich ein baptistischer Wanderprediger, der sich resolut gegen den grassierenden Alkoholismus wehrte. Er selbst war Abstinenzler und vom Gedanken getrieben, den Unterprivilegierten zu helfen. So wollte er ihnen «promillefreie Erlebnisse» bescheren und kam auf die Idee mit den organisierten Tagesausflügen. Seine erste grössere Reise organisierte er 1846 nach Schottland. Cook war verheiratet und hatte drei Kinder. Sein Sohn John Mason übernahm später das Unternehmen und baute es erfolgreich aus. Ab den 1850er- Jahren gab es Angebote für London, Paris und sogar Amerika. In diesen Reisen waren erstmals Verpflegung und Unterkunft inbegriffen.

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1869 leitete Thomas Cook seine erste Reisegruppe nach Ägypten. Cook organisierte in Luxor auch die erste Nilkreuzfahrt, ebenfalls ein Meilenstein in der Geschichte des Tourismus. Diese Fahrten konnten sich später sogar vergleichsweise weniger Begüterte leisten. Auch unter dem Druck seines viel geschäftstüchtigeren Sohns John veröffentlichte Thomas Cook regelmässig Reiseberichte, so 1888 im «Tourist’s Handbook Egypt, the Nile, and Desert». Einzelne dieser Bücher werden im Internet heute zu hohen Preisen gehandelt.

Cook war sich bewusst, dass Reisen ein Privileg war, es war nicht Luxus in der heutigen Wahrnehmung, auch wenn man dazu eine grosse Kaufkraft benötigte. Unter anderem nahm auch Queen Victoria seine Dienste in Anspruch. Der wahre Luxus war aber vor allem, dass man fremde Länder, etwa das damals sagenumwobene Ägypten, überhaupt bereisen konnte. Cook konnte gut differenzieren und wünschte sich Reisende, die ihre Erlebnisse in fremden Kulturen bewusst aufnehmen. Er unterschied zwischen Reisenden (travelers) und Touristen und erklärte dies so: «A traveler enters the world into which he travels, but a tourist brings his own world with him and never sees the one he is in.»

So beinhalteten Cooks Reiseberichte über Ägypten nicht nur Fakten zu Kairo, Alexandria und Luxor, sondern auch Erklärungen zu Geschichte, Bräuchen und kulturellen Verhaltensmustern. Die damals noch junge britische Schriftstellerin Agatha Christie bereiste Anfang des 20. Jahrhunderts das Land am Nil. Man darf annehmen, dass die Motivation für den 1937 erschienenen Erfolgsroman «Death on the Nile» auch von den Reiseberichten Cooks ausgelöst wurde. Agatha Christie sollte immer wieder in den Nahen Osten zurückkehren.

Heute bedeuten Luxusreisen nicht einfach exklusive Transportmittel und Sterne-Paläste – ein paar davon werden in diesem Special vorgestellt –, sondern halt auch: Zeit und Musse finden, sich mit dem Zielland auseinandersetzen sowie Verständnis für Geschichte, Kultur und die Menschen dort finden und das auch schätzen. So kann eine Nilfahrt heute, wenn man will, genauso würzig und faszinierend sein wie vor 130 Jahren mit Reisepionier Thomas Cook.