Stimmt es, dass der Kaffee bei Ihnen mit dem Segelschiff kommt?
Der Grünkaffee für das Produkt Caravela der Linie «Le Café Bio-Éthique» wird zu 100 Prozent mit dem Segelschiff von Brasilien (São Sebastião) nach Europa (Le Havre) transportiert. Bei den übrigen Produkten der Linie stehen andere Nachhaltigkeitsaspekte im Vordergrund. Wir prüfen aber den Ausbau des Segelschifftransportes und haben uns bereits weitere Transportkapazitäten gesichert.
Zur Person
Wie stellen Sie den nachhaltigen Transport auch an Land sicher?
Der Kaffee wird überwiegend in den Herkunftsländern von Kleinbauernfamilien produziert. Der Transport der Jutesäcke erfolgt meist mit kleinen Lastwagen oder anderen einfachen Fahrzeugen, die den Kaffee von den Höfen zu den Sammelstellen der Kooperativen bringen. In vielen Anbauregionen bestehen die Transportwege zudem aus abgelegenen und teilweise unbefestigten Strassen, was die Logistik zusätzlich erschwert. Eine breitere Einführung von Elektromobilität könnte diese Transporte in Zukunft deutlich nachhaltiger machen. Allerdings ist dies in den meisten Produktionsländern noch kaum Realität – die notwendige Infrastruktur wie Ladepunkte, stabile Stromnetze oder staatliche Förderprogramme fehlt weitgehend. Deshalb ist der Transport auf lokaler Ebene heute nach wie vor von fossilen Brennstoffen abhängig.
Aber es tut sich was?
Wir sehen, dass verschiedene Kooperativen bereits erste Schritte in Richtung effizienterer und ressourcenschonender Transportmittel unternehmen, etwa durch die Bündelung der Lieferungen oder die Nutzung modernerer Fahrzeuge. Langfristig wird die Entwicklung der Elektromobilität in den Ursprungsländern eine wichtige Rolle spielen, um auch den Landtransport nachhaltiger zu gestalten.
Nachhaltigkeit ist grundsätzlich Teil Ihrer Unternehmens-DNA. Welche Bereiche sind hier besonders wichtig?
Wir sind ein produzierender Betrieb, der stark von der Qualität des Rohstoffes Kaffee abhängig ist. Entsprechend liegt der Fokus auf der Produktion und dem Grünkaffee. Beispielsweise haben wir beim Wiederaufbau unseres Lagers im Jahr 2024 eine grosse Solaranlage installiert und werden in den kommenden Jahren in einen neuen Röster mit besserer Energieeffizienz investieren.
Wie viel Einfluss können Sie beim Punkt Nachhaltigkeit auf die Produzenten nehmen?
Das Engagement ist sicher wesentlich komplexer. Guter Grünkaffee erfordert viel Engagement von Bauernfamilien und unterliegt wie alle Kaffees klimatischen Veränderungen. Wir sind bestrebt, mehr Kaffee transparent und direkt bei den Produzenten zu beschaffen. Dies ermöglicht es, Herausforderungen im Ursprung besser zu verstehen und Optimierungen zusammen mit den Produzenten herbeizuführen. Zuletzt hat unser Qualitätsverantwortlicher Diego Bolaños im Juli 2025 die beiden Kooperativen in Brasilien besucht, welche den Kaffee für das Produkt Caravela liefern.
Und wie sieht es aus, geht es um die Verpackungen?
Wir waren die Ersten in der Schweiz, die eine aluminiumfreie Verbundverpackung aus 75 Prozent erneuerbaren und nachhaltigen Rohmaterialien (Genprotect) eingesetzt haben. Das ist schon sehr gut. Mittlerweile gibt es Lösungen, die den Einsatz von 100 Prozent recyceltem Monomaterial-Kunststoff ermöglichen. Dieser lässt sich besser wiederverwerten, bringt aber bei industriellen Tests einige Herausforderungen mit sich. Dies ist ein Thema, dass wir laufend verfolgen.
Wo können die Kunden ihr nachhaltiges Engagement am besten sehen?
Am besten beim Sortiment und im Regal. Bei den Bohnenkaffees sind mittlerweile rund 50 Prozent unserer Kaffees Bio-zertifiziert oder unser Sortiment an Nespresso-kompatiblen Kapseln ist zu 100 Prozent Fairtrade-zertifiziert. Wer mehr über unser Engagement für Nachhaltigkeit erfahren möchte, findet spannende Einblicke und konkrete Massnahmen auf unserer Website und in den sozialen Medien.
Wir sprachen schon im Kontext der Nachhaltigkeit über die Produzenten. Wie setzen Sie sich hier vor Ort ein?
Die beste Unterstützung ist ein kontinuierlicher Bezug von Kaffee zu fairen Konditionen. Das schafft Planungssicherheit und ermöglicht den Produzentenfamilien und Kooperativen, mehrjährig zu planen und vom Kaffeeanbau zu leben. Wir haben mit einigen Kooperativen einen direkten Kontakt. Diese schätzen es sehr, zu wissen, wer den Kaffee röstet und wohin der Kaffee verkauft wird. Im Rahmen unseres 125-Jahr-Jubiläums, das im Juni 2025 in La Chaux-de-Fonds stattfand, durften wir zudem einige unserer Partner-Kaffeebauern aus Brasilien und Peru willkommen heissen – ein besonderer Moment der Begegnung und des Austauschs, der unsere enge Verbundenheit unterstreicht.
Gibt es weitere Unterstützung?
Ein wichtiges anderes Mittel der Unterstützung sind die Fairtrade-Prämien, mit denen sich diverse Projekte realisieren lassen. Die Kooperativen entscheiden, wie diese Gelder eingesetzt werden. Darüber hinaus setzen wir uns selektiv ein oder arbeiten mit Partnern. Dies kann beispielsweise ein Know-how-Transfer vor Ort sein oder der bewusste Entscheid, Kaffee von einer Frauenkooperative abzunehmen. Doch wir müssen realistisch sein, da uns für eine umfassende Projektumsetzung vor Ort Ressourcen und das Know-how fehlen würden.
Wie wichtig ist für Ihre Marke der Standort in La Chaux-de-Fonds?
Sehr wichtig. Seit der Gründung vor 125 Jahren sind wir ein Familienbetrieb und in La Chaux-de-Fonds zu Hause, wo wir auf über 1000 Meter über dem Meer unsere aromareichen Kaffees rösten.
Sind Sie eigentlich von Trumps neuer Zollpolitik betroffen?
Unser Geschäft ist in erster Linie auf den Schweizer Markt ausgerichtet, wo wir den grössten Teil unseres Umsatzes erzielen. Da die USA nicht zu unseren Hauptabsatzmärkten gehören, sind wir im Kaffee-Export von den neuen Zollbedingungen weniger betroffen.
Und zum Schluss noch zur Marke «Le Café Bio-Éthique», mit der Sie den Promarca Nachhaltigkeitsaward gewonnen haben. Was zeichnet diese Marke aus?
Die Marke setzt sich nebst der Biozertifizierung für Ethik im Kaffeeanbau ein. Wir haben hierfür bewusst verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte integriert und zeigen anhand der Varietäten auf, wo neue Akzente gesetzt werden können. Die Sichbarkeitsmachung wird von den Kunden geschätzt und schafft eine zusätzliche Motivation, die Produkte zu kaufen. Zum Beispiel das Produkt Doña Juana, welches mit Kaffee der Kooperative Asproguate gemacht wird. Die Kooperative besteht grossmehrheitlich aus Produzentinnen. Ziel ist es, die Unterstützung auf ihre Bedürfnisse auszurichten und ihr Engagement zu stärken. Da viele Männer migriert sind, sind die Frauen alleine für den Betrieb verantwortlich. Hier kann es sehr nützlich sein, Schulungen im Finanz- oder Betriebsmanagement zu bieten.
Wie viele Kilos produzieren Sie pro Jahr von dieser Sorte?
Unsere Linie «Le Café Bio-Éthique» umfasst derzeit Kaffees aus Mexiko, Peru, Kolumbien, Brasilien, Guatemala und Indien. Und die Linie hat sich bereits zu einem zentralen Bestandteil unserer Produktion entwickelt und macht heute über 40 Prozent aus. Mit jährlichen Wachstumsraten von ungefähr 25 Prozent zählt sie zu den dynamischsten und vielversprechendsten Bereichen unserer Rösterei.
Wer ist die Zielgruppe?
Wir richten uns an alle Kaffeeliebhaber, die es geniessen, sich mit einem aromareichen, geschmackvollen Kaffee zu verwöhnen. Heute beobachten wir einen Konsum, der zunehmend vom Genuss geprägt ist. Daher sprechen wir gezielt eine Kundschaft an, die Freude an gutem Kaffee hat, Sinn in ihrem Konsum sucht und Unternehmen schätzt, die lokal verankert sind und traditionell arbeiten.