Wie unterscheidet sich die Flussschifffahrt vom globalen Cruise-Geschäft?

Bei uns ist alles kleiner und überschaubarer. Mit den teils gigantischen Schiffen mit Kapazitäten für mehrere tausend Gäste können und wollen wir in unserem Segment nicht konkurrieren. Wir bieten individuelle Reiseerlebnisse an, geprägt von der Nähe zum Land, zu den Städten und zu den Menschen, die dort leben.

Die Grösse Ihrer Schiffe wird auch von der Tiefe und Breite der Binnengewässer konditioniert.

Das ist so, und genau dieser Umstand liefert auch ein primäres Alleinstellungsmerkmal dieses Segments. Unser jüngstes Schiff beispielsweise, die «MS Thurgau Gold», hat gerade mal 91 luxuriöse Aussenkabinen und Suiten; mehr als 180 Reisende sind also nie auf dem Schiff. Das ist alles sehr persönlich, man lernt sich kennen, man reist zusammen.

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Löst das für Ihre Firma auch einenhohen Anteil an Stammkundschaft aus?

Kundenloyalität ist zentral für uns, deren Anteil liegt bei über 60 Prozent. Kürzlich hatten wir sogar eine Fahrt, die ausschliesslich aus Wiederholungstätern und -täterinnen bestand – das war auch für mich sehr eindrücklich.

Spielt das Engagement dieser Gäste eine Rolle bei der Bewältigung der Pandemie?

Unbedingt, als Familienunternehmen waren und sind wir auf die Treue unserer Kundinnen und Kunden angewiesen.

Das führt zum Stichwort Corona: Wie haben Sie diese Jahre erlebt?

Sowohl 2021 als auch letztes Jahr konnten wir uns an den Bundesratsentscheiden orientieren. Sobald Reisebeschränkungen fielen, stieg auch sofort und ziemlich kurzfristig die Nachfrage nach Flussreisen. Das hängt direkt damit zusammen, dass rund 75 Prozent unserer Fahrten in Europa stattfinden. Und viele dieser Angebote beginnen in Basel – das ist auch ein Vorteil für unsere Gäste.

«Alles ist persönlich, man lernt sich kennen, man reist zusammen.»

 

Gab es damals noch weitere Argumente, um Flussfahrten zu buchen?

Unsere Kunden und Kundinnen wussten, dass medizinische Betreuung landseitig sehr schnell organisiert werden kann, und im Bedarfsfall könnte man umgehend mit dem Zug oder Bus in die Schweiz zurückkehren. Das gab den Gästen ein Sicherheitsgefühl.

Daniel Pauli-Kaufmann
Quelle: ZVG

Der Flussregent

Name: Daniel Pauli-Kaufmann
Funktion: Geschäftsführer, Thurgau Travel, Weinfelden TG
Geboren: 26. Dezember 1985
Familie: verheiratet
Wohnort: Weinfelden TG

Thurgau Travel hat sich seit der Gründung 2001 zu einem führenden Schweizer Anbieter von Flusskreuzfahrten entwickelt. Das Familienunternehmen betreibt mit 35 Vollzeitstellen 17 eigene Charterschiffe in Europa, Asien und Südamerika. 2019 erwirtschaftete die Firma rund 60 Millionen Franken. 2024 sollte der damalige Umsatz wieder erreicht werden können.

Mit dem Krieg in der Ukraine gibt es eine weitere Krise – wie erleben Sie diese?

Die Erholung nach der Pandemie wurde wieder etwas gedämpft. Denn mit vier Schiffen offerierten wir ein breites Russland-Angebot, das wurde natürlich komplett annulliert.

Burma war eine Traumdestination für Flussreisen, auch da mussten Sie den Betrieb einstellen.

Wir führen mit unserem Partner vor Ort rund dreissig Mitarbeitende, die sich mit der Wartung unserer drei derzeit stillgelegten Schiffe beschäftigen. Wir haben hohe Sicherheitsstandards, und deshalb sind touristische Reisen im Moment nicht möglich. Aber wir stehen in engem Kontakt mit Burma oder eben Myanmar, und sobald es politisch wieder aufwärtsgeht, werden wir unsere Irrawaddy-Flusskreuzfahrten wieder durchführen.

Bis es so weit ist, bieten Sie andere Asienfahrten an.

Ja, die Fernreisen nach Südostasien können wir seit einem Jahr wieder hochfahren. Dazu passt, dass wir 2024 mit der «MS Mekong Discovery» ein neues Schiff anbieten können, das den südlichen Mekong in Kambodscha und Vietnam bereisen wird, mit den Highlights Angkor Wat und Mekong-Delta.

Welches sind die anderen Destinationen?

Wir bereisen den Ganges in Indien, den Brahmaputra in Bangladesch, den oberen Mekong in Laos sowie den Roten Fluss, genannt Yuan Jiang, in Vietnam.

Gerade Vietnam kennen Sie wohl gut?

Dort sind wir seit bald zwanzig Jahren engagiert, und zwar mit kleineren Schiffen als in Europa. Maximal 37 Passagiere finden Platz in den Kabinen, die eher grösser sind als in Europa: 16 bis 56 Quadratmeter gross und sehr gut bis luxuriös ausgestaltet.

Kümmert sich Ihr Unternehmen auch um Landausflüge?

Absolut, wir müssen jeden einzelnen Gast persönlich betreuen; das tun wir als normales Reisebüro mit Flugbuchungen, Anschlussreisen und Transfers. Und dann auch während der Flussreise vom Schiff aus mit Aktivitäten und Exkursionen an Land.

Was bieten Sie an Bord Ihrer Schiffe?

Eine exzellente Gastronomie ist auch bei den asiatischen Flussreisen sehr wichtig, und unsere Kochkünste können sich durchaus mit Erstklasshotels vergleichen. Wir bieten abwechslungsreiche Menüs mit asiatischer, internationaler und vegetarischer Küche. Dazu kommen natürlich erlesene Weine und alle üblichen Spirituosen.

«Unsere Kunden vertrauen uns ihre schönste Zeit an.»

Darf man auf Ihren Schiffen rauchen?

Zwar ist dies in den Kabinen und natürlich in den Restaurants untersagt, aber alle Schiffe verfügen über einen gekennzeichneten Aussenbereich.

Wie definiert sich Thurgau Travel, was sind Ihre Unternehmenswerte?

Ein erster Faktor ist, dass wir über eine passionierte Crew verfügen. Alle sind von Schiffsreisen begeistert und bringen ihre Freude und Empathie direkt in einen persönlichen Gästeservice ein. Die Vision des Unternehmens ist und bleibt, unseren Gästen hochwertige Flusskreuzfahrten und einzigartige Erlebnisse auf der ganzen Welt anzubieten. Unsere Kundinnen und Kunden vertrauen uns ihre schönste Zeit des Jahres an, und mit dieser Verantwortung müssen wir sorgfältig und gewissenhaft umgehen.

Verantwortung bedeutet auch nachhaltiges Geschäften.

Das haben wir gleich beim Neubau der «MS Thurgau Gold» bewiesen. In Zusammenarbeit mit der HSLU haben wir eine Nachhaltigkeitspolicy erarbeitet, in der es nicht nur um den Ressourcenverbrauch geht, sondern auch um soziale und wirtschaftliche Werte.