Die Frage stellt sich wie bei Flugzeugen oder Kreuzfahrtschiffen: Wie können solche Verbraucher tatsächlich nachhaltig unterwegs sein? Das Gleiche gilt bei Grossüberbauungen oder eben auch Kongresszentren mitten in einer Stadt. Die Zweifel sind da, ob da nicht bloss marketingorientiertes Greenwashing angeboten wird.

In Zürich ist man sich sicher, auf dem richtigen Weg zu sein, man durfte ja auch praktisch bei null anfangen. Das Kongresshaus Zürich wurde ab 2017 während vier Jahren totalsaniert und umgebaut. Wenn der Geschäftsführer Roger Büchel heute also von «Green Meetings» spricht, dann meint er es auch: «Unser ganzheitlicher Klimaschutz folgt dem Grundsatz, unnötige Emissionen zu vermeiden, bestehende Emissionen zu reduzieren und unvermeidbare Emissionen auszugleichen.»

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Geprüfte Nachhaltigkeit

So hat man knapp ein Jahr nach der Wiedereröffnung alle Unternehmensprozesse unter die Lupe genommen, um sicherzustellen, dass die gewünschten Werte auch erreicht wurden und dass man dementsprechend auch in der Öffentlichkeit darüber reden kann. Die Prüfung wurde durch die Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme (SQS) durchgeführt. Unter anderem wurde kontrolliert, ob alle vorbereiteten Konzepte, Diagramme, Abläufe und Checklisten auch tatsächlich gelebt werden.

Energie aus dem Zürichsee

Dazu wurden Kaderleute, mehrere Prozessverantwortliche sowie zufällig ausgewählte Mitarbeitende befragt, um herauszufinden, ob alle informiert sind und, als ein Beispiel, die Regeln und Abläufe betreffend Lebensmittelsicherheit in der Küche kennen. Das danach erhaltende ISO-Zertifikat 9001 ist, so Büchel, deshalb «nicht bloss ein Zettel an der Wand», sondern eine wertvolle Auszeichnung.

Aber alle Zertifikate sind letztlich nur Momentaufnahmen; die Entwicklung läuft weiter, und auch das Kongresshaus muss sich laufend orientieren, wo es sein Verhalten verbessern kann oder neue Entwicklungen berücksichtigen muss. Dazu passt, beispielsweise, dass sich auch die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) mit dem Kongresshaus auseinandergesetzt hat und den freiwilligen Klimaschutz des Unternehmens auszeichnete.

Auch das Kongresshaus muss sich laufend orientieren.

Büchel sucht die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Playern im Nachhaltigkeitssektor; auch mit Climate Partner Switzerland. Diese Organisation kombiniert individuelle Beratung mit einer cloudbasierten Software, mit der die Kunden ihre CO₂-Emissionen berechnen, reduzieren und unvermeidbare Emissionen ausgleichen können.

Auch der direkt anliegende Zürichsee wird involviert. Um die Klimaziele der Stadt Zürich zu unterstützen, deckt das Kongresshaus seinen Kälte- und Wärmebedarf soweit wie möglich mit Seewasser. Unterirdische Leitungen transportieren das Wasser in den Keller des Gebäudes. Dort wandelt eine Wärmepumpe die Energie aus dem Seewasser um und heizt so den gesamten Gebäudekomplex. Im Sommer funktioniert das System umgekehrt, und das Seewasser wird zur Kühlung eingesetzt. In beiden Fällen fliesst das Wasser unverändert zurück in den See, und der Kreislauf beginnt von Neuem. Der Zürichsee erweist sich also als attraktiver Energiespeicher, und diese lokal erzeugte Energie ist CO₂-frei.

Roger Büchel ist merklich stolz auf den Status quo: «Mit unseren jährlich aktualisierten Carbon Footprints nutzen wir ein Werkzeug, um signifikante Vermeidungs- und Reduktionspotenziale zu identifizieren und die Effektivität von Klimaschutzmassnahmen im Zeitverlauf zu verfolgen. Und durch die Unterstützung eines Waldschutzprojektes in Peru kompensieren wir auch unseren unvermeidbaren CO₂-Ausstoss und stellen so sicher, dass unsere Veranstaltungen tatsächlich, soweit möglich, klimaneutral sind.» Büchel weiss auch, dass es bei der Kundenbeziehung nicht nur um Qualität, Professionalität und Vertrauen geht, sondern auch um nachweisbare Nachhaltigkeitsbemühungen.