Nicht nur Rallye-Legende Walter Röhrl, auch viele Promis wie etwa der Deutsch-Rock-Pionier Udo Lindenberg sind begeisterte Nutzer dieses Modells – Röhrl ist sogar noch wesentlich mehr als nur ein Nutzer: Er steht auch im fortgeschrittenen Alter den Porsche-Technikern bei der Endabstimmung neuer Modelle beratend zur Seite. Als Markenbotschafter lässt er sich so zitieren: «Was mich fasziniert, ist die Tatsache, dass jede neue «Elfer»-Generation dem Vorgänger überlegen ist. Man ahnt immer noch nicht, wo und wann es einmal Grenzen geben wird.» Die Fangemeinde ist gross und bunt. Selbst der schöngeistige französische Schauspieler Jean-Pierre Léaud schwärmte schon 1973 auf der Filmleinwand vom 911 S Targa. Und Ferry Porsche, Sohn und Nachfolger von Markengründer Ferdinand Porsche, fasste einst zusammen: «Der 911 ist das einzige Auto, mit dem man von einer afrikanischen Safari nach Le Mans, dann ins Theater und anschliessend über die Strassen von New York fahren kann.»
Variantenreicher Dauerbrenner
Mit dem «Neunelfer», der ab September 1964 das noch ziemlich VW-Käfer-nahe Modell 356 ablöste, schuf Porsche ein ikonisches Fahrzeug, dessen Silhouette in den Grundzügen bis heute erhalten geblieben ist. Deutlich grösser, schwerer und leistungsstärker sowie extrem viel variantenreicher präsentiert sich heute die bereits achte Generation. Die Entwicklung von Motorleistung und Fahrzeuggewicht in dieser Zeitspanne reicht von 130 PS und 960 Kilogramm bis 650 PS und 1640 Kilogramm.
Wie kein anderes über sechzigjähriges Auto hat sich der Porsche 911 nicht nur optisch und technisch, sondern auch hinsichtlich des Marktwertes kontinuierlich weiterentwickelt. Für eine stabile Wertanlage empfiehlt er sich daher seiner Fahrdynamik entsprechend druckvoll – mit oder ohne Turbolader. Die frühen 911-Modelle sind aufgrund ihrer Fahrdynamik – des typischen Eigenlenkverhaltens von Heckmotorautos – nicht nur faszinierend, sondern auch berüchtigt. Manch einer, der etwas zu zügig in die Kurve hineinfuhr, schlitterte nach einem abrupten Lastwechsel rückwärts wieder aus dieser hinaus und endete abseits der Fahrbahn. Akzentuiert hat sich dies 1974 mit der Einführung des Modells Turbo, dessen Boxermotor mit ziemlich rustikalem Leistungsaufbau manchen übermütigen Lenker überforderte.
Im Laufe der Generationen ist aus der Heckschleuder jedoch ein perfekt ausbalancierter Sportwagen geworden. Um die gewaltigen Motorleistungen zu bändigen, helfen heute neben dem Allradantrieb selbstverständlich auch elektronische Fahrdynamiksysteme, die in der Regel mehrstufig einstellbar sind. In der 911er-Welt wird der Allradantrieb durch die dem Modellnamen beigefügte 4 erkennbar gemacht. Besonders in der Schweiz hat sich dieses Konzept breit ausgedehnt. Hier werden rund 60 Prozent der «Elfer» mit Allradantrieb bestellt. Als weitere Karosserievarianten erschienen 1981 der erste Targa, 1983 das erste Cabrio und 1989 der erste Speedster.
Weit oben an der Spitze der wertvollen 911 fährt der Carrera 2.7 RS mit 210 PS und in der Leichtbauversion mit einem Leergewicht von nur gerade 960 Kilogramm. Der Oldtimerhändler Simon Kidston beispielsweise, Engländer mit Luxusautounternehmen in Genf, besitzt einen Carrera RS 2.7, den er niemals hergeben würde. «Der 911 Carrera RS 2.7 von 1973 in Signalgelb, den mein Vater als Neuwagen kaufte, gehört zur Familie – und sorgt laufend für neue Erinnerungen.»
Favorit 964
Natürlich ist nicht jeder «Neunelfer» ein Garant für massive Wertsteigerung. Nach einigen Jahren mit durchhängenden Preisen verzeichnen heute aber die meisten Modelle wieder Preissteigerungen. Neben der Wahl der Modellvariante spielen auch die Historie des Fahrzeugs, der technische und optische Zustand sowie die aktuelle Marktsituation eine Rolle. Für viele 911-Puristen sind luftgekühlte 911er bis zur Baureihe 993 die gefragtesten Modelle. Ganz speziell der 964 als letzter Vertreter der Front mit Torpedokotflügeln. Er überzeugt mit klassischem Exterieurdesign, aber umfassend aktualisierter Technik. Der 964 hat sich seit Jahren als sehr preisstabil erwiesen, auch weil er deutlich komfortabler zu fahren ist als das G-Modell und mit den so nützlichen Fahrhilfen ABS und Servolenkung aufwartet. Einen grossen Wertzuwachs erfuhr auch der 964 Turbo S, der bei Sammlern von möglichst analogen und leistungsstarken Sportwagen ein sehr begehrtes Objekt ist.
Stetig steigender Beliebtheit erfreuen sich auch die Modelle der Generationen 996 und 997, auch weil sie preislich noch verhältnismässig bescheiden geblieben sind. Und grundsätzlich deshalb, weil die Porsche-Kundschaft den klassischen, frei saugenden Boxer-Sechszylinder liebt, auch wenn dieser ab Baureihe 996 wassergekühlt ist. Der 996 galt lange als günstiges Einstiegsmodell, weil er sich aus Kostengründen viele Bauteile mit dem kleineren Boxster teilte – inklusive der auffälligen Scheinwerfer im «Spiegeleierformat». Er könnte jedoch in den kommenden Jahren aufgrund eines gewissen Nachholbedarfs einen schnelleren Wertzuwachs erleben.
Sicherer Wert
Weil Sparzinsen nicht attraktiv und Aktien eher unsicher sind, wählen Geldanleger also gerne auch die Kapitalanlage auf vier Rädern. Grundsätzlich eignen sich teurere Sportwagen am besten als Investitionsobjekt. Sie sind meist in gepflegtem Zustand, und in der Regel ist auch der Kilometerstand eher niedrig. Stets ist jedoch darauf zu achten, dass die Papiere vollständig vorhanden sind. Wirklich sinnvoll ist das Auto als Wertanlage vor allem für Anleger mit Benzin im Blut, denn schliesslich kann das Fahrzeug ja auch als Kulturgut betrachtet werden, dessen Werterhalt durch entsprechende Pflege gesichert werden muss.
Multimillionäre der Rennstrecke
So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass die Preise bestimmter Autos Schritt für Schritt in schwindelerregende Höhen steigen. Ein Blick im Internet auf Neuwagen- und Occasionenportale zeigt, dass Porsche-Modelle aus den 70er-, 80er- und 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts die 100’000-Franken-Grenze oft massiv überschreiten und dass sich beispielsweise mehrere Jahre alte GT3-Versionen sogar schnell der Marke von 200’000 Franken nähern. Ein Blick ins Archiv zeigt, dass die 911-Neupreise in der Schweiz im Jahr 1975 noch zwischen 41 500 und 78’650 Franken und anno 2000 bereits bei 119’350 bis 149’850 Franken lagen. Aktuell sind 911er zwischen 153’300 und 234’700 Franken zu haben. Zu diesen Basispreisen addiert sich in der Regel dann noch eine stattliche Summe für Ausstattungsoptionen.
Verbunden in Clubs
Oft geht es bei der passionierten Porsche-Kundschaft nicht allein ums Auto, sondern auch um die Gemeinschaft, das Treffen von Gleichgesinnten in Clubs. Gilles Salomon beispielsweise, der das von den Experten von Porsche Sonderwunsch in Zusammenarbeit mit Jo Sifferts Sohn Philippe aufbereitete Unikat 911 GT3 RS Tribute to Jo Siffert erwerben konnte, engagiert sich gleich in drei Porsche-Clubs. In seiner Garage stehen auch ein 991 GT2 RS und ein 911 GT3 RS, die beide regelmässig auf der Rennstrecke bewegt werden. Salomon denkt auch nicht daran, den einzigartigen Jo-Siffert-«Elfer» in einem Museum oder einer Tiefgarage zu konservieren. Das Auto soll regelmässig auf der Strasse bewegt werden. Für viele 911-Liebhaber stellt sich derzeit noch die Frage des Antriebskonzepts der elektrischen Zukunft. Denn eine Batterie mit 500 oder mehr Kilogramm Eigengewicht passt nicht in einen Sportwagen, der durch herausragende Agilität bestechen soll. So kann man denn auch die Meinung vertreten, dass mit dem Verschwinden des Sechszylinder-Boxermotors der Modellname 911 ebenfalls auslaufen müsste. Und dies könnte sich massiv auf den Werterhalt des Modells auswirken. Noch ist von den Plänen der Modellstrategen diesbezüglich aber nichts zu erfahren.
Dieser Artikel ist im Millionär, dem Magazin der Handelszeitung, erschienen (Juni 2025).