Die Vision ist klar und ambitioniert: Innerhalb von 25 Jahren soll so viel erneuerbare Energie in Toggenburg produziert werden, wie im Tal selbst verbraucht wird. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde 2009 der Förderverein Energietal Toggenburg gegründet. Vertreter aller Toggenburger Gemeinden sowie zahlreiche Unternehmen und Privatpersonen setzen sich gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft ein. Dazu Christoph Kauz, Geschäftsführer des Vereins: «Es geht darum, unsere Heimat nachhaltig zu entwickeln und gleichzeitig den Energieverbrauch zu decken. Durch den gemeinsamen Einsatz und innovative Methoden wollen wir ein Vorbild für andere Regionen schaffen.»
Die Strategie von Energietal Toggenburg basiert auf den Säulen Beratung, Bildung, Kommunikation und Projekte. «Wir bieten verschiedene Beratungen an, die für die Einwohner des Toggenburgs kostenlos sind», so Christoph Kauz. «Dazu gehören Energieberatung, die Impulsberatung ‹erneuerbar heizen›, und Power vom Dach. Darüber hinaus unterstützen wir Initiatoren bei der Prüfung der Machbarkeit und der Realisierung von Wärmeverbünden.» Dank diesen umfangreichen Bestrebungen konnte im Toggenburg bereits ein Autarkiegrad von über 40 Prozent erreicht werden.
Sensibilisierung
Die Sensibilisierung der Bevölkerung und der Politik ist jedoch der entscheidende Faktor. Mit Informationsveranstaltungen, Aktionen und der Präsenz bei lokalen Events sucht Energietal Toggenburg den direkten Kontakt. «Gemeinsam mit Partnern haben wir das ‹Energy Game 4 all› gestartet, bei dem die Energiewende spielerisch erlebt werden kann. Es ist wichtig, dass alle Altersgruppen verstehen, wie sie zur nachhaltigen Entwicklung beitragen können», erklärt Kauz. Genau darum wurden auch zahlreiche Bildungsangebote für alle Schulstufen entwickelt. Als Partner der Energieakademie beteiligt man sich zudem an der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften im Solar- und Wärmebereich. «Bildung ist der Schlüssel, um langfristig erfolgreich zu sein. Wir müssen das Bewusstsein für erneuerbare Energien bei den zukünftigen Generationen festigen», sagt Christoph Kauz.
Um das Ziel der Energieautarkie zu erreichen, setzt Energietal Toggenburg parallel auf die Nutzung und Förderung von nachhaltigen Technologien. «Durch Beratung und Sensibilisierung möchten wir die Bevölkerung dazu motivieren, erneuerbare Energien zu nutzen. Wir unterstützen Gemeinden und Privatpersonen bei Projekten, die als Vorbild dienen können», erklärt Christoph Kauz. Ein Beispiel hierfür ist das Erlebnishaus Energie in Wattwil, das durch Solarkraft, Erdwärme und Wasserkraft etwa doppelt so viel Energie produziert, wie die Bewohnerinnen und Bewohner nutzen. Ein weiteres Beispiel für innovative Projekte ist das Solarhaus Iltios, das von einer ehemaligen Skilift-Talstation in ein Ferienhaus umgestaltet wurde. An der Südfassade sorgt eine PV-Anlage für optimale Stromproduktion. Kauz betont: «Es sind genau solche Projekte, die zeigen, wie wir mit Kreativität und Engagement grosse Schritte in Richtung Energieautarkie machen können.»
Herausforderungen
Eines der grössten Hindernisse auf dem Weg zur Energieautarkie ist die Finanzierung. «Die meisten Akteure sind Privatpersonen und Gemeinden. Mit Partnern wie HEV und Raiffeisen sprechen wir bei Renovationen und Hypotheken immer auch über die Verbesserung der Energieeffizienz und erneuerbare Energieproduktion», erklärt Christoph Kauz. Parallel schafft man eng mit den örtlichen Behörden, Bürgerinnen und Unternehmen zusammen. Dennoch stagnieren aktuell die Zahlen für Beratungen. Diejenigen, die affin für erneuerbare Energien sind, haben ihre Projekte bereits umgesetzt. «Nun gilt es, Menschen zu erreichen, die weniger stark mit dem Thema vertraut sind, und Immobilieneigentümer zu motivieren, in ihre Gebäude zu investieren», erklärt Christoph Kauz. «Besonders das Potenzial für die Sanierung älterer Immobilien ist gross und wichtig für die weitere Entwicklung.» Der Förderverein Energietal Toggenburg arbeitet diesbezüglich mit Fachhochschulen zusammen. Im Projekt Renowave werden die technischen, finanziellen und organisatorischen Herausforderungen bei der Sanierung alter Immobilien mit einem inter- und transdisziplinären Ansatz angegangen. «Wir möchten, dass die Liegenschaftsbesitzer möglichst wenig Ansprechpartner haben, um die verschiedenen Ansprüche zu erfüllen. So sollen sie motiviert werden, nachhaltige Lösungen umzusetzen», so Kauz final.