Universitäten sind wissenschaftliche Hochschulen. Hier wird Grundlagenforschung betrieben. Eine Uni sucht Fragen und Antworten, die bisherige Erkenntnisse übersteigen. Sie überprüft oder erprobt Theorien und Konzepte aus der Forschung in der Praxis. Fachhochschulen sind anwenderorientiert: Sie nehmen Fragen aus der Praxis in Lehre und Forschung auf. Alles klar?

«Wenn jemand eine gymnasiale Matur gemacht hat, dann geht die Person eher an eine Uni», sagt Clemens Hoegl, Partner bei Egon Zehnder in Zürich. «Und wenn jemand eine Lehre mit Fachmatur absolviert hat, zieht es ihn eher an eine Fachhochschule.» Tendenziell sei eine Uni stärker wissenschaftlich ausgerichtet, eine FH mehr praxisorientiert. Das sei auch in der Forschung der Fall. «Die Arbeiten, die die Studierenden schreiben, sind an einer Uni ein bisschen wissenschaftlicher.» Doch klar ist: Die beiden Bildungsinstitutionen haben sich in den letzten Jahren angenähert.

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Auch eine Frage der Dozierenden

Auch Executive-Search-Berater Bjørn Johansson betont, dass es keine Uni gebe, die im Wirtschaftsbereich nicht ihre Nähe zur Praxis in den Vordergrund rücke. «Doch schon zu meiner Studienzeit war es eher eine Frage der einzelnen Professoren – es gab solche mit Erfahrung in der Praxis und reine Theoretiker.»

Etwas aber ist anders geworden: Die Vielfalt und Tiefe der Ausbildungsmöglichkeiten. «Heute gibt es viel mehr Alternativen», so Johansson. Das schätzt auch Hoegl: «Die Studierenden können sich vertieft mit den Angeboten von Unis und Fachhochschulen auseinandersetzen und ganz spezifisch das suchen und auf das eingehen, was sie interessiert.» Heute geht es weniger um das grosse Ganze als vielmehr um Spezialisierungen in einem ausdifferenzierten Angebot.

Die richtige Wahl: Interessentinnen und Interessenten sollten sich fragen, was am besten zu ihren Berufs- und Karrierezielen und zu ihnen selber passt. Vergleichen, mit Absolventen und Ausbildungsverantwortlichen sprechen – und sich vor allem Zeit für die Entscheidung lassen.

Für die beiden Profis im Personalbereich der Teppichetagen steht fest: Ein Master einer Universität ist nicht mehr wert als ein Master einer Fachhochschule. Für sie zählt anderes. «Entscheidend ist für mich die Motivation», so Johansson. «Aus welchen Gründen hat sich die Person für einen Master an einer FH entschieden, was war die Motivation dahinter?» Vielleicht fehlte die Matura. Vielleicht überzeugte ihn das konkrete Ausbildungsangebot, die Dozierenden und die Persönlichkeiten aus der Praxis, die die FH einbezieht. Und etwas ist für Johansson zentral: «Es zählt der Abschluss.»

«Aus- und Weiterbildung hören nie auf. Der Mensch muss neugierig bleiben. Das ist am wichtigsten.»

Bjørn Johansson Chairman und CEO, Dr. Bjørn Johansson Associates

Auch für Hoegl ist nicht die Frage entscheidend, ob Uni- oder FH-Master: «Im Vordergrund steht die berufliche Kompetenz», sagt er. Was hat die Person bisher erreicht? Und vor allem: Wie hat sie es erreicht? Und wie gross ist das Potenzial für eine Weiterentwicklung? Diese Fragen interessieren ihn.

Braucht jemand überhaupt einen Master? Hoegl ist überzeugt davon, dass mit einem Master – egal, ob an einer Uni oder FH erworben – ein Absolvent oder eine Absolventin besser konditioniert ist für Erfolg als jemand mit denselben Qualitäten im gleichen Job. «Und der Master kann auch ausschlaggebend sein, wenn zwei Personen gleich qualifiziert sind.»

Dazu sagt Johansson: «Es gibt Unternehmer, die kommen von der ETH, der HWV oder der HTL und haben eine clevere Idee – es braucht nicht unbedingt einen Master oder einen Doktor, um erfolgreich zu sein.» Doch wenn jemand, der vielleicht Ingenieurwissenschaften, Medizin oder Philosophie studiert habe, dann etwas über Wirtschaft, Strategie, Marketing und Finanzen erfahren möchte, mache ein Master sicher Sinn.

Für viele Absolventinnen und Absolventen geht es aber nicht nur um fachliche Weiterbildung – sie wollen vor allem ihr Netzwerk vergrössern: Wenn jemand auf internationaler Ebene sein Kontaktnetz ausbauen möchte, kommt er kaum an Harvard oder Stanford in den USA vorbei.

Die Schweiz ist gemäss Johansson einer der besten Lieferanten der amerikanischen Top-Business-Schools. «80 Prozent der Teilnehmenden am Executive- Programm über sechs bis acht Wochen wechseln nachher die Firma, ihren Ehepartner oder beides», sagt er. Teilnehmende berichten von einer unglaublichen Inspiration und gegenseitigen Befruchtung. Aber auch IMD und Insead spielen im Champions- League-Final – hier lassen sich bestens Kontakte zu Topshots aus anderen Ländern knüpfen.

Mit Vorsicht sind die internationalen Rankings zu betrachten. Weil die Transparenz meist fehlt, werden oft Äpfel mit Birnen verglichen. Das heisst: Man muss die Kriterien der einzelnen Angebote genau studieren, auf denen das Ranking beruht. Am besten: über Foren Kontakt zu ehemaligen Absolventen aufnehmen.

Gut entscheiden, dann durchbeissen

Eine wichtige Frage: Wer zahlt die Mas-ter-Ausbildung? Beteiligt sich die Firma – oder muss man alles aus der eigenen Tasche bezahlen? Und welche Zeit ist man bereit, zu investieren? Full time, ein oder zwei Jahre aussetzen oder eine Execu-tive-Ausbildung in zwei Jahren? Wer nach einem Bachelor ins Arbeitsleben einsteigt, kann sich nach ein paar Jahren fast kein Vollzeitstudium mehr vorstellen. Dafür gibt es Studienmodelle, mit denen sich Familie, Beruf und Studium vereinen lassen. Doch aufgepasst: Auch ein flexibles Modell mit einer Ausrichtung auf Blended Learning erfordert viel Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen. Gerade hier sind die richtige Studienwahl und der richtige Ausbildungsort für den Erfolg entscheidend.

Doch wer sich durchbeisst, kann später mit einem spannenderen und besser dotierten Job rechnen. Arbeitnehmende mit Master verdienen laut der Personalberatung Michael Page bis zu 70 Prozent mehr als Absolventen der Sekundarstufe. Und wer langfristig Erfolg haben möchte, dem rät Bjørn Johansson: «Aus- und Weiterbildung hören nie auf. Der Mensch muss neugierig bleiben. Das ist am wichtigsten.»

Wege zur Universität und Fachhochschule

Zulassung zur Universität: 

  • Gymnasiale Matur 
  • Berufsmatur mit Passerelle 
  • Aufnahmeprüfung 
  • Zweitweg-Matura 
  • Studieren «sur dossier» unter Umständen möglich 
  • Bachelor einer FH

Zulassung zur Fachhochschule: 

  • Abgeschlossene Berufslehre und Berufsmatura 
  • Mit anderer Lehre, als es das angestrebte Studium verlangt: zusätz liches Praktikum 
  • Gymnasiale Matura sowie Praxis in einem für das Studienfach ein schlägigen Bereich 
  • Studieren «sur dossier» unter Umständen möglich