Wer in Las Vegas vom neuen Convention Center West in den älteren, weiter östlich gelegenen Komplex muss, kann das zu Messezeiten gratis machen: An der überirdischen Haltestelle, die gewisse Ähnlichkeit mit dem Busknotenpunkt einer grösseren Zürcher Vorortsgemeinde wie Meilen hat, lassen sich die Fahrzeuge besteigen – und dann geht es gleich um die Ecke auf einer steilen Rampe nach unten. Nach einer kurzen Fahrt in einem spacig illuminierten engen Tunnel erweitert sich der Hohlraum unter der Erde: erster Halt. Rechts geht es weiter zum noch weiter östlich gelegenen Teil des Convention Center. Die Fahrt selber erfolgt in einem Tesla. Der Fahrer überwacht alles nur noch – das Fahrzeug steuert selbstständig. Der Tunnel wurde von der Firma Boring Company gebaut – sie zählt ebenso wie Tesla zum Firmenimperium von Elon Musk. Und hier unten bewegen sich lediglich die Tesla-Fahrzeuge.

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Tunnels sind praktisch, weil sie für die sensorenbestückten Fahrzeuge einfach zu bewältigen sind. Hier unten gibt es keine Fussgänger, Velofahrerinnen oder unterschiedliche, häufig missliche Beleuchtungs- und Witterungsverhältnisse, und es gibt auch keinen Gegenverkehr. Es gibt einfach nur die Teslas.

Oben, im rauen Alltag des normalen Strassenverkehrs, konkurrenziert Tesla zunehmend mit den Autoplänen der grossen US-Tech-Firmen. Die verfolgen jeweils ganz verschiedene Ansätze, um sich beim Thema Mobilität der Zukunft optimal aufzustellen.

Google liefert mehr als nur Karten

Während man noch vor wenigen Jahren davon ausging, dass die grossen Tech-Firmen auch mit eigenen Fahrzeugen und Logos auf die Strassen kommen, gehen die Analysten und Analystinnen von CB Insights davon aus, dass sie die Technologie ins Innere der Autos bringen möchten – und das Zusammenschrauben der vier Räder, Motoren und Karosserien lieber den etablierten Autokonzernen überlassen. Google beispielsweise ist für seine umfangreichen Experimente mit fahrerlosen Fahrzeugen der Waymo-Sparte bekannt. Diese gelten als wichtig, um Erfahrungen auf den vielen Millionen Testkilometern zu sammeln.

Parallel dazu expandiert man auf der Basis des Cloud Computing und der künstlichen Intelligenz, wo man weltweit zu den führenden Anbietern zählt – sowie auf der Basis des umfangreichen Wissens, das in den eigenen Kartendiensten steckt. Ende Februar beispielsweise gewann man Mercedes-Benz als Partner – und spannte damit dem konkurrenzierenden Kartendienst Here, an dem weitere deutsche Autofirmen und Zulieferer wie BMW, Audi, Bosch und Continental beteiligt sind, einen wichtigen Partner aus. Mit der Google-KI soll Mercedes zudem ein besseres Verständnis für die eigene Flotte bekommen, womit auch die Neuentwicklung der nächsten Fahrzeuggeneration einfacher werden soll, wie beide Unternehmen mitteilten. Die Software für die Kontrolle der eigenen Fahrzeuge, die Mercedes ab etwa 2025 unter der Bezeichnung MB.OS entwickelt, soll in der eigenen Hand bleiben.

iCar von Apple, wieder einmal

Auch bei Amazon drehen sich die Aktivitäten um das eigene Kerngeschäft. Auf den ersten Blick ist dies das E-Commerce-Geschäft. Dahinter stehen indes die sehr lukrativen AWS-Cloud-Sparten sowie das überaus komplexe, aber nicht profitabel arbeitende Logistiksystem. Amazon hatte sich 2019 und 2020 beim Tesla-Konkurrenten Rivian beteiligt sowie Mobilitäts-Startups wie Zoox und Aurora aufgekauft. Die Grenzen zwischen kleinen elektrischen Fahrzeugen und grossen Lieferrobotern würden zunehmend schwinden, wie ein Vertreter des Unternehmens an der CES im Januar in Las Vegas erklärt hatte – und für Amazon sowie die weiteren Big-Techs ist die Elektrifizierung der Logistik auch ein Weg, um als Gesamtunternehmen Richtung Netto-null-Emissionen voranzukommen.

Samsung arbeitet an der Vorbereitung von fliegenden Autos.

 

Ein «ewiger Anwärter» für die Lancierung des iCar ist Apple. Seit 2014 kursieren regelmässig Gerüchte um den Einstieg in das Autogeschäft. Gelegentlich ist die Einstellung von Entwicklerteams der Auslöser, und wenn diese entlassen werden, heisst es, Apple beerdige alle Pläne. Wie bei allen Vorhaben kommentiert das Unternehmen entsprechende Anfragen nie, selbst wenn sie von Analysten und Analystinnen wie denen von J.P. Morgan und der Citigroup kommen und Hinweise auf Vorgespräche mit Akkuherstellern umfassen. Die iPhones, soweit ist man sich einig, werden dann auch den Schlüssel für die iCars integriert haben. Und noch weiter oben, quasi im freien Luftraum, arbeitet Samsung laut einem Bericht des US-Magazins «Autoevolution» an einem «fliegenden Auto».

Kommunikation über Satelliten

Auch die Südkoreaner gehen von vertrautem Terrain aus: Sie beherrschen Teile der Chipindustrie, die nächsten Handygenerationen werden für die Kommunikation über Satelliten ausgelegt, womit es nicht nur möglich wird, von Orten aus zu telefonieren, wo es keine Mobilnetz gibt. Die Satellitenkommunikation gilt als Schlüssel für die städtische Luftmobilität inklusive fliegender Autos, an denen Samsung angeblich arbeitet. In die engen Autotunnels von Musk werden sie aber wohl nicht ohne weiteres passen.